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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Welblechhütten-Proteste stärker denn je Als Stallion-Security Leute oder Busfahrer streikten, schaffte es der Protest gegen die FIFA sogar kurzzeitig in die Kommerzmedien. Aber auch wenn da wieder "Funkstille" eingekehrt ist - die Proteste gehen unvermindert weiter. Eine knappe aktuelle Materialsammlung zum Überblick ist "Wellblechhütten gegen FIFA" vom 25. Juni 2010 inklusive einiger Auszüge aus einem Gespräch mit einer zweiköpfige Delegation von Abahlali baseMjondolo, dem südafrikanischen shackdwellers' movement, die gegenwärtig Europa (und in dieser Woche NRW) bereist. Wellblechhütten gegen FIFA Die letzten Jahre mal in Portugal gewesen? Muss nicht sein, daselbe kann wohl künftig in Südafrika gesehen werden: Sportruinen.... Fünf Neubauten und fünf Generalüberholungen - das sind die 10 Milliardenschweren Stadien für die WM 2010 in Südafrika. Bisher gibt es für vier dieser zehn Stadien Verwendungspläne nach der WM - in der Regel als Rugbystadien...Und ansonsten gibt es viele Vorschläge, bis hin zu jenen, es Südkorea nachzutun: Dort wurde eines der 2002 Stadien wieder abgerissen - diese und andere Informationen aus der Welt der Investitionen sind nachzulesen in dem Artikel "Finding use for new stadiums will prove an uphill" von Ingi Salgado am 22. Juni 2010 in Business Report. Wer auf den Folgekosten sitzen bleibt, sind die Kommunen - weswegen, je mehr das deutlich wird, auch die Proteste zunehmen. Wobei die weltweit bekannte Tatsache, dass sich die FIFA vor keiner Maßnahme schämt, dazu beiträgt: Sehr viele Kommentare in verschiedensten Zeitungen rief die Tatsache hervor, dass zwei Holländerinnen festgenommen worden waren, weil sie beim Spiel gegen Dänermark Werbung für eine holländische Biermarke machten, die kein zahlender FIFA-Sponsor ist - und sowas ruft beim Notstandsregime sofort Aktivität hervor, nachzulesen in der SAPA-Meldung "Charges over orange dresses dropped" am 24. Juni 2010 im Daily Dispatch. Am Mittwoch, den 23. Juni 2010 gab es aus Blikkiesdorp eine Demonstration zur Übergabe der Einladung zum Poor Peoples World Cup an Offizielle und Behörden (und die FIFA) Kapstadts. Blikkiesdorp ist eine jener Siedlungen weitab von der Stadt, wohin "störende" shack-BewohnerInnen umgesiedelt wurden. In einem Gespräch mit Vertretern von Abahlali baseMjondolo führten diese aus, was solch eine Umsiedlung bedeutet: "Sieh mal, es geht natürlich zum einen um die Qualität dieser Häuser, die sehr oft weit unter allen Versprechungen liegt. Aber das ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist, dass die Menschen in die Siedlungen möglichst nahe an der Innenstadt gehen, weil dort die Möglichkeiten einen Job zu bekommen, Zugang zur Schule für die Kinder zu haben oder zu Gesundheitsposten einfach viel grösser sind. Bist Du erst mal da draussen, dann bist Du eben da draussen, weit weg, aus der Sicht, kannst erstmal vernachlässigt werden, und genauso geschieht es. Noch nicht einmal irgendwie öffentlichen Nahverkehr gibt es da, das Transportproblem - und von so weit weg ist es eben genau das, ein Problem - wird den Sammeltaxis überlassen." Warum es im übrigen keineswegs nur Menschen sind, denen Fußball egal ist, die protestieren, wird aus dem Beitrag "The Green Point Stadium And How Apartheid Took The Footballing Soul Out Of Cape Town" von Amar Singh am 23. Juni 2010 bei goal.com deutlich: Der Platz, auf dem jetzt das neue Stadion steht, war schon in den Zeiten bevor die Apartheidsgesetze erlassen wurden extrem volkstümlicher Wochenendtreffpunkt für Fußballspiele - immer schön nach "Rasse" getrennt...aber Fußball war kein Sport der Ariernachahmer... Fünf Jahre für handyklau - und Vertreibungen. Vor der WM, während der WM, wegen der WM und nach der WM Proteste gibt es aber auch gegen die drakonischen Strafen an den 56 WM-Sondergerichten. Erst in der letzten Woche wurde der 22-jährige Themba Makhubu zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, weil er ein Handy gestohlen hatte - ohne Gewaltanwendung, nichts verschärfendes, aber sichtlich nicht derselbe Maßstab, der an korrupte Politiker und Banker aller Art angelegt wird, wird in "Swift and Severe Justice at World Cup Courts" von ROB HUGHES in der New York Times am 20. Juni 2010 berichtet. Dass selbstverständlich die sozialen Probleme der Menschen in Südafrika nicht von der WM stammen und auch nicht vor allem auf die WM zurückgeführt werden können, macht der "Brief an deutsche Genossen" klar, den eine Versammlung von Abahlali baseMjondolo am 19. Juni 2010 ihrer Delegation mit auf den Weg gegeben hat. hrw |