![]() |
|
Home > Internationales > Südafrika > Arbeitskämpfe > nachmarikana2 | |
Updated: 18.12.2012 15:51 |
Polizei: Nichts als die Unwahrheit - Bergarbeiter: Selbst verhandeln Nichts von dem, was die südafrikanische Polizei in ersten Pressemitteilungen behauptete, ist wahr: Menschen wurden in den Rücken geschossen, von gepanzerten Fahrzeugen überrollt. Dafür sollen jetzt viele der beinahe 300 festgenommenen Bergarbeiter unter Mordanklage gestellt werden - und, laut mehreren Berichten, schon mal geständnisreif gemacht: In Haft verprügelt. Derweil die einst so stolze Bergarbeitergewerkschaft NUM als Reaktion auf den Schritt der weiterhin streikenden Bohrleute nur noch Peinlichkeiten verbreitet: Sie würden schon noch sehen, dass man zu Verhandlungen die NUM brauche...Um die allmähliche Klärung der Rauchvorhänge drehen sich die Dokumente, die wir in der kurzen Materialsammlung "Nach Marikana 2" vom 31. August 2012 zusammengestellt haben. (Hinweis: Nach Marikana hiess die erste unserer Materialsammlungen vom 24.8 dazu, viel ausführlicher und vor allem zu Ereignissen, Hintergrund, Reaktionen und Bedeutung). Nach Marikana (2) - der Rauchvorhang lichtet sich Die erste "Rauchbombe" oder auch Nebelkerze, war die weltweit polizeiübliche: Man habe in Selbstverteidigung geschossen (die angenommene Selbstverteidigung scheint in Südafrika noch nicht erfunden, Putativnotwehr auf wirklich gut deutsch). Das ist dahin, da zahlreiche ermordete Bergarbeiter in den Rücken geschossen wurden - und keinerlei Meldung über einen auch nur leicht verletzten Polizisten bestätigt wurde. Mord nennt es nach zwei Wochen Recherche vor Ort auch der Autor des Berichts "The murder fields of Marikana. The cold murder fields of Marikana" Was nicht bedeutet, dass die Repression gegen die streikenden Bergleute von Lonmin nicht weiter organisiert würde: "South African miners charged with murder of colleagues killed by police" NUM: Peinlich Aber auch Rauchvorhang zwei, der über gewerkschaftliche Verhältnisse gebreitet wurde, lichtet sich allmählich. "Workers turn on unions" Deutsche (nicht nur) linke Reaktionen "Seit dem Ende der Apartheid feiert sich Südafrika als multikulturelle Rainbow Nation. Die seit 1994 regierende Allianz aus dem African National Congress (ANC), dem Gewerkschaftsverband Cosatu und der Kommunistischen Partei (SACP) genoss aufgrund ihrer Rolle im Befreiungskampf gegen das Apartheid-Regime lange das Vertrauen der schwarzen Bevölkerungsmehrheit. Doch knapp 20 Jahre Demokratie haben wenig an der ethnischen Segregation geändert und erst kürzlich hat Südafrika Brasilien den Rang des Staates mit der weltweit größten sozialen Ungleichheit abgelaufen. Auch im Hinblick auf Mord-, Vergewaltigungs- und Aids-Raten ist Südafrika führend und etwa 40 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung sind arbeitslos. Abgesehen vom Aufstieg einer zahlenmäßig kleinen schwarzen Elite mit Verbindungen zur Führungsriege des ANC hat sich seit dem Ende der Apartheid wenig an den Eigentumsverhältnissen geändert – das Durchschnittseinkommen der Armen ist in den letzten 20 Jahren sogar gesunken. Vieles spricht dafür, dass das Massaker an den streikenden Minenarbeitern in Marikana vor zwei Wochen einen Wendepunkt im Verhältnis des ANC zu seiner sozialen Basis markiert" - der Beginn des Beitrags "Schweigen ist Platin" "Die Arbeiter der südafrikanischen Platinmine Marikana sind nach dem Massaker mit 34 Toten fest entschlossen, ihren Kampf fortzusetzen. Sie wollen mehr Lohn für die Arbeit, bei der sie täglich ihr Leben aufs Spiel setzen" - so beginnt "Der Streik der harten Männer" "Gelähmt vom Machtkampf in der Regierungsallianz - Die südafrikanische Bergarbeitergewerkschaft NUM verliert den Kontakt zur eigenen Basis" ist der richtungsweisende Untertitel des Beitrags "Das Ende des Friedens" "Wie es zu dem Unglück kommen konnte, fragen sich seit letzter Woche auch die Gewerkschafter von Südafrikas größter Gewerkschaft NUM (National Union of Mineworkers), die zum Dachverband COSATU gehört, der mit dem ANC und der kommunistischen Partei Südafrikas die Regierung bildet. NUM erscheint seit Marikana ratlos und hilflos. Denn nicht erst seit dem Blutbad zeigt sich deutlich, dass NUM-Funktionäre vielfach kein Gehör mehr bei den Kumpels finden. Schon beim Streik auf einer anderen Platinmine im Platingürtel um Rustenburg Anfang des Jahres gelang es NUM nicht, die Arbeiter anzuführen. Selbst COSATU-Generalsekretär Zwelenzima Vavi fand bei den Streikenden kein Gehör, als er sie nach einem Verhandlungsergebnis aufforderte, zur Arbeit zurückzukehren. Der Spalt zwischen immer mehr Arbeitnehmern und den COSATU-Funktionären hat nach Expertenmeinung mehrere Ursachen: Vor Ort gewinnen neue Gewerkschaften oder spontane Zusammenschlüsse von Arbeitnehmern an Einfluss, so wie im Fall Marikana, wo die kleine Gewerkschaft AMCU (Association of Mineworkers and Construction Union) den Streik für eine höhere Entlohnung angeführt hat" - aus "Zu viel ANC und zu wenig Basis" Zusammengestellt von Helmut Weiss |