letzte Änderung am 23. Dez. 2002 | |
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Ende November 2002 traten die Fluglotsen im nordwestsibirischen Surgut in den Hungerstreik. (Da Fluglotsen in Russland laut Gesetz nicht streiken dürfen, greifen sie bei Arbeitskonflikten häufig zum Mittel des Hungerstreiks am Arbeitsplatz, wodurch sie nach wenigen Tagen arbeitsunfähig werden.) Die Fluglotsen in Surgut forderten die Verdopplung ihrer auch für russische Verhältnisse niedrigen Löhne sowie die Verabschiedung eines Sozialplans, um den gegenwärtigen Umfang der Sozialleistungen zu gewährleisten. Der Aktion schlossen sich in der ersten Dezemberwoche die Belegschaften zahlreicher Flugleitstellen Sibiriens an. Der Konflikt fing an, sich auch auf den zentralen Teil Russlands auszuweiten: so wurde außer in Surgut auch die Flugleitstelle in Wologda (400 km nördlich von Moskau) geschlossen.
Anfangs haben die zentralen russischen Medien den Hungerstreik in Surgut ignoriert, aber als sich der Aktion auch die Fluglotsen der Großstädte Omsk und Nowsibirsk anschlossen, begriffen die Ministerialbeamten den Ernst der Lage. Da die Flugleitstellen Westsibiriens eine wichtige Rolle bei der Leitung internationaler Flüge nach Osten, Süden und Westen (sowie aus diesen Himmelsrichtungen kommend) spielen, drohte die völlige Paralyse der Luftfahrt und das Versiegen einer nicht zu vernachlässigenden Einnahmequelle des russischen Luftfahrtministeriums.
Besorgte hohe Vertreter des Ministeriums trafen am 7. Dezember in den sibirischen Städten Omsk, Nowosibirsk, Surgut und Chanty-Mansijsk ein. In Surgut konnten sie nach Informationen der Sibirischen Konföderation der Arbeit (SKT) nur mit drei der über zwanzig dort angestellten Fluglotsen sprechen, da die übrigen wegen dem Hungerstreik von ÄrtztInnen für arbeitsunfähig erklärt worden waren.
In Omsk sagte der eingetroffene stellvertretende Minister für Luftfahrt zu, die Löhne der Fluglotsen in nächster Zeit um 10-15% zu erhöhen, wobei die Fluglotsen eine Erhöhung von 50% verlangten. [In früheren Informationen war von einer Verdoppelung die Rede, Anm. d. Übers.] Der Vorsitzende der Föderation der Fluglotsengewerkschaften Russlands, Kowaljew, erhielt vom Luftfahrtministerium die Zusage, dass das Lohnniveau der ganzen Branche grundsätzlich überprüft würde und bat seine Kollegen, den Hungerstreik vorerst bis zum 22. Dezember einzustellen. Die Einzelgewerkschaften der Föderation erklärten sich damit einverstanden. Nach dieser Übereinkunft mit dem Transportministerium muss sich der Minister bis zum 20. Dezember mit Vertretern der protestierenden Fluglotsengewerkschaften getroffen und seine Entscheidung in den strittigen Punkten vorgelegt haben. Ein Plenum des Zentralrats der Föderation der Fluglotsengewerkschaften wird am 21. Dezember über die Ergebnisse beraten. Wenn es mit ihnen nicht zufrieden ist, könnte der Hungerstreik am 22. Dezember mit der Frühschicht wieder beginnen.
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