Home > Internationales > Haiti > medikamente | |
Updated: 18.12.2012 15:51 |
Ärzte statt Soldaten, Schuldenstreichung statt Eintreibung Es sind nicht mehr nur "die üblichen Verdächtigen", die die internationale Hilfe in Form von vielen Soldaten und wenig Medizin - vor allem der USA und der UNO-Schutztruppe, in ihrem Gefolge aber auch vieler anderer Regierungen - zumindest als seltsam empfinden, oder beginnen, sie direkt zu kritisieren. Während die Kommerzmedien es schaffen, die konkreten Hilfen Cubas und Venezuelas ausserhalb ihrer sogenannten Berichterstattung zu halten, sind etwa auf der Auftaktveranstaltung des dezentralen Weltsozialforums in Porto Alegre auch potenzielle Verbündete der Lula-Regierung mit ihr hart in die Kritik gegangen. Außenministerin Clinton dagegen ist betroffen: Von der zunehmenden Kritik am massiven Truppeneinsatz auf Haiti. Die nunmehr dritte, diesmal etwas kleinere kommentierte Materialsammlung des LabourNet Germany nach dem Erdbeben auf Haiti "Medikamente statt Soldaten" vom 29. Januar 2010. Medikamente statt Soldaten Die Kritik am sogenannten Hilfseinsatz ist inzwischen so heftig und weit verbreitet, dass selbst der haitianische Präsident Préval sie - zurückhaltend, diplomatisch - aufnehmen musste. Er wolle niemand kritisieren, aber es sei deutlich, dass es den Hilfsaktionen an Koordination ermangele sagte er laut dem Bericht "Haiti pleads for better aid effort" von Patricia Zengerle und Jackie Frank am 28. Januar 2010 bei Global Post. Im selben Bericht wird auch auf eine heftige Konfrontation zwischen US und brasilianischen Truppen gegen einen ganzen Stadtteil eingegangen. Ebenfalls auf die Kritik reagieren musste die US-Außenministerin Clinton. Sie sei zutiefst betroffen von den Attacken auf die "Großzügigkeit unseres Volkes" - immerhin sagte sie nicht auf die "Großzügigkeit unserer Krone", ist ja Republik. Der Bericht "Clinton 'deeply resents' foreign criticism on Haiti" am 26. Januar 2010 bei The Raw Story publiziert, macht indirekt sehr deutlich, wie verbreitet diese Kritik am Motto "Soldaten statt Ärzte" inzwischen ist, wenn auch nicht gerade in den Kommerzmedien der USA und der EU. Gummigeschosse, Gasgranaten, Panzer: "Sie behandeln uns wie Tiere" Die permanente Eskalation des Armeeeinsatzes und der Geist der dahinter steckt, wird in dem Beitrag "Troops fire on starving crowds in Haiti" von Patrick Martin am 28. Januar 2010 auf der World Socialist Website dokumentiert, mit zahlreichen Verweisen auf Interviewpassagen der Kommerzmedien. In dem sehr ausführlichen Beitrag "Haití: Empobrecimiento criminal encuentra a Terremoto; Deuda-Pirata y Ocupación estadounidense" von Azalea Robles am 26. Januar 2010 bei kaosenlared wird nicht nur die bisherige Ausbeutung Haitis umfassen dokumentiert, sondern auch die aktuellen Maßnahmen in diese Politiktradition eingeordnet - inklusive der Kreditzusagen des IWF, die an die üblichen Erpressungen gebunden sind. Es wird deutlich, dass die wirklichen Plünderer ganz andere sind als jene, die unter diesem Vorwand erschossen werden. Der für Kaosenlared aus dem kreolischen ins spanische übersetzte Artikel der haitianischenZeitung Gara sammellt vor allem Aussagen von HaitianerInnen über die Präsenz der US Soldaten, wobei der Titel alles wesentliche bereits aussagt "No he visto a soldados estadounidenses distribuyendo alimentos en la calle" erschien bereits am 20. Januar 2010. "Kein Haitianer hat diesen Freibrief unterschrieben" - das ist der Kernsatz des Berichts "The Kidnapping of Haiti" von John Pilger, der beim Informationclearinghouse am 27. Januar 2010 dokumentiert wird: Die USA haben sich vom Sicherheitsrat der UNO (im Nachhinein) das Mandat geben lassen, sämtliche Häfen, Flughäfen und wichtige Strassen militärisch zu sichern. Weder irgendein Bürger oder eine Bürgerin Haitis noch die haitianische Regierung haben diesen Freibrief unterschrieben - so etwas nennt man klassisch nicht Hilfe sondern Besatzung. Bernard Schmid stellt dies in seinem Beitrag "Haiti muss unabhängig bleiben" , der am 28. Januar 2010 in der jungleworld erschienen ist, in den Zusammenhang mit der auch in Europa geführten Debatte über eine Vormundschaft über Haiti - im übrigen ein Begriff mit wenig netter Geschichte: Am meisten verbreitet war er in den bis 1857 die USA beherrschenden Sklavenhalterstaaten des Südens... Hatte Cuba bereits den Unterschied ausgemacht und die rund 350 Ärzte und Krankenschwestern zum Einsatz gebracht, die sich für Haiti gemeldet hatten, so macht auch Venezuela eine andere Politik: Alle Ölschulden Haitis wurden mit sofortiger Wirkung gestrichen, wird in dem Beitrag "Chavez Writes Off Haiti's Oil Debt to Venezuela" in der Latin American Herald Tribune vom 26. Januar 2010 berichtet. Zusammengestellt von hrw |