Portugal: Generalstreiks in 2002
Generalstreik am 10. Dezember 2002
- Der Generalstreik der CGTP am 10. Dezember 02 - gegen die neuen Arbeitsgesetze
der Regierung Barroso - wurde sehr unterschiedlich gewürdigt: Während
die Regierung behauptet, es habe so gut wie keinen Streik gegeben, spricht
die CGTP von einer durchschnittlichen Teilnahme von 87,5%. "Neutrale"
Quellen berichten vom totalen Verkehrschaos in Lisboa und Porto - denn neben
Schulen, Krankenhäsuern und der Müllabfuhr, war die Beteiligung
auch im ÖPNV nahezu 100 Prozent. Ebenso in den grossen Industriebetrieben.
Insgesamt sollen sich 1,7 Millionen Menschen beteiligt haben. Dass künftig
- neben den europaweit "üblichen" Neuerungen - Gewerkschaften
und Belegschaften regresspflichtig gemacht werden sollen, wenn ein Streik
für illegal erklärt wird, wirkte zusätzlich mobilisierend -
ausser auf den anderen Verband, die UGT, die nicht zum Streik aufrief. Link
zu einer Zwischenbilanz der Streikbeteiligung von CGTP: BALANÇO
PROVISÓRIO DA GREVE
- CGTP ruft am 10. Dezember 2002 zum erneuten Generalstreik auf. Mit einer
Resolution des Nationalrats der CGT Portugals wird für den 10. Dezember
erneut zu einem Generalstreik gegen das Arbeitsgesetzpaket der konservativen
Regierung Durão Barroso aufgerufen - während die UGT zuerst noch
alle weiteren Möglichkeiten der Verhandlungen ausschöpfen möchte
und einen eventuellen Generalstreik im Janaur 2003 vorschlägt - auch
das wurde in einer Vorstandsresolution festgehalten. Das ist der wesentliche
Inhalt und die wesentliche Differenz der Resolutionen beider portugiesischer
Gewerkschaftszentralen aus der letzten Woche. Wer sie ausführlich begründet
lesen kann (Portugiesisch) und will:
13.11.2002: Erster Generalstreik im öffentlichen Dienst
seit mehr als 10 Jahren
Portugal - wie die Bundesrepublik von der EU wegen zu hoher Neuverschuldung
ermahnt - erlebt eine Offensive der konservativen Regierung Durão Barroso.
Ein "Arbeitsgesetzepaket" regelt nicht nur die bekannten neoliberalen
Grundforderungen: leichter entlassen, mehr befristete Einstellungsmöglichkeiten
usw - sondern auch den Stellenabbau im öffentlichen Dienst. Die beiden
grossen Gewerkschaftszentralen CGTP und UGT riefen für den 13.11.2002 zum
ersten Generealstreik im öffentlichen Dienst auf: Weil der einerseits am
meisten betroffen ist, andrerseits der grösste Sektor im Lande ist. Rund
15% aller portugiesischen Arbeitsplätze sind im öffentlichen Dienst,
etwa 700.000 Menschen arbeiten da. Die Zahlen für die Beteiligung könnten
wieder einmal unterschiedlicher kaum sein: Eine Beteiligung von 80% geben die
Gewerkschaften an, die Regierung sagt, es waren höchstens 30%. Da mehrere
portugiesische Zeitungen - die ansonsten voll auf Regierungslinie lagen - ausführlich
über das "angerichtete Chaos" schrieben, liegt die Zahl der Beteiligten
dann doch wohl eher bei den Gewerkschaftsangaben - was nach 10 Jahren rapide
sinkender Streikzahlen einen echten Erfolg darstellen würde. So lange die
beiden Homepages der Gewerkschaften nichts dazu bringen, Link
zu einer (englischen) Meldung von BBC: Public servants hold 1st general strike
in 10 years