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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Wie lange noch Arroyo ? Dass die Bewegung gegen die Arroyo-Regierung zumindest so stark geworden ist, dass auch Teile des (konkurrierenden) Bürgertums auf die Seite der Opposition gewechselt haben und - beispielsweise - die Ausrufung des Notstandes nicht unterstützten, ist eine Tatsache. Die sich nicht zuletzt aus der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung während dieser Regierungszeit erklärt. Eine kleine dokumentarische Zusammenfassung zur Lage der "Philippinen 2006" von Ende März 2006 macht dies zumindest für einen Teil der Gesellschaft deutlich. Zur sozialen Entwicklung auf den Philippinen bis 2006 Der Inselstaat ist für Wachstumsfanatiker - je nach Grad des Zynismus - entweder ein Musterfall oder das gerade Gegenteil. Mit jährlichen Wachstumsraten um die 5 Prozent seit Regierungsantritt Arroyo (2001) hat es die philippinische Marktwirtschaft geschafft, die Zahl der Menschen, die nicht genug zu essen haben oder zumindest erhebliche Probleme, sich ausreichend zu ernähren, auf beinahe 25 Prozent der Bevölkerung - in etwa 85 Millionen Menschen, circa wie in der BRD - ansteigen zu lassen. Bei einer offiziellen Inflationsrate von 6 Prozent war eine der grösseren Auseinandersetzungen der letzten Zeit die - erstmals von diversen Gewerkschaftszentralen gemeinsam geführte - Kampagne für eine allgemeine gesetzliche Lohnerhöhung um 125 Pesos (grob 2 Euro), wobei die Regierung bisher die Position der Unternehmerverbände vertritt, die für die Zuständigkeit der bestehenden regionalen Lohnräte plädieren (weil sie dort jeweils die Mehrheit haben). Zusammen mit dem Ansteigen der Zahl der offiziell registrierten erwerbslosen Menschen auf über 4,1 Millionen (die Regierung macht ihre Kampagne mit der Zahl neuer Jobs, die 4 Millionen sein sollen) und dem Anwachsen der "Selbstbeschäftigung" und der Zeitarbeitsverträge (keineswegs nur Saisonarbeiter in der Landwirtschaft, wie früher) sind das einige der grundlegenden Faktoren für die wachsende Armut - wie auch, auf der anderen Seite, der wachsende Reichtum der 20 Prozent der Bevölkerung, die die höchste Einkommensschicht darstellen. Die zentrale Wirtschaftsmacht sind sieben Clans, die in den einschlägigen Listen der internationalen Wirtschaftsmagazine über Reichtum vertreten sind, darunter auch der Clan der Präsidentin. Ungefähr 30 Millionen Menschen sind die "städtischen
Armen", von denen die allermeisten in den etwa 600 registrierten
Slums des Landes wohnen, von denen sich rund zwei drittel in der Region
Metro-Manila befinden - und alle diese Menschen sind (keineswegs nur theoretisch)
von Vetreibung bedroht, denn immer noch gilt das Gesetz aus der Zeit der
Marcos-Diktatur, demzufolge Baracken-Bau illegal ist. Und erst in jüngster
Zeit verloren Kleinbauern rund eine halbe Million Hektar Land - zugunsten
von agrarischen Entwicklungsprojekten solch bekannter "Entwickler"
wie Dole, Nestle - und der Präsidentenfamilie...Dies sind nur einige
der Fakten die in dem (englischen) Bericht "Situation
of the Filipino Working Masses Under the Arroyo Government" In dem (englischen) Beitrag "Unemployment,
Poverty Worsen under Arroyo" Um das - grobe - Bild etwas abzurunden: in dem (Englischen)
Dokument "Massive
migration of private school studes blamed on indecent wages"
Wenn der Wunschzettel erfüllt wird... Auch auf den Philippinen möchtens Unternehmen gerne
nach Wunsch haben: wenig bezahlen, heuern und feuern und möglichst
keine Steuern. Und natürlich gibt es auch dort die dazu passende
Medienwirtschaft samt Journaille und jede Menge politische Kräfte,
die das ganze auch noch als "im Dienste des Volkes" verkaufen
wollen. Das Schlagwort heisst - wie in vielen Ländern - Exportsonderzonen.
Rund eine Million Menschen arbeiten inzwischen in dieser Art Ausnahmezustand
- Hunderttausende davon in neuen hightech-Betrieben. Bei Winstral Infotech
Corporation etwa wird für IBM gearbeitet - regulär 60 Stunden
die Woche, in Wirklichkeit im Durchschnitt 72 Stunden, wie selbst der
staatstragende Gewerkschaftsverband TUCP kritisierte. Und klar: solche
Vergehen wie Schwangerschaftstests nach Ablauf und vor Erneuerung der
üblichen 5-Monatsverträge sind an der Tagesordnung. Der (englische)
TUCP Bericht über die EPZs und Versuche neuer Formen gewerkschaftlicher
Organisationsarbeit "Export
processing zones in the Philippines - SMS-ing against exploitation"
Militant trade unions are terrorists that terrorize factories that create jobs - ...ein Originalzitat der Frau Präsidentin - zitiert
vom doch reichlich des Radikalismus unverdächtigen Ökumenischen
Institut. Und getreu dem so ausgesprochenen Wunsch, wächst die Zahl
der - unaufgeklärten - Morde jedes Jahr an. Seit Regierungsantritt
Arroyo sind bis Ende 2005 exakt 400 Morde an gesellschaftlichen AktivistInnen
"registriert" - wobei es auch noch eine wachsende Zahl "Verschwundener"
gibt. Allein 179 Morde geschahen im Jahre 2005 - die meisten auf dem Lande,
die zweitmeisten gegen Gewerkschaftsaktivisten - gezählt wurden 31
Morde. Aber auch Journalisten - ausser im Irak sterben nirgendwo soviele
Journalisten wie auf den Philippinen, hat die Internationale Föderation
dokumentiert - und Rechtsanwälte leben gefährlich - so sie denn
kritisch sind. In dem (englischen) Beitrag "Philippines:
the Killing Fields of Asia" Eben das "Ecumenical Institute for Labor Education
and Research" organisiert deswegen im Mai 2006 eine Internationale
Gewerkschaftliche Solidaritätsmission. Der (englische) Aufruf dazu
"International
Labor Solidarity Mission - Philippines, May 2006" Ebenfalls beim Ökumenischen Institut gibt es eine Sonderausgabe
des (englischen) Netzmagazins "Labour
Dispatch" (Zusammengestellt von hrw am 28.März 2006) |