Strukturanpassung und Gewerkschaften
Das Dokument ist schon älter, gibt aber immer noch aktuelle Positionen der zweitgrössten Gewerkschaftsföderation des Niger wieder. Die CDTN (Demokratische Arbeiterkönfederation des Niger) hat diese Positionen, die eine sozusagen "soziale Ausgestaltung" neoliberaler Politik ablehnen und prinzipiellen Widerstand einfordern, nicht nur im Lande, sondern auch auf diversen internationalen Treffen verteidigt - etwa auf dem WSM in Nairobi oder auch dem ESF in London. Das (französische) Dokument "Revendications des travailleurs et programmes d'ajustement structurel" stammt aus dem Jahr 2004 und ist auch für andere prograssievere Gewerkschaftsströmungen aus anderen Ländern repräsentativ - und auch die Grundlage für die Beteiligung an den Debatten um die anstehenden Abkommen mit der EU.
Keine Kohle
für Uran
"Die frühere COGEMA bzw. der AREVA-Konzern
ist seit 40 Jahren in Niger präsent. 40 % des Bedarfs an Uran
für den völlig überdimensionierten französischen
Atomanlagenpark wird in dem Land, dessen südlicher Teil in
der Sahalzone und dessen Nordhälfte in der Sahara liegt, abgedeckt..."
- und dafür haben sie gerade mal 46 Millionen Euros bezahlt.
So zu lesen in dem aktuellen Beitrag "Französischer
Atomkonzern bezahlt immer noch Brosamen für Uranförderung
im ärmsten Land des Planeten" von Bernard Schmid vom
7. September 2007
Streikwelle an Schulen und Krankenhäusern
Ein dreitägiger Streik wurde ab Mittwoch, den
14. März von den Gewerkschaften an Schulen und gesundheitszentren
ausgerufen - und offensichtlich auch weitgehend befolgt, denn Unterricht
fand keiner statt und die Zentren funktionierten nur für Notfälle.
An den - wenigen - Schulen im Niger arbeiten 24.000 LehrerInnen
auf Vertragsbasis und nur 4.000 sind fest angestellt - um die Einkommensverbesserungen
für erstere geht es bei der Auseinandersetzung, sie verdienen
80 Dollar im Monat an den Grundschulen und 120 an höheren Schulen.
An den Gesundheitszentren geht es für 6.000 Krankenschwestern
und mehrere Tausend Laborkräfte neben Lohnerhöhungen vor
allem um die verbesserung von Arbeitsbedingungen, so der redaktionelle
(englische) Bericht "Teachers
and nurses go on strike"
vom 14. März 2007 beim UN-Nachrichtennetzwerk Irin.
Operation "tote Stadt"
Niamey steht seit Donnerstag letzter Woche still:
Im "ärmsten Land der Welt" (laut offiziellen Statistiken)
- wo die Lebenserwartung vor allem aufgrund der Kindersterblichkeit
- gerade 44 Jahre beträgt, betrifft die aktuelle erneute Verteuerung
der Energiepreise vor allem die ärmsten Teile der Bevölkerung.
Alle Gewerkschaften des Landes hatten deshalb, zusammen mit zahlreichen
sozialen Organisationen seit Donnerstag den 22. Juni zum landesweiten
streik aufgerufen - und obwohl noch am letzten Tag der Gouverneuer
des Bundesdistrikts zum Streikbruch aufgerufen hatte, wurde der
Streik massiv befolgt, die Strassen der Hauptstadt waren menschenleer.
Der redaktionelle (englische) Bericht "Strike
over high cost of living paralyses capital"
vom 22. Juni 2006 bei der UNO-Nachrichtenagentur Irin.
Soziale (Elends-)Revolte: "Kein Darben für
Uran"
"Nach Angaben des UN-Entwicklungsprogramms
UNDP handelt es sich um das ärmste Land des Planeten. Andere
Quellen, wie das jährlich erscheinende französische Wirtschaftslexikon
Atlaséco, stufen den Niger jedenfalls in das Dutzend ärmster
Länder ein. 63 Prozent der Bevölkerung des, mit insgesamt
11 Millionen Menschen nicht sehr dicht besiedelten, Landes leben
mit weniger als einem Euro am Tag.(...) Auf Druck des IWF und der
Weltbank hin wurde am 14. März dieses Jahres eine Mehrwertsteuer
in Höhe von 19 Prozent auf alle Grundversorgungsgüter
- Wasser, Mehl, Zucker, Milch, Speisöl und Strom eingeführt.
Auf dem Schwarzmarkt schlugen die daraus resultierenden Preissteigerungen
noch stärker durch: Die realen Preise für die Grundnahrungsmittel
Reis und Hirse stiegen um 50 Prozent. Daraufhin brachen heftige
soziale Proteste aus...." Langfassung
eines Artikel von Bernard Schmid (Paris), zuerst erschienen
in Jungle World vom 27.4.2005. |