letzte Änderung am 17.November 2003 | |
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Dario Azzellini
"Es sind 20 Jahre, aber wir fangen gerade erst an", kommentierte Comandante Abraham von der EZLN den 20. Jahrestag der Gründung der mexikanischen Guerilla EZLN (Ejercito de Liberación Nacional) bei Feierlichkeiten in Mexiko Stadt. Mit Lesungen, einer Buchvorstellung, Konzerten und einer großen Tombola begehen die Zapatisten und ihre Sympathisanten mehrere Tage lang den 20. Jahrestag der Gründung der EZLN. Die Feierlichkeiten sind Teil der Kampagne "20-10", die bis Anfang Januar fortgesetzt werden wird. In der Nacht vom 31. Dezember auf den ersten Januar jährt sich wiederum zum zehnten Mal der zapatistische Aufstand von 1994, als Kämpfer und Kämpferinnen der bis dato unbekannten EZLN in Chiapas mehrere Bezirkshauptstädte und das regionale Zentrum San Cristobal militärisch besetzten. Nach heftigen militärischen Auseinandersetzungen mit Regierungstruppen, die eine bis heute noch unbekannte Zahl von Toten forderten, erklärten die Zapatisten eine Waffenruhe und die Regierung stellte auf massiven Druck der mexikanischen Bevölkerung, die mit Massendemonstrationen für Frieden eintrat, ihre Angriffe ein. Das Datum war von der EZLN gewählt worden, da es mit in Kraft treten der Nordamerikanischen Freihandelszone (NAFTA) zusammenfiel, die von der ländlichen Bevölkerung abgelehnt wird.
Am 17. November 1983, so berichtete Subcomandante Marcos in einer eingespielten Tonbandaufzeichnung, die die in Mexiko Stadt präsentiert wurde, gründeten sechs Linke Aktivisten, fünf Männer und eine Frau, in einem dürftig ausgestatteten Camp im chiapanekischen Urwald die Befreiungsbewegung. Marcos selbst stieß erst neuen Monate später zu dem Gründungskern. Zu Zeiten der Aufstandes, so Marcos, habe die EZLN 4.500 Kämpfer und Kämpferinnen und 2.000 Reservisten und Reservistinnen in ihren Reihen gezählt.
Der Aufstand der EZLN, der mit den Worten "Ya basta", "es reicht", in die Weltöffentlichkeit trat, erregte weltweites Aufsehen. In Mexiko wurde abrupt deutlich, dass der Traum des Übergangs zur "ersten Welt" und eines prosperierenden Mexikos ohne soziale Probleme eine Seifenblase war. Weltweit hingegen setzte das "Ya basta" der Zapatisten ein deutliches Zeichen gegen den damals propagierten Siegeszug des Neoliberalismus und das Ende der Linken. Zugleich trugen sie stark zur Erneuerung linker Diskurse und der globalisierung von Protest- und Widerstandbewegungen bei.
In einem Exlusivinterview Marcos für ein vor wenigen Tagen präsentiertes Buch über die zapatistische Bewegung, veröffentlicht von der Journalistin Gloria Muñoz, zeigt sich Subcomandante Marcos auch außergewöhnlich selbstkritisch und "Als erstes muss klargestellt werden, dass nicht alle Aufrufe und Initiativen der Zapatisten auf eine massive Antwort der nationalen und internationalen Zivilgesellschaft gestoßen sind. Wir denken das war in diesen Fällen nicht die Schuld der Leute, sondern es waren Fehler, in diesem Fall meine, denn es ist meine Aufgabe gewesen. Innerhalb der EZLN werden die Fehler in der ersten Person Singular konjugiert und wenn wir richtig lagen, dann wird die dritte Person Plural benutzt." Als eigene Fehler benannte er seine Schreiben bezüglich des Konfliktes im Baskenland und die schwache Reaktion auf seine Aufrufe an die Zivilgesellschaft sich dem Irak-Krieg entgegen zu stellen.
In den Tagen vom 15. bis 20. November wird nun in den zapatistischen Gemeinden gefeiert, doch überraschender Weise ohne die Öffentlichkeit. Nachdem im August ursprünglich eine öffentliche Feier angekündigt worden war und sich einige Gemeinden in den vergangenen Tagen scheinbar auf eine öffentliche Feier vorbereitet hatten, verkündete ein Kommuniqué vor wenigen Tagen, dass die Feier gemeinsam mit der Basis hinter "verschlossenen Türen" statt finden wird. "So können wir Zapatisten uns ausschließlich der Feier unseres Geburtstages widmen", hieß es kurzerhand. Die Öffentlichkeit solle an den "in Mexiko, auf dem Kontinent und auf allen fünf Kontinenten" von der zapatistischen Zeitschrift "Rebeldia" und von Anhängern organisierten Feiern teilnehmen. Die Feierlichkeiten in Chiapas werden in den "Schneckenmuscheln" von Oventic, La Realidad, La Garrucha, Roberto Barrios und Morelia stattfinden, die erst im September als Sitze fünf übergeordneter zapatistischer Regionalverwaltungen mit dem Namen "Juntas der guten Regierung" eingeweiht wurden und in allen anderen Ortschaften mit mehrheitlich zapatistischer Bevölkerung.
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