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Updated: 18.12.2012 15:51 |
"Prodi? Die Arbeiter erwarten mehr?" Die ersten Ziele der SdL intercategoriale: Kampf gegen die Prekarität und Wiederherstellung der scala mobile Interview von Roberto Farneti mit Fabrizio Tomaselli, dem nationalen Koordinator der Gewerkschaft, die aus der Vereinigung von Sin.COBAS und SULT hervorgegangen ist. Gewerkschaftsforum Hannover: Die Vereinigung der beiden linken, italienischen Basisgewerkschaften Sin.COBAS ( Berufsgruppen übergreifende Gewerkschaft der Basiskomitees - der "offiziellen" IV. Internationale nahe stehend) und SULT ( Vereinigte Gewerkschaft der Transportarbeiter ) zum Sindacato dei lavoratori intercategoriale ( berufsgruppenübergreifende Gewerkschaft der Werktätigen - SdL) am 14.Januar 2007 sorgte in der linken Öffentlichkeit naturgemäß für einiges Aufsehen. Die von Rifondazione Comunista (PRC) herausgegebene Tageszeitung "Liberazione" brachte am 16.1.2007 ein Interview mit dem nationalen Koordinator des SdL, Fabrizio Tomaselli (49), in dem dieser die Ausrichtung, Einschätzungen und Ziele der neuen Gewerkschaft erläutert. Wobei die Größe der SdL etwas übertrieben wird. Unseren Informationen zufolge verfügt sie real über knapp 25.000 und nicht über "mehr als 60.000 Mitglieder" . Dennoch wird sie damit zur stärksten Basisgewerkschaft in Italien. Mit den großen, sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaftsbünden CGIL, CISL und UIL, die laut eigenen Angaben knapp 13 Millionen Mitglieder haben (wovon jedoch die Hälfte Rentner sind und die Zahl, dank diverser Tricks, insgesamt um ca. eine Millionen überhöht ist), kann sie allerdings auf der quantitativen und Apparatebene nicht im Geringsten konkurrieren. In der zersplitterten Welt der Basisgewerkschaften gibt es welche, die die Karte der Einheit ausspielen, um den Versuch zu nehmen mehr Gewicht zu bekommen. Hinter der Gründung der SdL intercategoriale (wobei das SdL für "Gewerkschaft der Werktätigen" steht) verbirgt sich die mutige Entscheidung zweier historischer Organisationen der Basisgewerkschaftsbewegung - Sin.COBAS und SULT - sich aufzulösen, um eine neue Organisation ins Leben zu rufen, die bereits heute mehr als 60.000 Mitglieder zählt, mit bedeutenden Vertretungen in der Industrie, im Öffentlichen Dienst und im Transportsektor. Der erste Kongress, der vergangenen Sonntag in Rom zu Ende ging, wählte Fabrizio Tomaselli (49 Jahre) zum nationalen Koordinator. "Gewerkschaft der Werktätigen" ist ein Name, der verpflichtet. "Das ist eine ganz natürliche Art, um einen simplen Gedanken auszudrücken: Die Gewerkschaft ist per Definition die Organisation der Werktätigen. Der Name kam von selbst." Wie positioniert sich SdL in der vielfältigen Welt der Basisgewerkschaften? "Die gegenwärtigen Basisgewerkschaften sind von zweierlei Art. Es gibt Organisationen, die die Gewerkschaft als ein politisches Instrument betrachten und diejenigen, die - wie die CUB - den Versuch unternommen haben, einen Gewerkschaftsbund aufzubauen. Wir hingegen sind dabei eine Gewerkschaft zu schaffen, die Gewerkschaftsarbeit macht, allerdings mit einer organisatorischen Struktur, einheitlichen und berufsgruppenübergreifenden Typs. Wir sind nämlich der Ansicht, dass die Antwort auf eine Unternehmerschaft, die die Welt der Arbeit spaltet, darin besteht, in die entgegen gesetzte Richtung zu marschieren, d.h. die Organisation und die Kämpfe der Werktätigen wieder zu vereinen. SdL wird den Erfahrungen der gesamten Welt der Arbeit offen stehen und seine Charakteristika in Bezug auf die wirklichen, konkreten Probleme entwickeln, wie die automatische Anpassung der Löhne an die Lebenshaltungskosten und die Rechte, angefangen beim Streikrecht und bei der gewerkschaftlichen Vertretung <d.h. insbesondere der Änderung des undemokratischen RSU-Wahlrechts> . Außerdem haben wir die Absicht gegen die Privatisierungen und für die Erhaltung des öffentlichen Eigentums in der Wirtschaft zu kämpfen. In diesem Sinne sind die Unterstützung des Volksentscheids über die erneute Überführung des Wassers in öffentliches Eigentum und die Kämpfe gegen den Lanzilotta-Gesetzentwurf <über die Privatisierung öffentlicher Unternehmen> grundlegend. Was die Renten anbelangt, besteht die einzig mögliche Reform in der Verteidigung der öffentlichen Daseinsvorsorge und in der Erhöhung der Rentenbeträge, angefangen bei den niedrigsten Renten. Die Abfindung (TFR) ist realer Lohn der Werktätigen und sollte nicht zur Finanzierung der Unternehmen oder zur Förderung der Börse verwendet werden. Allenfalls sollte sie ausbezahlt werden." Und das Verhältnis zu CGIL, CISL und UIL? "Unsere Kritik an ihnen ist klar und das sowohl die Inhalte und Methoden wie die Mittel des gewerkschaftlichen Handelns betreffend. Dies schließt jedoch nicht aus, dass in spezifischen Phasen oder in Bezug auf bestimmte Arbeitskämpfe eine sachbezogene Auseinandersetzung begonnen werden kann, mit dem Ziel die Interessen der Werktätigen bestmöglich zu schützen." Welches sind die unmittelbaren Ziele? "Neben einer notwendigen internen Organisation mit dem Ziel eines Wachstums werden wir die Kampagnen weiterführen, die wir als einzelne Organisationen in punkto Prekarität und Lohn bereits betrieben haben. Und in den kommenden Tagen werden wir sowohl im Öffentlichen Dienst als auch in den Privatunternehmen neue Initiativen entwickeln." Wie sieht Eure Einschätzung der Regierung aus? Gibt es eine Diskontinuität zur vorangegangenen? "Auf der allgemeinen Ebene ist klar, dass die Regierung Berlusconi und die Regierung Prodi nicht gleichgesetzt werden können. Es ist jedoch ebenfalls offensichtlich, dass es bei den für die Welt der Arbeit grundlegenden Themen sehr viele Aspekte von Kontinuität mit der vergangenen Regierung gibt. Wir haben konkrete Maßnahmen gegen die Prekarität erwartet und haben fast nicht zu sehen bekommen. Wir haben eine ganz andere Einkommenspolitik erwartet wie die von Berlusconi und das ist nur zu einem geringen Teil passiert. Wir haben ein Gesetz über die gewerkschaftliche Vertretung erwartet, haben diesbezüglich aber keinerlei Rückmeldungen erhalten. Eines ist sicher: Die Erwartungen der Werktätigen an diese Regierung waren mit Sicherheit höher als die bislang erreichten Resultate. Auf unserem Kongress haben die Minister Ferrero <Rifondazione Comunista; Soziales> und Pecora Scanio <Grüne; Umwelt> gesagt, dass diese Regierung für die Forderungen der Werktätigen und für ihre Kämpfe durchlässig ist. Eine Behauptung, die wir uns nicht entgehen lassen, auch wenn wir in spezifischen Fällen (wie Alitalia) die Tatsache zur Kenntnis nehmen, dass die Regierung das Gespräch verweigert und sich somit für die Forderungen der Arbeitenden und ihrer Repräsentanten undurchlässig macht. Aus diesen Gründen bleibt es bei dem Streik am kommenden Freitag." Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern: Gewerkschaftsforum Hannover, 26.03.2007 |