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Updated: 18.12.2012 15:51
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Der Mord am Internationalen Sekretär des IFTU - ein "Streitfall" ?

Am 4.Januar 2004 wurde in Baghdad Hadi Salih, internationaler Sekretär des (einzigen von den Besatzungsmächten anerkannten) Gewerkschaftsbundes IFTU ermordet. Mitglied der (an der "Regierung" der Besatzer beteiligten) KP des Irak war Salih unter Saddam wegen gewerkschaftlicher Aktivität verurteilt und dann lange im Exil gewesen und als einer der Ersten am Neuaufbau (ob er so neu ist, ist ein weiterer Streitfall) von Gewerkschaften nach dem Sturz Saddam Husseins beteiligt. Wie man sich dazu stellt - darüber wird (vor allem in den britischen) Gewerkschaften diskutiert. Kein Einzelfall: Am 8.Dezember 2004 waren 18 junge Bauarbeiter, die eine Anstellung in einer US-Basis in der Nähel von Mossul suchten, ermordet worden.

In den britischen Gewerkschaften wird natürlich aus mehreren Gründen besonders intensiv diskutiert: zum einen hat sich die Gewerkschaftsbewegung als Ganze keineswegs von der Besatzung distanziert (wenn auch etwa mehr als deutsche Gewerkschaften vom Balkankrieg oder der Afghanistanbesetzung) und hat von daher (wie etwa auch die US Amerikanische Strömung "US Labor Against War") besondere Beziehungen zum anerkannten IFTU-Verband. Zum anderen war Salih im letzten Jahr länger in Großbritannien und hat dort viele Kontakte geknüpft. Entsprechend viele Proteste und Stellungnahmen gibt es aus den GB-Gewerkschaften - aber auch aus Portugal, Frankreich, Australien, von internationalen Gremien usw, es werden täglich mehr. Siehe dazu etwa "Labourstart-Irak" externer Link wo viele davon ausführlich (in der Regel englisch) dokumentiert sind.

Den Ton dieser Debatte gibt etwa der britische Journalist Johan Hari, der vor allem für den "Independent" arbeitet in seinem persönlichen Blog an, wo er am 7.Januar 2005 fragt "A leading Iraqi trade unionist has been murdered. Where is the left?" externer Link und der Linken vorwirft, sie sei in ihrer Unterstützung für alles, was sich im Irak Widerstand nenne, blind geworden.

Nun kann das sicher als ein Versuch der moderaten Labour-Linken gesehen werden, die radikalere Linke "in die Ecke" zu stellen - und die politischen Verhältnisse in anderen Ländern sind nur dort etwas verschoben, wo es grösseren KP Einfluss in den Gewerkschaften gibt. Andrerseits: Wer diesen Akt - und bei Nacht in jemandes Wohnung eindringen, ihn foltern und dann töten, das ist noch viel weniger (sofern das geht) eine progressive Form des Widerstandes als Bomben mitten in der Stadt. Und jede/r, der solch einen Akt gut findet müsste, zumindest sofern es sich um GewerkschafterInnen handelt, sagen - auch wenn es platt klingen mag, ob er es auch gut fände, wenn ein Herr Sommer beim Afghanistan-Besuch von dem dortigen Widerstand erschossen würde.

Dass dies nicht die Form gewerkschaftlicher Auseinandersetzung sein kann, macht auch die Erklärung des - um seine Anerkennung kämpfenden FCWUI klar, der am 10.Januar 2005 in der Erklärung "Iraqi Federation of Trade Unions-IFTU Helps Alawi’s Government to Crack Down on Workers’ Protests in Petrochemical and plastic Company in Baghdad" externer Link kritisiert, dass der IFTU der "Regierung" helfe, gegen den Streik der Chemie und Plastikarbeiter Baghdads vorzugehen, aber trotz aller Auseinandersetzungen bereits am 5. Januar 2005 in der Erklärung "Statement of FWCUI on the Assassination of Mr. Hadi Saleh, international secretary of Iraqi Federation of Trade Unions-IFTU" externer Link gegen den Mord durch eine Terroristengruppe protestiert hat.

Dieselbe politische Fragestellung entsteht aus der Nachricht - etwa auf der Seite "Workers Solidarity" externer Link , dass einen Tag nach Salih, am 5. Januar 2005 die Körper von 18 Arbeitssuchenden zwischen 14 und 20 Jahren gefunden worden, die in einem Bus sassen, mit dem sie zu einem amerikanischen Stützpunkt - auf Arbeitssuche - fahren wollten. Sie wurden gewzungen, auszusteigen und wurden anschliessend erschossen. Mir scheint es auch kein Argument, zu sagen, in zugespitzten Situationen müsste eben auch gegen "Kollaborateure" vorgegangen werden - wo sonst, ausser bei den Besatzungsmächten, der "Regierung", und den mit ihnen verbundenen Unternehmen soll sonst gearbeitet werden?

Kein Streitfall also, meiner Meinung nach, sondern Mord.

(Zusammengestellt, kommentiert und verantwortet von Helmut Weiss am 13. Januar 2005) 


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