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Updated: 18.12.2012 15:51 |
«Parallele zu Mai 1968»: Was denken «Ehemalige» und heutige Studierende über diesen Vergleich? Heute wird mir spontan klar, warum der Pariser Mai 1968 im Mai stattgefunden hat. Ja klar: Im März ging nicht, da war das Wetter zu beschissen. Oder wer möchte bei diesem ekelhaften Nieselregen und dieser nassfeuchten Atmosphäre auf den Barrikaden ausharren? Rafik, der Angestellte einer Universitätsbibliothek, der mich begleitet, ist nicht von meiner neuen Theorie überzeugt. «Aber die Barrikadenkämpfe im Berliner Zeitungsviertel fanden im Januar statt, 1919 glaube ich. Und in Berlin war es bestimmt noch kälter als hier» wendet er ein. Darüber muss ich noch mal nachdenken. Aber vielleicht erklärt das ja, warum Barrikaden bisweilen brennen: Damit es gefälligst wärmer wird? Den Gedanken kann ich nicht zu Ende denken, denn wir erreichen den Haupteingang des Campus von Censier. Mai im Dezember? (Oder im Nieselregen des März ?) Der französische Mai 1968 wird in diesen Tagen viel beschworen, von unterschiedlichen Seiten. Mal, um sich am Mythos einer vermeintlichen Wiederkehr der damaligen Ereignisse zu berauschen: Dies gilt sowohl für manche bürgerliche Journalisten, denen ihre Jugenderinnerungen ins Gedächtnis gerufen werden, als auch für einige oberflächlich anpolitisierte Linksradikale und junge deutsche Revolutionstouristen. Mal wird '68 eher bemüht, um die heutige Protestbewegung klein zu reden oder gar schlecht zu machen. Landauf landab erzählt etwa der 1968er Veteran und längst geläuterte Liberale Daniel Cohn-Bendit, damals, ja damals, da habe es sich doch noch um eine fantasievolle und ideenreiche Bewegung gehandelt. Im Gegensatz zum lahmen und langweiligen Protest von heute, bei dem die Jugendlichen doch gar nicht mehr das große Ganze verändern, sondern schlicht endlich in die Arbeitswelt integriert werden wollten. Ähnliches kennt das Publikum von ihm freilich schon aus dem Streikherbst in den öffentlichen Diensten in Frankreich im November/Dezember 1995 («Mai im Dezember?», fragten damals viele Presseorgane). Die linksliberal-libertär schillernde, von Kritikern auch als «anarcho-bourgeois» titulierte Wochenzeitung Charlie Hebdo sekundiert auf ihrer berüchtigten Letzten Seite sarkastisch: «Im Mai 1968 kämpften die Studenten gegen die Arbeit. Heute kämpfen die Studenten gegen die Arbeitslosigkeit.» Dennoch ist der Inhalt und Tonfall der mehrheitlichen Beiträge im Blatt solidarisch mit der Protestbewegung. Im Internet muss ich schließlich in der deutschen taz lesen, so sei «das Denken eines großen Teils der französischen StudentInnen in diesem Frühling 2006: sozial, und reformistisch - aber nicht revolutionär.» Das ist von Seiten der Journalisten tatsächlich als Kompliment gedacht. Aber stimmt es denn überhaupt? «22. März, damals und heute» Hier und heute gilt es also mehr zu wissen. Das trifft sich prima: Auf dem Universitätsgelände von Censier findet an diesem Nachmitag eine Debatte statt zum Thema «22. März 1968 - 22. März 2006». In der Nacht vom 21. zum 22. März jenes legendären Jahres wurde in Nanterre das 'Mouvement du 22 mars' gegründet, die Sammelbewegung von Anarchos, Trotzkistinnen und Maosten, die zur Hauptträgerin des Protests an dieser Hochschule werden sollte. «Damals» handelte es sich wiederum um den ersten Jahrestag jenes Ereignisses auf dem Campus von Nanterre, der als Auslöser wirkte: In der Nacht vom 21. auf den 22. März 1967 hatten die Bewohner des «männlichen» Studentenwohnheims sich, trotz strengen Verbots, nächtlich kollektiven Zugang (mit dem Einverständnis seiner Bewohnerinnen!) zum Studentinnenwohnheim verschafft. Am folgenden Morgen wurde dieses durch Polizisten umstellt, die aber ihrerseits durch eine wachsende Anzahl von Studierenden umzingelt wurden. Es fing sozusagen mit einem Vögel-In an. Aus jener Zeit stammt auch die Romanze von Cohn-Bendit mit der Tochter des gaullistischen Ministers François Missoffe (jenes Ministers, der Cohn-Bendit öffentlich sexuelle Probleme, die «ich mit Ihrem Gesicht auch haben würde», attestierte), der damaligen Studentin Françoise de Panafieu. Heute ist Cohn-Bendit ein langweiliger Liberaler und Schwätzer in den bürgerlichen Medien, aber die Ministertochter de Panafieu ist nominierte konservative Kandidatin für den Sessel des Pariser Oberbürgermeisters im Jahr 2008. Um Parallelen, Unterschiede zu damals und Lehren daraus soll es gehen. Auf dem Podium mit dabei: Daniel Bensaïd, damals Sprecher der Jeunesses Communistes Révolutionnaires (JCR), heute Philosophieprofessor in Saint-Denis und noch immer einer der Vordenker der französischen radikalen Linken. Und Herta Garcia Alvarez, nach eigenen Worten «Tochter einer Dynastie spanischer Anarchisten», damals bei der Fédération des Etudiants Anarchistes aktiv, heutzutage intermittente du spectacle oder prekäre Kulturarbeiterin. Vorher läuft noch ein zweistündiger Dokumentarfilm über 1968, doch für den bin ich zu spät dran. Der große Hörsaal der Universität, an der vor allem Kultur- oder Filmwissenschaften, Theater und Literatur studiert werden und die zur Hochschule Paris-3 gehört, ist ziemlich voll. Was meint Aurélie, lange blonde Locken und Anfang 20, zu der These, dass es doch doch bloßum einen affirmativen Bezug zu Arbeit gehe - anders als damals? «Na, die Ausgangsbedingungen sind eben einfach andere. In den sechziger Jahren, ja, da konnten unsere Eltern heute einen Job von selbst aufgeben oder rausgeschmissen werden, und am übernächsten Tag fingen sie anderswo einen neuen Job an. Da brauchte man sich natürlich keine Gedanken darüber zu machen, überhaupt in die Arbeitswelt hinein zu kommen, um darin gegen die Ausbeutung kämpfen zu können. Das ist heute anders, aber das heißt nicht, dass wir eine idyllische Vorstellung von der Erwerbsarbeit hätten. Seien Sie beruhigt: Die Studierenden von heutzutage kennen das Arbeitsleben schon, anders als die meisten Studenten damals! 1968 gab es in Frankreich rund 200.000 Stundenten, heute sind wir über zwei Millionen. Da änderte sich natürlich auch die soziale Zusammensetzung, der familiäre Hintergrund der Studierendenschaft, die damals oft mittelständische oder wohlhabende Eltern hatte und so halbwegs versorgt blieb. Siebzig Prozent von uns arbeiten heute, um selbst ihr Studium oder Teile davon zu finanzieren. Vom Job bei McDo bis zur Aushilfe in der Bank. Glauben Sie nicht, dass wir die Arbeitswelt vergöttern!» Vorsicht, sonst kommt der GULAG Aha. Und was ist mit der Idee vom heutigen Protest, das sei doch alles Pipifax, das wirklich Spannende sei ja schon längst 1968 passiert? «Nun ja, ganz oberflächlich betrachtet könnte man das so auffassen. Meine Eltern waren damals auch dabei. Natürlich wurde in den studentischen Vollversammlungen von 1968 dauernd über die andere Gesellschaft, über den Sozialismus gesprochen, und das haben wir heute in dieser Form nicht. Aber war das damals deshalb unbedingt so viel tiefgreifender? Es war eben so, dass es scheinbar ein anderes Gesellschaftsmodell gab, das fertig bereit stand. In den Augen vieler funktionierte es doch, in der Sowjetunion zum Beispiel» - die damals unter französischen Arbeitern noch ein hohes Prestige genoss, im Unterschied zu Westdeutschland sicherlich. Dazu ergänzt Cédric, der zum streikenden technischen Personal der Hochschule gehört: «Damals stand für viele außer Frage, dass ein anderes System möglich sei.» Wie genau - meint er sinngemäß- über diese Frage zerbrach man sich seinerzeit nicht so sehr den Kopf, da der Übergang dahin doch weltweit zu passieren schien. Manche dachten, man müsse sich einfach nur an den Zug der Geschichte anhängen. «Andere hatten sicherlich Angst und dachten: Vorsicht, sonst kommt der GULAG. Deshalb wollten sie den Schwung lieber nur benutzen, um Verbesserungen für sich innerhalb des bestehenden Systems herauszuholen. Aber wie genau das alles vonstatten gehen sollte, das war wohl meistens auch nicht so klar.» Heute sei das alles komplizierter, aber dafür stülpe man nicht einfach der Wirklichkeit ein Gesellschaftsmodell über, sondern fange an, die Probleme von Grund auf zu wälzen. Vielleicht ein langwieriges Vorhaben, aber deshalb kein langweiliges... Wir diskutieren und diskutieren, aber jetzt kommt auch die Debatte im Saal in Schwung. Viele drücken ähnliche Ideen aus, wie ich sie im kleineren Kreis gehört habe. Ein wesentlich jüngerer aussehender Student meldet sich zu Wort: «Moment mal, da möchte ich jetzt aber doch mal genauer nachfragen. Ich höre zum Beispiel dauernd, dass wir in Europa ein Problem haben, weil China sich rasant industriell entwickelt, weil die Konkurrenz härter wird und wir um unsere wirtschaftliche Zukunft besorgt sein müssen. Ich bin im ersten Universitätsjahr und kann darauf überhaupt nicht antworten. OK, die Sache mit dem CPE ist mir klar, und dass das eine Sauerei ist. Aber kann man wirklich daran denken, so einfach alles umzustürzen, vor diesem ganzen Hintergrund? Müssen wir nicht verdammt aufpassen?» Ein paar Diskussionsteilnehmer antworten ihm mit Ausführungen zum Wirtschaftssystem, die Entwicklung Chinas dagegen kann heute nicht mehr ausdiskutiert werden. Eine heutige Hochschullehrerin, die 1968 ebenfalls auf dem Pflaster unterwegs war, meldet sich zu Wort und meint ihrerseits: «Ein Problem damals war, dass viele linke Gruppen Stadtguerilla machen wollten, mit Autosanzünden und Zusammenstößen mit den Polizeikräften. Und die Wahlen im Juni 1968 haben die Gaullisten dann haushoch gewonnen. Heute sollten wir nicht denselben Fehler wiederholen», denn Veränderung wolle, müsse auch mal an die Wahlen denken. Bei ihrem langen Marsch durch die Institutionen hat Madame eine längere Verschnaufpause eingelegt, bevor sie irgendwann auf dem Feld «Revolution» ankommen wird. Schwielige Arbeiterfäuste, im Mai 1968 geballt? Vom Podium aus meint Daniel Bensaïd zum heiß umstrittenen Vergleich mit dem französische Mai 1968: «Zeichnen wir kein falsches Bild von der damaligen Protestbewegung: Zahlenmäßig war die bei weitem nicht so massiv wie die heutige, es gab natürlich auch nicht so viele Studierende. Als wir in Nanterre im März 1968 eine Woche 'Offene Universität' mit Alternativprogramm veranstalteten, da kamen - sämtliche Besucher an allen Veranstaltungen zusammengerechnet - höchstens 400 bis 500 Leute. Was aber die damaligen französischen Ereignisse auszeichnet und auch von den Protesten anderswo in der Welt unterscheidet - in Berkeley oder Westberlin zum Beispiel - ist, dass wir in Frankreich nicht nur eine Studentenbewegung, sondern einen Generalstreik mit 10 Millionen Leuten hatten. Die Repression gegen die Studenten und der Aufruf der Gewerkschaften zum Solidaritätsstreik diente als Katalysator, der eine größere soziale Explosion bewirkte. Aber man sollte sich im Nachhinein keinen Illusionen hingeben! Einige Gruppen hatten eine regelrechte Mythologie der Arbeiterklasse. Die Maoisten, die es besonders wüst trieben, etwa hatten einen Slogan: 'Die Arbeiter werden die Flagge der Revolution aus den Händen der Studenten in ihre eigenen, energischen Hände nehmen'. Also zogen wir auch vor die Fabriktore. Aber glaubt nicht, dass wir dort mit Rosen empfangen worden sein! Die Hauptamtlichen der CGT, der mit Abstand größten Gewerkschaft taten alles, um die Arbeiter von uns fernzuhalten. Wir waren 'politische Abenteurer' für die.» Seine Mitdiskutantin Herta ergänzt: «Kontakt zu Arbeitern hatten wir schon, aber vor allem zu den jüngeren, die nicht in der Gewerkschaft waren und sich im Zuge der Bewegung in 'Aktionskomitees' in den Fabriken zusammenschlossen. Die stellten sich zum Teil dieselben Fragen wir wir. Denkt nur daran, was für Probleme wir damals hatten, die heute undenkbar wirken: 1968 konnte man keine Verhütungsmittel kaufen, bis 1967 waren sie in Frankreich sogar gesetzlich verboten - wir holten uns manchmal welche in England oder mussten illegal abtreiben. Bei den älteren war es schwieriger, in Kontakt zu kommen.» Fast ein Anlass, im Rückblick optimistisch zu werden, meint Bensaïd: «Ein paar Jahre nach '68 kam die große Trendwende, als die Ehemaligen Karriere machten und sozialdemokratisch wurden. Vor 15 Jahren wurde in Frankreich bei so genannten gemäßigten Linken ernsthaft über das 'Ende der Arbeiterklasse' diskutiert, die es nur noch in Schwellenländern gebe. Wenn wir an die Universität einen Arbeiter der Pariser Metrogesellschaft zu einer Veranstaltung einladen wollten, guckte man uns an wie Außerirdische. Die Mentalität auch bei manchen Linksintellektuellen war: Wer heute noch ein Arbeiter ist, hat's einfach saudumm angestellt im Leben! Das ist doch vorbei. Seit den Streiks von 1995 und 2003 ist es normal geworden, dass Studenten und Lehrerinnen bei der Frühschicht morgen ums 6 Uhr die Streikversammlung in der Metro besuchen, und dass Pöstler in die bestreikte Universität kommen.» Zu übermäßigem Naserümpfen über die utopielose Zeit sieht er also gar keinen Anlass. Von JuristInnen und Streiks Anderer Ort, aber ähnliches Sauwetter: Über den riesigen Campus von Nanterre, fünf Kilometer außerhalb von Paris, fällt der Nieselregen. Überall verkünden große Aushänge: «Auf Entscheidung des Rektors hin ist die Hochschule für unbestimmte Zeit geschlossen.» Immerhin eine klare Parallele zu 1968: Auch damals waren Nanterre und die Sorbonne administrativ geschlossen worden. Es sind aber doch einige Studenten unterwegs. Einige scheinen in die Bibliothek zu hasten, die noch auf ist, andere dagegen zieht es zu den Debatten und Versammlungen der «Offenen Universität», die über 14 Tage hinweg geplant sind. Zwei Stunden lang kann ich einer Debatte über «Beispiele von Kämpfen in der Arbeitswelt: Erfolgreiche Kämpfe von Prekären» folgen. Es geht um den Streik afrikanischer Putzfrauen beim Hotelkonzern ACCOR, der über ein Jahr dauerte - und in einer Pariser McDonalds-Filiale in der Nähe des Ostbahnhofs, die sogar fast zwei Jahre lang streikbedingt geschlossen blieb. Rund 60 interessierte Studenten hören zu, manche nehmen Infomaterial, andere stellen einen Haufen Nachfragen. Nebenan tobt eine Debatte über Aktionsmittel und -formen mit rund 200 Leuten. Um die Mittagszeit treffe ich eine befreundete Doktorandin in Jura. Auch sie ist im Streik («mein halbes Leben hindurch habe ich bedauert, dass ich 1968 nicht erlebt habe - und jetzt soll ich angeblich 5 Jahre zu alt sein, weil ich keine Studentin mehr bin? Pah!») und hat versucht, das ihren Studierenden in den von ihr geleiteten Seminarkursen zu verklickern. «Durch die Blume habe ich meine Position durchschimmern lassen, aber vorsichtig. Sonst kommen hinterher noch welche von den Streikgegnern unter den Studenten auf die Idee, sich zu beschweren, ihre schlechte Noten kämen nur daher, dass sie aus politischen Gründen benachteiligt würden.» Streikgegner? «Ja, doch, unter den Juristen gibt es einen Haufen, natürlich auch unter dem Lehrpersonal, von denen einige schon Petitionen und Musterklagen gegen die ''Blockaden' formulierten. Derart geballt viele Streikgegner gibt es in den sonstigen Fächern nicht. Und innerhalb des Fachbereichs gibt es wiederum Ausnahmen: Die Arbeitsrechtler zum Beispiel sind voll engagiert gegen den CPE. Und auch manche von den Leuten im öffentlichen Recht - das sind die Studenten, die Jura belegen, weil sie irgendwann juristisch gegen die Staatsmacht kämpfen wollen.» Offenkundig hat die Vorstellung von der späteren eigenen Rolle in der Gesellschaft mächtige Rückwirkungen darauf, wie man heute innerhalb der Universität zur Frage «Darf man den Vorlesungsbetrieb blockieren?» steht. «Villepin, Du bist am Arsch, die Juristen sind auf der Straße» - diesen Demospruch gibt es in zahllosen Varianten für unterschiedliche Gruppen - hat just eine junge Studentin von der Sorbonne auf ihrer Pappkarton geschrieben. Am Donnerstag nachmittag geht sie in einem der ersten Blöcke der Pariser Demonstration ganz vorne. 30.000 oder 40.000 Studierende und Jugendliche sind gekommen; noch nicht die Arbeiter und Angestellten, die sind erst am Dienstag mit ihrem Ausstand dran. Noch zwei oder drei Mal sehe ich ähnliche Slogans auf Schildern. Na, wenn sogar die lieben JuristInnen so ostentativ auf der Straße sind, muss das schon was bedeuten! Die Botschaften und Vorstellungen bezüglich der Arbeitswelt sind unterschiedlich. «My kingdom is a real contract» hat ein junger Mann in Englisch auf sein Demoschild gepinselt, und meint damit einen «richtigen Arbeitsvertrag», mit dem er sich's demnach zufrieden wäre. Andere, allem Anschein nach viele Kulturprekäre unter ihnen, meinen eher: Ni CDI ni CPE , also «weder Normalarbeitsvertrag noch Sondervertrag ohne Kündigungschutz». Sie meinen, ein geregeltes Lohnarbeitsverhältnis sei auch eine unschöne Sache, sie selbst würden lieber selbstbestimmt und kreativ arbeiten wie im Kultursektor - sicherlich eine zweischneidige Einschätzung, angesichts der Kritik auch an der Kulturindustrie sowie dem ambivalenten Charakter des auch anzutreffenden Slogans Stolz, prekär zu sein?. Immerhin ist er noch mit einem Fragezeichen versehen. Die mit Abstand größte Spannbreite an zur Schau gestellten Positionen aber findet man rund um die Idee, dass der geplante Abbau des Kündigungsschutzes verschärfter Willkür und Ausbeutung im Arbeitsverhältnis Tür und Tor öffne. Der CPE sei eben ein Cadeau Pour Exploiteur (Geschenk für den Ausbeuter), und der Arbeitgeber sage sich: Cherche Pigeon à Embaucher (Suche dummes Opfer einzustellen). Auch eine Form von Kritik an den herrschenden Beschäftigungsverhältnissen! Artikel von Bernard Schmid, Paris, vom 28.3.06 |