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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Streikende in mehreren Betrieben erzielen Erfolge Die Tatsache, dass seit Beginn 2004 und erst recht in diesem Jahr die Zahl betrieblicher Auseinandersetzungen in Ägypten sprunghaft angestiegen ist, hat es als Meldung bereits bis in die Mainstream-Medien geschafft. Was auch dazu führt, dass ägyptische Gewerkschaften weit mehr als früher zeigen müssen, dass sie diese Aktionen zumindest unterstützen. Einige englische Berichte des CENTER FOR TRADE UNION AND WORKERS SERVICES werden hier zusammengefasst. Auch der Erfolg der Aura- Asbestarbeiter - und der Polizeiüberfall auf ein leitendes Mitglied des CTUWS. Streikerfolge Streikerfolge in Ägypten - das sind beispielsweise bereits stattfindende, legalisierte Streiks, keineswegs selbstverständlich. Über gleich drei Streikaktionen größerer Betriebe im Großraum Kairo berichtete das CTUWS in der zweiten Augusthälfte - allesamt drehten sich um den laut Regierungsbeschluss auch von Privatbetrieben auszuzahlenden Sozialbonus von rund 20 Prozent des Lohns. Und bei allen stehen die Erfolgsaussichten nach der "Legalisierung" gut. - Die Belegschaft der "Arab Aluminum Company" in Ismailia (Tochterfirma der Al Kharafy Group kuwaitischen Bürgers Mr. Nasser Al Kharafy) beschloss einen Streik ab 30.August 2005 eben wegen der Nichtauszahlung des Bonusses. Darüber informierten sie, wie es das Gesetz vorschreibt den Unternehmer wie auch das Ministerium für "Arbeitskraft und Migration". - Die Belegschaft der Telemisr Company organisiert seit dem 16.August einen Sitzstreik auf dem Werksgelände im Al Haram Distrikt - ebenfalls wegen Nichtbezahlung des Bonusses. Sie hatten bereits einen Monat vorher einen Sitzstreik vor dem Sitz des Ägyptischen Gewerkschaftsbundes organisiert, um diesen (erfolgreich) zu bewegen, ihren Kampf gegen die Entlassung zweier ihrer Vertreter im Versicherungsfonds zu unterstützen. Im Betrieb selbst gibt es keine gewerkschaftliche Organisation - die ist jetzt von Salah Elwan, Vorstandsmitglied der "General Trade Union of Engineering, Metallurgical and Electrical Industries" übernommen worden. - Auch die Belegschaft der Misr al-Menoufiya Spinning and Weaving Company ungefähr 1.000 Beschäftigte, darunter 300 Frauen sind aus demselben Grund bereits seit dem 7. august in einer Auseinandersetzung. In dem Betrieb liegt der Durchschnitsslohn bei 200 ägyptischen Pfund im monat, aber rund ein Drittel der Belegschaft erhält weniger als 130 ÄP. Seit 1979 gab es keine Lohnerhöhung mehr und in den letzten sechs Jahren wurde der Bonus nicht ausbezahlt. Das eben wird als Unterschied registriert: Was früher hingenommen wurde, wird jetzt immer öfter eben nicht mehr akzeptiert und um das Recht gestritten, sich zu wehren. Aktionärsstreik Aber auch für andere lange bestehenden Probleme gilt diese Tendenz: die Belegschaft der Industrial and Engineering Projects Company - ebenfalls über 1.000 Beschäftigte, kündigte am 29.August einen Sitzstreik auf dem Werksgelände an, der vom betrieblichen Gewerkschaftskomitee und der Vertretung der Belegschaftsaktionäre (10% der Aktien gehören der belegschaft) organisiert wird. Ihre zentrale Forderung ist die Auflösung des Firmenvorstands und der Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden. Neben generellen Unregelmäßigkeiten haben sie seit zwei Monaten keinen Lohn mehr ausgezahlt bekommen - und gar seit Oktober 2003 hat die Unternehmensleitung keine Sozialabgaben mehr bezahlt, was auch der staatliche Rechnungshof bestätigte. AURA - das erfolgreiche Ende (Siehe auch die vorhergehenden Berichte im LabourNet Germany unter Ägypten/Arbeitskämpfe) Nach einer über einjährigen Auseinandersetzung haben die Arbeiter der Aura Egypt Company for Asbestos Products die meisten ihrer Forderungen durchgesetzt und ein entsprechendes Abkommen mit dem Unternehmenschef Ahmed Abdel Azeem Lukmah unterzeichnet. Auch die AURA Belegschaft hatte ihren langen Kampf erweitert, indem sie einen einwöchigen Protest-Sitzstreik vor dem Haus des Gewerkschaftsbundes organisiert hatte. Nachzahlung der Löhne seit September 2004, 2 Monatslöhne Abfindung für jedes Beschäftigungsjahr und eine angemessene medizinische Untersuchung waren ihre wichtigsten Forderungen gegenüber dem Besitzer der von der Regierung geschlossenen Asbestfirma. Die öffentliche Aktion vor allem führte zu einer breiten Unterstützung für die Sache weit über Gewerkschaftskreise hinaus. Das Abkommen das zwischen dem Firmeninhaber und der General Trade Union for Engineering, Metallurgical and Electrical Industries Workers unterzeichnet wurde, trägt auch die Unterschrift des Ministers für Investitionen. Die Abfindung wird je zur Hälfte vom Unternehmen und der Regierung bezahlt, das Unternehmen erfüllt die Forderung nach Auszahlung der Lohnrückstände. ...noch andere Ergebnisse Das CTUWS, das all diese aktuellen und in der letzten Zeit zahlreiche weitere Auseinandersetzungen mitorganisiert, unterstützt oder auch nur öffentlich gemacht hat hat sich dadurch keineswegs überall beliebt gemacht: Kamal Abbas, der Generalkoordinator des CTUWS wurde am 30.Juli bei einer öffentlichen Kundgebung in der Kairoer Innenstadt von Kräften des Innenministeriums krankenhausreif geschlagen - unter anderem mit 2 gebrochenen Rippen. Einen gemeinsamen Protest gegen diesen Überfall haben über 30 Organisationen aus der Zivilgesellschaftlichen Bewegung unterzeichnet und am 1. August gemeinsam Anzeige erstattet, wie wenige Tage später Kamal Abbas selbst auch. Bisher ist nichts geschehen... |