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Updated: 18.12.2012 15:51
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Erneuter krimineller Angriff auf oppositionelle Gewerkschaft

Von allen Seiten: Justiz, Polizei, private "Sicherheitsdienste" usw werden in den letzten Monaten verstärkt - und anscheinend koordiniert - Angriffe auf soziale Bewegungen überall in Brasilien vorgetragen. Waren dabei traditionell vor allem landlose AktivistInnen in ländlichen Gebieten Zielscheibe des Terrors, so ist in letzter Zeit eben auch die urbane Auseinandersetzung gewalttätiger geworden - jetzt traf es die Conlutas. Am 1. August kam es, anläßlich einer Versammlung von Bauarbeitern der Firma Revap zu einem bewaffneten Überfall. "Gegen den brutalen Angriff auf das Büro von Conlutas und die prekär Beschäftigten bei Revap" heisst die Solidaritätserklärung linker Gruppierungen vom 3. August 2008, in der auch zu einer Protestdemonstration aufgerufen wurde.

Solidaritätsappell gegen den Angriff auf die neue Gewerkschaftsorganisation in Brasilien, Conlutas

Gegen die Kriminalisierung der sozialen Bewegungen für Lohnerhöhungen!

Gegen den brutalen Angriff auf das Büro von Conlutas und die prekär Beschäftigten bei Revap!

Gemeinsame Erklärung von Socialismo Revolucionario (CWI) und Collectivo Socialismo y Liberdade

Wir verurteilen den brutalen Angriff auf das Büro von Conlutas (eine Organisation von linken Gewerkschaften, innergewerkschaftlichen Oppositionsgruppen und sozialen Bewegungen) in São José dos Campos (Staat São Paulo) und die Beschäftigten von Revap.

Hunderte von ArbeiterInnen aus Revap haben an einem Treffen am Freitag, 1. August teilgenommen, dessen Ziel war, einen Verband von BauarbeiterInnen zu gründen. Einen so heftiger Angriff gegen ein Treffen von ArbeiterInnen in einem städtischen Gebiet hat es seit Ende des Militardiktaturs in den 1980er Jahren nicht mehr gegeben. Mehr als 30 bewaffneten Verbrechern, einige davon mit Masken, haben das Treffen beim Schreien und Schiessen überfallen. Sie haben drei Autos von der Metallarbeitergewerkschaft von São José dos Campos (bei derem Standort das Conlutas Büro ist) zerstört, Möbel zerschlagen, einem Gewerkschafter in die Hand geschossen, als er auf dem Boden lag, und auf den Conlutas Bezirks-Sprecher geschossen. Dies ist eine ernste Warnung für die gesamte Gewerschaftsbewegung und alle sozialen Bewegungen.

Dieser Angriff kommt vor dem Hintergrund verstärkter Attacken und Kriminalisierung der sozialen Bewegungen in Brasilien. Die Angriffe gehen auf die Bosse und ihre VertreterInnen in Regierung und Justiz zurück.

Vor kurzem haben wir gesehen, wie die Staatsanwälte im Bundesstaat Rio Grande do Sul versucht haben, die MST (Gewerkschaft der ländlichen ArbeiterInnen ohne Grundbesitz) gesetzlich zu verbieten. In dem nördlichen Bundesstaat Pará hat das Gericht die Führer der MST zu Geldstrafen von 5,2 Millionen Reais (3,2 Millionen Dollar) verurteilt, weil sie eine Blockade des Schienennetzes des riesigen Bergbaukonzerns Vale im April organisiert hatten. Der Lehrergewerkschaft im Bundesstaat São Paulo, Apeoesp, wurde verboten, Demos zu veranstalten und ist von Geldstrafen im Millionenhöhe bedroht. Einer der Sprecher von Conlutas, Dirceu Travesso, wurde von seinem Job bei der Staatsbank von São Paulo, Nossa Caixa, gefeuert. Im Gebiet von São José dos Campos sind kämpferische Gewerkschafter mit Entlassungen konfrontiert und ihnen ist das Flugblattverteilen wie auch die Organisierung von Treffen vor dem Fabriktor verboten. Die Metallarbeitergewerkschaft von São José dos Campos wurde zu 5,4 Millionen Reais (3,4 Millionen Dollar) Strafgeld verurteilt, nur weil sie ein Treffen vor dem Fabriktor des Flugzeugbau-Unternehmens, Embraer, veranstaltet haben. In den letzten paar Tagen hat diese Firma angekündigt, dass sie Hunderte von Beschäftigten entlassen werden, trotz der Tatsache, dass die Firma ihre Profite fast verdoppelt hat.

Die Revap-Beschäftigten, waren gezwungen, den Kampf alleine zu führen, ohne Hilfe von ihrer Gewerschaft, die mit CUT (der von der PT -Partei von Lula - angeführte Gewerkschaftsdachverband) verbunden ist. Diese ArbeiterInnen sind über einen Untervertrag zur Verstärkung der Betriebsanlagen von Revap (einer der Ölraffinerien des Öl-Riesen Petrobas). Sie haben 31 Tage von 16. Mai bis 16. Juni gestreikt. Ein Streik dieser Länge ist sehr ungewöhnlich im Privatsektor in Brasilien. Die ArbeiterInnen haben sich verweigert, von der lahmen Gewerkschaftsführung vertreten zu werden und stattdessen haben sie ihr eigenes Verhandlungskomitee gewählt. Der Streik war erfolgreich, aber danach waren die ArbeiterInnen einer Reihe von Angriffen ausgesetzt. Die Geschäftsleitung von Petrobas rief die Militärpolizei, damit die ein Treffen der Revap ArbeiterInnen auflösen.

Dieses Treffen wurde einberufen, um gegen die Entlassungen von ArbeiterInnen, einschließlich Mitglieder des Verhandlungskomitees, zu protestieren. Danach hat auch Ecovap (ein Verband der Subunternehmer) hunderte von Beschäftigten entlassen. Um ihren Kampf besser zu organisieren, wegen der völlig zahmen und passiven Rolle der offiziellen Gewerkschaft, haben die ArbeiterInnen ein Treffen organisiert, um einen Verband der Beschäftigten in Subunternehmen zu gründen.

Es war dieses Treffen, das so brutal von bewaffneten Verbrechern angegriffen wurde. Dieser Angriff hat alle Merkmale der schlimmsten Art von "Gewerkschaftsbanditentum," was leider in Brasilien normal ist. "Gelbe Gewerkschaftsbürokraten" gehen so weit , kämpferische innergewerkschaftliche Oppositionen mit psychischen Attacken zu konfrontieren, um ihre Positionen zu verteidigen. Allerdings ist ein so brutaler Angriff in der letzten Zeit nicht bekannt. Das Ziel des Angriffs war in jedem Fall, die ArbeiterInnen davon abzuschrecken, sich zu organisieren.

Das Einzige, was während der Angriffe gestohlen wurde, waren die Dokumente des Treffens, einschließlich die Liste der TeilnehmerInnen. Wir geben Conlutas und den Beschäftigten bei Revap unsere volle Unterstützung und Solidarität. Wir unterstützen auch ihre Forderung, dass die Rolle der Bauarbeiter-Gewerkschaft, des Petrobas-Konzerns und des Subunternehmers Ecovap bezüglich dieser Vorfälle untersucht werden muss. Es besteht dringende Notwendigkeit, den Kampf der Gewerkschaften zu einigen und stärken. In den letzten Jahren haben wir eine enorme Steigerung der Profite der Bosse gesehen, während die ArbeiterInnen nur Krümel abbekommen haben. Jetzt untergräbt die Inflation die Gehälter der ArbeiterInnen und die internationale Wirtschaftskrise naht unaufhaltsam.

Dieser Angriff und die Kriminalisierung der sozialen Bewegungen zeigt, dass die Bosse und ihre Vertreter sich auf härtere Kämpfe vorbereiten. Leider sind die offiziellen Gewerkschaften noch nicht vorbereitet, darauf zu reagieren. Es ist notwendig, die Kämpfe zu einigen, einschließlich die Koordination der Kämpfe für Lohnerhöhungen, Die Verzettelung der Kämpfe muss beendet werden. Ein grundsätzlicher Teil davon ist die Verteidigung jeder Gewerkschaft und sozialer Bewegung, die angegriffen wird.

Ein Angriff gegen einen ist ein Angriff gegen alle!

Miguel Leme , Mitglied des Vorstands von Apeoesp (Gewerkschaft der staatlichen Lehrer von São Paulo) und Mitglied des Socialismo Revolucionário (CWI in Brasilien) Eliana Lacerda , Präsidentin der Nationalen Föderation der DruckarbeiterInnen und Mitglied des Socialist Liberty Collective Marcela Marques da Silva Damasceno , Mitglied des Vorstands der Druckarbeitergewerkschaften vom Bundesstaat Minas Gerais und Mitglied des Socialist Liberty Collective

Am 20. August wird es eine nationale Demo in São José dos Campos gegen diesen Angriff geben. Wir rufen alle Gewerkschaften und andere Bewegungen auf, Unterstützungsmitteilungen zu den folgenden Adressen zu schicken: conlutas@conlutas.org.br and copies to sr-cio@uol.com.br.


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