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Updated: 18.12.2012 15:51
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Eukalyptus-Plantage zerstört: Bäuerinnen gegen Aracruz und (linken?) Agrarminister

Die Agrarreform ist (nicht nur in Brasilien, aber hier besonders) ein Mythos: Alle (Regierungen) reden davon, aber stattfinden tut sie nie. Es sei denn, es gibt genügend Druck. Ein zentraler Streitpunkt jeder Agrarpolitik sind die Monokulturen, nicht zuletzt jene der Papierproduzenten, bzw Zellulosefirmen. Aracruz ist davon in Brasilien die grösste. Am 8. März organisierten 2.000 Bäuerinnen - TeilnehmerInnen der Veranstaltungen rund um die 2. Weltkonferenz zur Agrarreform der FAO in Porto Alegre - eine nächtliche Aktion, und zerstörten in der Nähe der Stadt eine neue Eukalyptus-Pflanzung der Aracruz. Das Unternehmen beklagte sich beträchtlich (über alle Sender) und der irgendwie als "links" geltende Agrarminister Rossetto gab sich stramm investorenfreundlich: So eine Aktion, befand der Herr Minister, habe nichts mit der Agrarreform zu tun, sondern sei ein Fall für die Justiz. Ein aktueller Bericht "Gegen die grüne Wüste" vom 9. März 2006.

Gegen die grüne Wüste

Die Eukalyptusplantagen im Bundesstaat Rio Grande do Sul sind eigentlich eine relativ neue Erscheinung - dennoch beanspruchen sie bereits über 250.000 Hektar Land. Etwa ein Fünftel davon befindet sich im Besitz der Aracruz.

Internationale Konferenzen sind gerade in diesen Tagen in Brasilien wahrlich keine Seltenheit: Die FAO macht nach 27 Jahren ihre zweite Konferenz zur Landreform, die Konferenz zur Biodiversität steht an - alles Gründe, weshalb die panamerikanische Landorganisation Via Campesina tausende mobilisiert hat, um an den Konferenzorten zu kampieren. Und von diesem haben aus Anlass des Frauentags eben 2.000 Bäuerinnen die Aktion gegen die Setzlingplantage der Aracruz organisiert, in 37 Bussen haben sie die zwei Stunden Fahrt in der Nacht unternommen und die Aktion durchgeführt.

Danach, zurück in Porto Alegre, demonstrierten sie gemeinsam mit anderen LagerteilnehmerInnen zum Konferenzort der FAO an der katholischen Universität. Die Militärpolizei versuchte zunächst die Demonstranten mit Gewalt an der "Annäherung" zu hindern, die Konferenz liess dann aber 50 von ihnen als Delegation zu und erteilte ihnen auch das Wort.

Dass die Eukalyptus-Plantagen an die Stelle von Nahrungsmittelanbau treten und einen besonders hohen Wasserverbrauch haben und bereits mittelfristig den Boden entwerten, hat ihnen unter der Landbevölkerung die Bezeichnung "grüne Wüste" eingebracht.

Der brasilianische Minister für Landwirtschaftliche Entwicklung, Miguel Rossetto, hatte noch am selben Nachmittag nichts besseres zu tun, als der Presse gegenüber zu bekunden, dass er diese Aktion verurteile, sie habe nichts mit Agrarreform zu tun und nichts mit den Debatten, die auf dem FAO-Kongress stattfänden.

Während letzteres durchaus sein kann, versucht der Herr Minister im ersten Fall einfach darüber wegzutäuschen, dass die Frage der Landreform auch in Brasilien längst nicht mehr nur eine Frage des Kampfes gegen immer noch mächtige Grossgrundbesitzer ist: die sind zu grossen Teilen längst Agrarkapitalisten geworden oder mit dem Agrarkapital nationaler und internationaler Unternehmen verschmolzen. Sein Appell an die Justiz jedoch ist keine Täuschung: Lediglich ein Indiz, auf welcher Seite er steht. Oder, wie es eine Teilnehmerin der Aktion im Radio, mit einem auch anderswo gut bekannten Satz ausdrückte: "Wer solche Freunde hat..."

(Zusammengestellt aus verschiedenen Presseberichten von hrw)


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