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Updated: 18.12.2012 15:51
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Magie der Zahlen? Alle wollen beim Referendum gewonnen haben...

Sowohl die Regierung Mesa, als auch jene Teile der Opposition, die für eine Beteiligung am Referendum vom 18.Juli 2004 waren, wie schliesslich auch diejenigen, die zum Boykott aufriefen, erklären sich zum Sieger des Referendums. Einerseits ein Lehrstück über die Bedeutung von "Fakten" im Zeitalter der Public Relations, andrerseits Grund genug, den Versuch zu machen, genauer hinzuschauen.

Die Regierung arbeitet vor allem mit einer Zahl: vorläufig (alle Zahlen sind vorläufig, aber auch das interessiert niemandem - die endgültigen Ergebnisse werden wohl erst im August vorliegen) ca 66% Zustimmung zum vorgeschlagenen Vorgehen der Regierung, das in fünf verschiedene Fragen aufgeteilt war (siehe frühere Berichterstattung) seien das entscheidende Ergebnis, es zeige sich, dass die Mehrheit der WählerInnen hinter der Politik von Carlos Mesa stehe. Diese Interpretation bzw Herangehensweise wird von den grossen (auch internationalen) Medien geteilt. Weder ungültige, noch leere Wahlzettel werden dabei berücksichtigt, schon gar nicht diejenigen, die nicht wählen gingen.

Gerade umgekehrt werden die Zahlen von den Aufrufern zum Boykott, der Gewerkschaftszentrale COB und den Teilen der indigenen Landorganisationen, die nicht von der MAS geleitet werden, interpretiert. Die berechnen, dass von 5,1 Millionen wahlberechtigten BolivianerInnen gerade mal ein Drittel Ja zur vom Präsidenten als entscheidend betrachteten Fragestellung nach Fortsetzung der Exportpolitik gesagt hätten. (Eine - grobe - Zwischenrechnung in diesem Lager sieht so aus: 700.000 WählerInnen haben sich erst gar nicht registrieren lassen, 1,2 Millionen haben sich enthalten und ca 0,6 Millionen haben leer oder ungültig gewählt, vom Rest haben circa 900.000 dagegen gestimmt, so dass bei dieser Rechnung Mesa auf ca 1,8 Millionen Ja Stimmen zählen könnte, eben dieses ungefähre Drittel der WählerInnenschaft).

Für den MAS Leader Evo Moraes gibt es, ganz wie für Mesa nur die Zahl der Zustimmungen, die er deswegen als Erfolg gerade für die MAs betrachtet, weil bei jenen 3 Fragen, bei denen die MAS zustimmung empfahl wesentlich deutlichere Mehrheiten seien, als bei jenen beiden, die die MAS zur Ablehnung empfohlen habe.

Quispe antwortete darauf in einem (spanischen) Interview mit dem Radio der Universität Guadalajara externer Link (Mexico): "Mesa hat doch gar nicht die moralische Autorität, das Volk zu befragen, er muss doch vor jedem Schritt seinen wahren Auftraggeber, den Yankee fragen. Deswegen werden wir eine eigenes Referendum organisieren, das des Volkes, ob an den Urnen oder auf der Straße, dahin wollen wir kommen".

Jaime Solaras, Generalsekretär der COB sagte zum Ergebnis: "Alle wissen, dass die COB dazu aufgerufen hat, nicht zu wählen, zum Boykott, zum leeren und ungültigen Stimmzettel, weil es ein betrügerisches Referendum war, das die Frage der Versaatlichung, wie sie das Volk will, nicht zur Abstimmung stellte. Die Mehrheit ist nicht zur Wahl gegangen, obwohl Wahlpflicht bestand und es Sanktionen und Strafen geben wird. Diese Enthaltung war die Antwort des Volkes auf den Betrug" sagte Solaras laut dem Bericht "La Central Obrera Boliviana, el presidente Mesa y Evo Morales disputan las cifras y se afilan para la batalla" externer Link von Econoticias Bolivia bei "Rebelion.org".

Aus dem liberalen, demokratischen Lager gab es Kritik vor allem an Felipe Quispe (in erster Linie Vertreter der indigenen Landarbeiterföderationen) und Jaime Solaras (Generalsekretär der COB) wegen ihres Aufrufs zum Boykott: Wegen Wahlpflicht funktioniere das in Bolivien nie und sie hätten mit ihrer Taktik nur dazu beigetragen, ein positives Ergebnis der Abstimmung für Mesa zu erleichtern.

Analysten, die weniger auf die unmittelbare Aktualität und die Zahlenbearbeitung der diversen Seiten achten, sehen das Ergebnis insgesamt eher als in Wirklichkeit ziemlichen offen an, das konkrete politische Ergebnis werde vor allem davon abhängen, wie sich die Interpretationen auf die Mobilisierungsfähigkeiten auswirke.

Zusammengestellt von Helmut Weiss am 22.Juli 2004

 

 


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