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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Bericht vom Protest-Sitzstreik vor Todesfabrik "Es wurde sehr emotional, als hunderte von ArbeiterInnen aus der Bekleidungsindustrie gestern bei einer Demonstration am Ort des eingestürzten Fabrikgebäudes von Spectrum Garments auf ihre verletzten KollegInnen und Angehörige der Toten und Vermissten trafen" - so beginnt der Artikel "Elend und Wut" aus der Zeitung "New Nation" vom 29.Mai 2005 ins Deutsche übersetzt von AS. Elend und Wut Am 27. Mai hat am Ort des katastrophalen Fabrikeinsturzes ein von der Gewerkschaft National Garment Workers Federation (NGWF) organisierter einstündigen Sitzstreik von Beschäftigten und Angehörigen der Opfer stattgefunden. Hier ein Bericht dazu aus der Tagespresse. Demonstration am Ort der Katastrophe - Die im Stich gelassenen Beschäftigten von Spectrum kündigen Widerstand an Es wurde sehr emotional, als hunderte von ArbeiterInnen aus der Bekleidungsindustrie gestern bei einer Demonstration am Ort des eingestürzten Fabrikgebäudes von Spectrum Garments auf ihre verletzten KollegInnen und Angehörige der Toten und Vermissten trafen. Die Beschäftigten von Shahriar und Spectrum Garments, beides Betriebe derselben Eigentümer, verlangten die sofortige Bezahlung ausstehender Löhne sowie angemessener Abfindungen für die Angehörigen der toten, vermissten und verletzten ArbeiterInnen. Man muss davon ausgehen, dass beim Einsturz des Fabrikgebäudes in der Nacht zum 11. April 2005 ingesamt 112 ArbeiterInnen ums Leben kamen, auch wenn 36 von ihnen unter den Trümmern nicht mehr gefunden werden konnten. 200 Beschäftigte wurden verletzt. Damit hat dieser Gebäudeeinsturz mehr Todesopfer gefordert als jeder andere in der Geschichte Bangladeschs. Die beiden Betriebe wurden unverzüglich geschlossen. Damit verloren über 6.000 Menschen ihren Job. Die Bezahlung der Löhne von zwei Monaten und der Überstunden von drei Monaten steht noch aus. KollegInnen, die sich seit über eineinhalb Monaten nicht gesehen hatten, und Angehörige der Opfer umarmten sich unter Tränen. Viele Beschäftigte, in der Mehrzahl Frauen, erinnerten an ihre Freundinnen, die viel zu früh ums Leben gekommen waren, als die Fabrik, die sie ernährt hatte, wie ein Kartenhaus einstürzte. In Redebeiträgen der Kundgebung berichteten die Angehörigen der Opfer und die arbeitslosen Beschäftigten von ihrer elenden Situation: Viele beklagten, dass sie ganze Tage lang nichts zu essen haben. Viele leben inzwischen auf der Straße, weil sie das Geld für die Miete nicht mehr aufbringen können und deshalb von ihren Vermietern vor die Tür gesetzt wurden. Am schlimmsten sind die verletzten ArbeiterInnen betroffen, da sie sich Medikamente, Arztbesuche etc. nicht leisten können. Die SprecherInnen beklagten, dass sie von Regierungen und Hilfsorganisationen in ihrem aktuellen Elend vollständig allein gelassen werden. Darüber hinaus berichteten sie, dass skrupellose Händler und Ladenbesitzer nun versuchen, von den Angehörigen der Toten und Verletzten hohe angebliche Schulden einzutreiben, wogegen diese sich nicht mehr wehren können. Gleichzeitig sind alle Händler dazu übergegangen, den betroffenen Familien nichts mehr auf Kredit zu verkaufen, weil sie befürchten, dass Geld später nicht zurück zu bekommen. Um in dieser Situation Erleichterung zu schaffen, so fordern die ArbeiterInnen, müssen Regierung und Fabrikmanagement sorgen für: - die sofortige Zahlung ihrer Löhne vom März und April - die Entschädigung der Opfer nach dem (strengeren) „Gesetz für Schwere Unfälle“ - die kontinuierliche Weiterzahlung der Löhne und eine Arbeitsplatzgarantie - eine angemessene medizinische Versorgung der Verletzten Die ArbeiterInnen und SprecherInnen der Gewerkschaft NGWF kündigten den Start einer größeren Bewegung an, falls diese Forderungen der Beschäftigten nicht innerhalb von 15 Tagen erfüllt werden. (Quelle: New Nation, Bangladesch, 29. Mai 2005, Übersetzung AS) |