Home > Internationales > Bangladesh > inkota | |
Updated: 18.12.2012 15:51 |
Textilarbeiter zünden aus Verzweiflung Fabrik an Kampagne kritisiert Vorgehen der Polizei in Bangladesch und sieht europäische Unternehmen in der Verantwortung für schlechte Arbeitsbedingungen Zehntausende Arbeiter forderten in den vergangenen Tagen bei Demonstrationen höhere Löhne, einen freien Tag in der Woche, die Einhaltung von Gesundheits- und Sicherheitsstandards und die Vergütung von Überstunden. Nachdem in Auseinandersetzungen mit der Polizei ein Arbeiter ums Leben kam, eskalierten die Proteste. Die Demonstranten griffen in ihrer Verzweifelung Textilfabriken an. "Die gewaltsamen Proteste in Bangladesch sind schockierend. Es ist allerdings nicht verwunderlich, dass die Situation eskaliert ist", erklärte Evelyn Bahn von INKOTA, Trägerorganisation der Kampagne für ,Saubere' Kleidung (CCC). "Seit Monaten machen wir auf die menschenunwürdigen Bedingungen in den Textilfabriken aufmerksam. Die Zahl der Überstunden wächst ins Extreme und gleichzeitig reicht der Lohn zum Leben nicht aus. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen sind Ausdruck der wachsenden Frustration und Verzweifelung unter den Arbeitern." Die Kampagne für ,Saubere' Kleidung kritisiert das brutale Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten und die Verhaftung von drei Gewerkschaftsführern am vergangen Montag. Noch immer ist unklar, ob die Gewerkschafter aus der Haft entlassen worden sind. "Die Probleme in der Textilindustrie werden auf diesem Weg nicht gelöst. Die Regierung in Bangladesch muss dafür sorgen, dass die Arbeiter einen Lohn erhalten, der zum Leben ausreicht," erklärt Bahn. Gewerkschafter und Textilarbeiter fordern eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 3000 Taka. Der derzeitig Mindestlohn wurde 1994 eingeführt und liegt bei 940 Taka (12,40 Euro) im Monat. Viele Arbeiter berichten zudem, dass Überstunden nicht ausgezahlt werden und sie ihre Löhne nicht pünktlich erhalten. Die tödlichen Unglücke in den vergangen Monaten zeigen, dass Sicherheits- und Gesundheitsstandards in den Fabriken nicht eingehalten werden. Im vergangenen Jahr starben 86 Textilarbeiter auf Grund von Sicherheitsmängeln. "Hier stehen auch die europäischen Unternehmen in der Verantwortung. Jahrzehntelang konnten sie ihre Gewinne auf Kosten der Arbeiter erzielen und haben von den schlechten Arbeitsbedingungen in Bangladesch profitiert. Die Unternehmen haben wiederholt versprochen an einer Verbesserung der Situation zu arbeiten. Doch offensichtlich ist außer großen Worten nicht viel passiert," kritisiert Bahn. Die Textilarbeiter erinnern mit ihrem Protest auch an die nicht erfüllten Versprechen der europäischen Auftraggeber. Pressemitteilung des INKOTA-netzwerk e.V., vom 24.05.2006 |