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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Zum 30. Jahrestag des Putsches: Polizeistaat in Patagonien Die Gefangenen von Las Heras werden immer mehr: neue Verhaftungen am vergangenen Wochenende liessen die Zahl bereits auf 19 ansteigen, Hausdurchsuchungen inklusive Mißhandlungen bei Gewerkschaftsaktivisten sind an der Tagesordnung. Unternehmerverbände und Händlervereinigungen fordern derweil, die in die Provinz Santa Cruz entsandten Polizeitruppen sollten dauerhaft bleiben. Protestierende Familienangehörige der Festgenommenen trugen ein Transparent "Kirchner - Gendarm der Ölgesellschaften". Der aktuelle Überblick "Polizeistaat in Las Heras" vom 16. März 2006 Polizeistaat in Las Heras Der Tod eines Polizisten aus Anlass einer Gewerkschaftsaktion im Februar scheint immer mehr Vorwand zu werden für die Zementierung eines Sonderstatus der patagonischen Region: Unternehmerverbände und Handelsvereinigungen fordern bereits, die Stationierung der Gendarmerie dauerhaft zu verlängern - so in dem (spanischen) Bericht "EL LOBBY DE LA REPRESIÓN" von Hernán Scandizzo vom 13. März 2006 bei "Argentina Indymedia". Die Zahl der Verhafteten stieg inzwischen auf 19 - in ihrer Mehrheit Gewerkschaftsfunktionäre, während sich eine Reihe Gewerkschaften als Organisation aus der Auseinandersetzung "raushalten", bzw Partei gegen die örtliche Bevölkerung ergreifen, indem sie demonstrativ mit der Kirchner-Regierung kooperieren. Ein aktualisierter Überblick samt einem historischem Abriss über die Repression in der Region beinhaltet der Beitrag "LAS HERAS: CIUDAD MILITARIZADA" der alternativen Nachrichtenagentur Rodolfo Walsh vom 13. März 2006 bei "Argentina Indymedia". Die Privatisierung der Ölwirtschaft als Ausgangspunkt In nahezu allen Ölförderregionen Argentiniens hat es im letzten Jahrzehnt eine nicht endende Welle sozialer Auseinandersetzungen gegeben, am meisten in der Provinz Santa Cruz, im ansonsten "armen" (entsprechend kapitalistischer Wirtschaftslogik) Patagonien gelegen. Der einst grösste argentinische Staatsbetrieb, die Yacimientos Petrolíferos Fiscales (YPF) wurde 1993 privatisiert. Vor und nach dieser Privatisierung wurde entlassen, ganz der tumben Logik der Marktwirtschaft zufolge: Waren es zu Beginn der 90er Jahre landesweit noch 36.000 Angestellte und Arbeiter, sowie 15.000 ZeitarbeiterInnen gewesen, die von der YPF beschäftigt wurden, so sank diese Zahl zum Ende des Jahres 1993 gerade noch 7.500 insgesamt. Und ein Städtchen wie Las Heras "beispielsweise" (aber auch das ebenfalls durch Widerstand und Repression bekannt gewordene Caleta Olivia in derselben Region) hatte und hat nicht nur Rekorde an Erwerbslosigkeit zu verzeichnen, sondern qua durch Privatisierung forcierte Abwanderung über 40 Prozent seiner EinwohnerInennzahl verloren. So ist es in dem (spanischen) Versuch, die Auseinandersetzungen historisch einzuordnen "Las Heras: Coletazo de la privatización de YPF" vom 10. März 2006 von Federico Bernal beim Portal "Argenpress" zusammengefasst. Die Verhaftungswelle - viele wurde entweder zuhause oder beim verlassen des Arbeitsplatzes festgenommen - und die damit verbundene aggressive Repression durch die Gendarmerie liessen den Pfarrer von Las Heras, Luis Villego im Radio sagen "que me hace acordar las épocas de la dictadura" - die Ereignisse erinnerten ihnan die Diktatur. In dem Bericht "Trabajadores y gremios petroleros de Santa Cruz amenazan con un paro provincial ante feroz represión en asamblea obrera" der alternativen Nachrichtenagentur AnRED vom 10. März wird nicht nur über die - diesmal gewerkschaftlichg unterstützte - provinzweite Debatte um einen Streik berichtet, sondern auch darüber, dass die Vollversammlung der Arbeiter der Baufirma Indus in Las Heras von der Polizei überfallen wurde und der Gewerkschaftsdelegierte Adrián Saucedo verhaftet. Zur selben Zeit berichteten im selben Artikel Familienangehörige der Festgenommenen nicht nur über Ausgangssperren, sondern auch, dass Handys und Internet nicht mehr funktionierten. Offener Brief der ArbeiterInnen von Las Heras In ihrem offenen Brief an alle ArbeiterInnen des Landes "CARTA URGENTE DE LOS TRABAJADORES DE LAS HERAS A LOS TRABAJADORES DEL PAIS" fordern aktive EinwohnerInnen von Las Heras von den Gewerkschaftszentralen einen Gegenralstreik gegen die Repression und erinnern dabei daran, dass der 30. Jahrestag des Militärputsches (eben jener mörderischen Junta, die mit der Privatisierungspolitik begonnen hat, ganz wie in Chile). Währenddessen haben quer durchs Land in der ersten Wochenhälfte kleine und grosse bis sehr grosse Solidaritäts- und Protestaktionen stattgefunden. Eine der Aktionen die am meisten Echo hervorriefen waren die rund 1.000 zumeist Erwerbslosen, die am Montag, den 13. März die Kassen des Stadtteilbahnhofs Constitución blockierten, die Passagiere aber durchliessen. Das berichtet AnRED in "Bloquean boleterías de Constitución en protesta por la represión en Las Heras" am 13. März 2006. Die Nachrichten der Gefangenen Einige der Festgenommenen konnten Besuch empfangen und so Nachricht geben - alle sagen, es gehe ihnen soweit gut. Hervorzuheben sind kurze Aussagen wie: "Ich denke, ich bin ein politischer Gefangener", aber auch "Bringt alles zum Stehen" oder "Wir sind geboren, um zu gewinnen". Die Dokumentation "Carta de dos detenidos de Las Heras a sus compañeros" vom 13. März 2006 bei "Argentina Indymedia". (Zusammengestellt von hrw am 14. und 15.) |