Eskalierende Demonstration in Albanien
Drei Tote und mehrere Dutzend Verletzte sind die vorläufige Bilanz einer Demonstration, die am Freitag, 21.1.2011, in Tirana, der Hauptstadt Albaniens, außer Kontrolle geraten war. Artikel von Julia Masetovic auf www.sozialismus.net vom 22.01.2011
Jugend im grössten
Slum des Landes
Bathore im Nordosten der Hauptstadt Tirana war bis
1990 Land von Staatsfarmen und wurde danach "sich selbst überlassen"
- und den ArmutsmigrantInnen aus dem bergigen Norden Albaniens.
Heute wohnen in diesem total deregulierten Stadtteil etwa 50.000
Menschen, von denen die Hälfte zwischen 17 und 25 Jahre alt
ist. In Gesprächen sagen diese jungen Leute, was ihre grössten
Probleme sind: Armut, so bitter, dass an eine bessere Ausbildungs
nicht zu denken ist und das Fehlen jeglicher Infrastruktur wie Licht
und Wasser und irgendwie reglementierte Strassen, und die völlige
Abwesenheit öffentlicher Einrichtungen, die ein Gemeinschaftsgefühl
mitherstellen könnten - das seit 1994 sporadisch praktizierte
Urbanisierungsprogramm hat bisher kaum Wirkung gezeigt. Und speziell
für diese jungen Leute wichtig, die Gesinnung der Älteren,
der Familien, extrem konservativ gerade ihnen gegenüber - vor
allem den jungen Frauen gegenüber, "versteht sich".
Mit jungen Leuten aus einer der wenigen Einrichtungen des Viertels,
einer Ausbildungsinitiative sprach Lucia Pantella in dem (französischen,
hiermit ganz kurz zusammengefassten) Bericht "Albanie :
la métamorphose des bidonvilles de Tirana"
das vom Observatoire des Balcans übersetzt und am 16. Mai 2006
publiziert wurde.
Frauen: Erwerbslos und diskriminiert
Rund 37 Prozent der Lohnarbeitenden in Albanien sind Frauen - und sie gehören bis auf wenige Ausnahmen zu jenen 90 Prozent der AlbanierInnen, die bis zu 700 Dollar pro Jahr verdienen (betrifft drei Millionen Menschen) - und nur wenige zu jenen 10 Prozent der gegensätzlichsten Gesellschaft Europas, die über 10.000 Dollar im Jahr haben (betrifft dreihunderttausend). Weniger verdienen (durchschnittlich 70 Prozent für gleiche Arbeit wie Männer), höhere Rate der Erwerbslosigkeit und - bezeichnenderweise bei jenen Frauen unter 24 Jahren vor allem - schlechtere Ausbildung. Als StrassenhändlerInnen sieht man nicht nur Frauen, die früher in landwirtschaftlichen Kooperativen tätig waren, sondern - nach der von der Finanzwirtschaft geforderten "Verschlankung" des öffentlichen Dienstes - auch zunehmend mehr der wenigen jüngeren Akademikerinnen. Auch Frauen suchen zunehmend ihr Heil in allen Arten von Migration - ein Drittel der Gesamtbevölkerung Albaniens hat dies bereits getan. Ein (französischer) Beitrag "Chômage et discriminations pour les femmes albanaises" von Lucia Pantella für das "Osservatorio sui Balcani" beim Portal "Le Courrier des Balkans", dort gepostet am 22.Februar 2005.
Nach dem LehrerInnenstreik
Im Dezember 2004 traten die albanischen Hoschullehrer in den Streik - ohne die beiden "zuständigen"(?) Gewerkschaften abzuwarten oder auch nur zu fragen. Sie erreichten Gehaltserhöhungen um rund ein Drittel. In einem Land, das offiziell dem sogenannten "Bologna-Prozess" angehören will, aber lediglich die Hälfte des durchschnittlichen westeuropäischen Anteils der Bildungsausgaben am Staatshaushalt aufweist und dessen Erziehungssystem permanenten Korrupitionsvorwürfen ausgesetzt ist, ein überraschendes Ergebnis - auch für die Gewerkschaften. Der (englische) Bericht "In the Bleak Midwinter" von Altin Raxhimi vom 10.Februar 2005 beim Portal "Transitions Online"
Child labour in Albania. Report on the current situation and guidelines for action by Albanian trade unions
A recent study carried out for the ICFTU shows that child labour is still a major problem in Albania. Every day tens of thousands of Albanian children are working instead of going to school. The main areas in which they are working are agriculture, production of shoes and clothes (especially for major W. European companies), selling of small goods in the streets (cigarettes, chewing-gum, etc.), washing of cars, begging and recycling of waste products. Report by Samuel Grumiau for the International Confederation of Free Trade Unions (ICFTU), October 2004
Urlaub in Albanien - Oder Durres geht durch den Magen
Urlaubsbericht von Max Brym, Freier Journalist
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