Am Nachmittag des Donnerstags, dem 2. Dezember 1999, ordnete der Gouverneur Roriz ein Massaker an. Der Gewerkschaftskollege José Ferreira da Silva, Gärtner, 34-jähriger Angestellter im öffentlichen Dienst mit weniger als einem Jahr Betriebszugehörigkeit in der staatlichen Firma, wurde durch Schüsse aus einer zwölfkalibrigen Machinenpistole ermordet.
Dutzende wurden verletzt. Zwei Arbeiter erblindeten auf einem Auge. Dabei ging es nur eine Versammlung der Staatsangestellten des Hauptstadtdistrikts, auf der Lohnforderungen dikutiert wurden. Aber die Regierung des Bundesstaats Brasília verhält sich wie in den Zeiten der Diktatur. Die oberste Führungsschicht, vom Minister für öffentliche Angelegenheiten bis zum Minister für innere Sicherheit, waren anwesend, um diese "exemplarische Bestrafung" zu befehligen. Die entsandten Militärvertreter beweisen, daß die Kämpfe geplant waren. Sondereinsatzkommandos, Hunde und gepanzerte Militärwagen gegen 600 unbewaffnete Angestellte, die fröhlich und friedlich demonstrieren.
Obwohl die Regierung die letzten Wahlen gegen die PT (= linke Arbeiterpartei) gewann, verfolgt sie wie besessen alle und jegliche Arbeiterorganisationen. Der Faschismus ist ihr alltägliches Handwerk. Sie hat Zweigstellen der Gewerkschaft zerstört, Demonstrationen und den Einsatz von Lautsprecherwagen auf öffentlichen Plätzen verboten, demokratische Wahlen der Schulleiter öffentlicher Schulen abgeschafft, Arbeiter und Angestellte des öffentlichen Dienstes gezwungen, an Unterstützungsdemonstrationen für die FHC (=Fernando Henrique Cardoso. Partei des Staatspräsidenten) teilzunehmen und Beschäftigte, die die Nichterfüllung der Wahlversprechen öffentlich machten, abgesetzt. Sie verfolgt und entlässt jeden, der sich anders als in den Formen ihres politischen Klientelismus äußert.
Alle Argumente der Regierung sind falsch. Sie behaupten, daß "die Angestellten die Tore versperrten und denen, die arbeiten wollten, den Zugang verunmöglichten". Sie sagen nicht, daß es drei Eingangstore gibt, und dasjenige, welches von den Arbeitern versperrt worden war, nur Fahrzeugen die Zufahrt abschnitt. Sie sagen, daß "ein Beamter und ein Polizist angegriffen wurden, und daß dieser sich einen gebrochenen Arm zuzog, als sie versuchten die Tore zu öffnen". Sie berichten nicht, daß die Versammlung bereits beendet war und, daß die Beschäftigten bereits beschlossen hatten, die Öffnung des Tors durch die Polizei zuzulassen. Genausowenig berichten sie, daß die Soldaten des Sondereinsatzkommandos die Tränengasbomben entsicherten und mit dem Wurf bis zum allerletzten Moment warteten, um den Demonstranten keine Gelegenheit zur Flucht vor der Explosion zu geben! Wenn sich die Werfer bei diesem Vorgehen irren, wird ihnen die Hand zerfetzt.
Schließlich behaupten sie, daß es eine gerichtliche Anordnung zur Aufhebung der Blockade des Tors gab. Sie berichten aber nicht, daß, wie es auch auf der Verfügung selbst steht, diese erst nach dem Massaker ausgestellt wurde.
Die Wahrheit ist, daß die Beschäftigten, die sich unter der Führung der Gewerkschaft der öffentlichen Arbeiter und Angestellten des Hauptstadtbezirks, insbesondere die "Arbeiter der Novacap", von Maurern bis hin zu Zimmermännern, Gärtnern und vielen anderen, die für die Durchführung und Aufrechterhaltung der Mehrzahl der öffentlichen Arbeiten zuständig sind, organisierten, sich nicht einschüchtern ließen und beispielhaft kämpften und Widerstand leisteten. In dieser erstklassigen Firma wurde das in der zwischen dem Gouverneur Roriz und dem Finanzminister der FHC, Pedro Malam, in einer Absichtserklärung festgelegte Abbau- und Zerstörungsprogramm verhindert.
Gegen 13.30 Uhr begann das Massaker, indem das Sondereinsatzkommando plötzlich schießend und schlagend angelaufen kam. Männer, Frauen und sogar die Kinderkrippe der Firma wurden zur Zielscheibe der Wut der Aggressoren. Gasschwaden, Schüsse, Hunde und Schlagstöcke füllten den Kriegsschauplatz. Alle Arbeiter wurden verfolgt und brutal verprügelt. Diejenigen, die auch nur minimalen Widerstand zeigten, wurden aus nächster Nähe mit Gummigeschossen beschossen. Zwei Genossen wurden durch die Gummigeschosse die Augen ausgeschossen. Und, damit noch nicht zufrieden, gaben sie noch mehr Schüsse auf die verletzten und am Boden liegenden Arbeiter ab. Mehrere Beschäftigte wurden durch Schrotgeschosse verletzt. Der Arbeiter José Ferreira da Silva wurde mit drei Schüssen ermordet, einer davon traf in die Brust. Die ganze Situation war so verrückt, daß den Verletzten nicht einmal die Hilfe durch ihre Kollegen zugestanden wurde.
Heute, am 3.12.1999, haben sich alle Arbeiter der Novacap, zusammen mit Vertretern anderer Gewerkschaften und Parlamentarier, erneut am Ort des Massakers versammelt und ihre Entschlossenheit bekräftigt. Der Streik, der von ihnen schon gestern beschlossen worden war, wird auf unbestimmte Zeit weitergeführt, bis sie ihre Forderungen erreicht haben werden.
Alle Arbeiter Brasiliens und der Welt fordern wir auf, sich unserem Kampf anzuschließen, indem sie für Öffentlichkeit sorgen und mit allen, ihn zur Verfügung stehenden Mitteln, die Bestrafung aller am Massaker Beteiligter zu fordern. Von denen, die das Massaker ausführten, bis hin zum obersten Befehlshaber Herrn Gouverneur Roriz.
So wie es auch bei den Massakern an den Angehörigen der Landlosenbewegung Sem-Terra war, ist auch die Ermordung jedes Arbeiters, der für sein Recht auf ein besseres Leben kämpft, ein Verbrechen gegen alle Arbeiter. Das Verbrechen wird nicht ungestraft bleiben!