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Updated: 18.12.2012 15:51
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Bernd Rabehl: Ein neue Gewerkschaftsführer oder Von der APO zum Christlichen Gewerkschaftsbund

von Jean Cremet

Wenn wieder einmal ein ehemaliger Linker zur Rechten wechselt, dann ist das dem Klassenfeind immer eine Meldung wert. Wenn der Betreffende dies nicht nur durch Referenten- bei entsprechenden Gruppierungen oder Autorentätigkeit für entsprechende Publikationen signalisiert, sondern durch eine feste organisatorische Bindung, gilt dies erst recht. Wenn es sich um einen ehemaligen Wortführer der Außerparlamentarischen Opposition, der Revolte von 1967ff., handelt, ist gar eine rasche Karriere gesichert. Und dies selbst dann, wenn der Betreffende einerseits bei der Linken schon lange nichts mehr gilt und andererseits durch seine wahllosen Anbiederungen bei der extremen Rechten als verbrannt gelten muss.

Die Rede ist vom ehemaligen Studentenführer Bernd Rabehl, der, seitdem er wohl bestallter Professor war, dem Antikommunismus, einer Erbschaft sowohl seiner APO-Zeit als auch seiner DDR-Erfahrung, nunmehr hauptberuflich frönte.

Ansonsten erinnerten an diese Vergangenheit nur noch seine Bändchen über Rudi Dutschke, den er national gefärbt als „Revolutionär im geteilten Deutschland“ präsentierte, und „Feindblick“, der den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) als Opfer der Geheimdienste im geteilten Deutschland darstellte. Rabehl lebte, so kann mit Fug und Recht behauptet werden, beruflich wie privat von der deutschen Vergangenheit. In der Gegenwart tauchte er in den letzten Jahren höchstens dann wieder auf, wenn er für Blätter der extremen Rechten schrieb (z.B. „Junge Freiheit“, „Wir selbst“) oder bei Gruppen mit ebenso schlechtem wie rechtem Leumund sprach, so zuletzt beim Konrad-Lorenz-Symposium des Wiener Korporationsrings.

Als sein eigener Leumund noch besser war und man ihn – entsprechender guter Wille vorausgesetzt – für einen antikommunistischen Linken halten konnte, war er dort wohl gelitten, wo man sowohl gemäßigt links als auch antikommunistisch sein kann, beim Deutschen Gewerkschaftsbund nämlich. Bei dessen Hans-Böckler-Stiftung war er Vertrauensdozent an der Freien Universität Berlin. Nachdem jedoch seine ersten Wanderungen zur extremen Rechten, konkret: der geplatzte Auftritt bei der Freien Deutschen Sommeruniversität und der stattgefundene bei der Burschenschaft Danubia in München, ruchbar geworden waren, gab es Widerstand von den Studierenden.

„Und ich bin doch der alte Rebell geblieben“, mag sich Rabehl gedacht haben, als er umgehend die Konsequenzen zog. Im Jahr 2000 trat er aus dem DGB aus, weil er „dessen rückwärtsgewandte und asoziale Politik nicht mehr mit meinem Beiträgen unterstützen“ wollte. In einer Pressemitteilung verkündete er: „Wir dürfen nicht zulassen, dass realitätsferne Funktionäre und Gewerkschaftsbonzen Deutschland in den Abgrund treiben und unsere Zukunft aufs Spiel setzen. Die Politik des DGB ist genauso pervers wie das unpatriotische Verhalten von Steuerflüchtlingen.“ Weg mit Schaden also.

Jetzt hat er eine neue politische Heimat gefunden. Beim Christlichen Gewerkschaftsbund ist er gelandet, genauer gesagt bei dessen Einzel“gewerkschaft“ Deutscher Handels- und Industrieangestelltenverband. Dieser steht nicht nur dem Namen nach in der Tradition einer deutschnationalen gelben Gewerkschaft der Weimarer Republik. Dort ist man erfreut über den Neuzugang. Der Berliner Landesvorsitzende erklärte, er werde Rabehl beim kommenden Verbandstag im Januar als stellvertretenden Vorsitzenden vorschlagen. Eine Blitzkarriere nennt man das wohl. Mit Rabehls „Erfahrung und Elan“ werde man den DGB unter Druck setzen, meint der Landesvorsitzende. Um niemand anderen handelt es sich bei diesem „Gewerkschafts“-Funktionär als um Klaus Gröbig, zum Kreis um den ehemaligen Generalbundesanwalt Alexander von Stahl in der FDP gehörend und seit Jahren aktiv an den Versuchen beteiligt, die FDP zur nationalliberalen Kampforganisation zu machen.

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