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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Vor dem "Krach in allen Metallbetrieben"? Nach Angaben der IGM waren es 3.000 Metallerinnen aus ganz Baden Württemberg, fast ausschließlich Jugendliche, die am 16.4. anlässlich der Verhandlungsrunde durch die Ludwigsburger Innenstadt marschierten und sich anschließend zu einer Protestkundgebung vor dem Verhandlungslokal versammelten. "Willkommen in der Tarifrunde" stand groß geschrieben auf dem Fronttransparent. " Azubis wissen, dass es ohne Einkommen kein Auskommen gibt". Mit diesen Worten erklärte ein Jugendfunktionär die Mobilmachung. Unter den Demoteilnehmern befand sich ein Block von Studierenden der Berufsakademie, die unter dem Motto "Gebühr bezahlt Empfänger" die Übernahme der Studiengebühren durch die Arbeitgeber fordern. Die IGM im Südwesten hat diese Forderung zusätzlich zu den 6,5% zu ihrer offiziellen Tarifforderung erhoben. Bezirksleiter Jörg Hofmann erklärte bei der Kundgebung, dass das 2,5%-Angebot der Arbeitgeber nur Platz in der Schublade aber nicht am Verhandlungstisch hätte. Wenn die Arbeitgeber bei der heute stattfindenden zweitletzten Verhandlungsrunde vor Ende der Friedenspflicht nicht nachgäben, würden die Chancen auf eine Einigung sinken und die IGM würde dann ihre Möglichkeiten in den Betrieben massiv zeigen. Dann bräuchten die Arbeitgeber wieder den Anschauungsunterricht, dass die Menschen in den Betrieben den Mehrwert schaffen und das ohne sie nicht ginge, so der IGM-Bezirksleiter. Jörg Hofmann lehnte die Forderung der Arbeitgeber das Weihnachtsgeld nach unten zu variieren ab: "Wir sagen Hände weg vom Weihnachtsgeld, wir werden keiner Lösung zustimmen, die in diesen geschlossenen Tarifvertrag eingreift". Auch einen Konjunkturbonus will die IGM nicht akzeptieren, weil es eine "Entgelterhöhung mit Verfallsdatum" sei. Außerdem wachse die Produktivität unabhängig von der Konjunktur ständig und würde die Inflation jährlich steigen. Laut Hofmann lehnen die Arbeitgeber die Übernahme der Studiengebühren für die BA-Studenten kategorisch ab. Jörg Hofmann verteidigte diese Forderung damit, dass die IGM keine Zweiklassen-Auszubildenden wolle. "Wer heute zu Studiengebühren ja sagt, verlangt morgen Eintrittsgebühren in die Lehrwerkstatt" Ausbildungskosten müssten von den Arbeitgebern übernommen werden und die IGM werde keine Spaltung in dieser Frage zulassen. "Zwischen 2,5% und 6,5% klafft ein großes Loch. Das lässt sich nicht mit Stroh füllen. Da müssen Dukaten rein und die Erträge dafür sind vorhanden", so Jörg Hoffmann. Er beendete seine Rede mit der Ankündigung, dass es "Krach in aller Breite in allen Betrieben" geben werde, wenn bis 28.4. kein Ergebnis vorliegt. Wie Solidarität zwischen den Gewerkschaften aussehen kann, wurde zumindest ansatzweise am 16. April in Ludwigsburg demonstriert. Auf dem Marsch durch die Ludwigsburger Innenstadt machten die Metaller vor der Volksbank einen Zwischenstopp um gegen die Kündigung der Betriebsratsvorsitzenden Andrea Widzinski zu protestieren. Bernd Riexinger, Geschäftsführer von ver.di Stuttgart, überbrachte bei der Abschlusskundgebung die solidarische Unterstützung seines Bezirks für die IGM-Tarifauseinandersetzung. Umgekehrt gab die IGM in Ludwigsburg ver.di die Gelegenheit die skandalösen Kündigungsversuche der Ludwigsburger Volksbank gegen die dortige BR-Vorsitzende und Schikanen gegen andere engagierte Betriebsräte anzuprangern und für Solidarität zu werben. "Man will mit allen Mitteln den gewählten Betriebsrat zerschlagen", erklärte Bernd Riexinger. Er wies darauf hin, dass es eine riesige Solidarität mit den ver.di-Betriebsräten bei der Volksbank gebe und betonte besonders die persönliche Standfestigkeit der Kollegin Andrea Widzinski, die sich nicht rauskaufen lässt, sondern diesen Konflikt durchstehen will, bis sie wieder vom Betrieb anerkannt wird. Bernd Riexinger wies darauf hin, dass in dieser Auseinandersetzung nur Öffentlichkeit helfe und dass es nötig sei, dass die Öffentlichkeit deutlich mache, dass sie diese Machenschaften nicht akzeptiere. In diesem Sinne appellierte Bernd Riexinger vor den 3.000 MetallerInnen und in Anwesenheit der Kollegin Widzinski über diesen Tag hinaus beim Vorstand der Ludwigsburger Volksbank zu protestieren. Laut einer ver.di-Pressemeldung sind zeitgleich mit der Protestaktion der IGM bundesweit tausende von Telekom-Beschäftigten in den Warnstreik getreten. In Ludwigsburg war davon heute nichts zu sehen. Es ist überfällig, dass die Gewerkschaften den geballten Angriffen der Arbeitgeber auf Löhne, Arbeitszeiten und Arbeitsplätze die geballte Macht der Belegschaften entgegensetzen. Wenn Beschäftigte der Telekom, der Metallbetriebe, der Banken, der Bundespost, des Einzelhandels, der Druckbetriebe, bei der AWO, Diakonie und überall dort, wo betriebliche Auseinandersetzungen stattfinden, gemeinsam kämpfen würden, könnte eine ungeheure Durchsetzungskraft entstehen und die Unternehmer in die Knie gezwungen werden. Siehe dazu auch:
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