letzte Änderung am 04. Juli 2003 | |
LabourNet Germany ARCHIV! Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany |
|
Home -> Diskussion -> Gewerkschaftsstrategien -> Tarifrunde2003 -> IG Metall -> 35 Osten ->Fragen ... | | Suchen |
Aus dem Bayern-Netz der IG Metall und mit der Genehmigung des Autors, Wolfgang Ziller
Kanzler mahnt bei IG Metall Umdenken an (aus "Financial Times Deutschland" 2.7.03) "Bundeskanzler Gerhard Schröder hat die IG Metall dazu aufgefordert, mehr Möglichkeiten für betriebliche Lösungen im Tarifvertrag zu schaffen. Als Vorbild nannte er Tarifvereinbarungen der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)."
Frage: Nachdem uns Stoiber ähnliches empfiehlt wie Schröder, wann und wie wirksam wehren wir uns ? Darf doch nicht sein, dass wir zu kämpfen verlernen wollen oder ?
An der Basis gibt es erste Stürme der Entrüstung. Viele von mir nicht beantwortbare Fragen werden gestellt: Könnte es sein, dass neben ein paar Automobil-BR-Vorsitzenden auch Kanzler Schröder den Abbruch der Streiks verlangt hatte ? Wie kommt es, dass ein Ende einer Tarifbewegung durch Klaus Zwickel (persönlich) über die Medien bekannt gemacht wird, ohne dass es zu diesem Zeitpunkt einen Tarifkommissions-Beschluss (Berlin-Brandenburg-Sachsen) bzw. einen Vorstandsbeschluss gab ? Wie kommt es, dass während einer solch historischen Verhandlung, wie in der Nacht von Freitag zum Samstag, entgegen aller bekannter demokratischer Grundsätze, noch nicht mal rechtzeitig (also zeitlich parallel) der Vorstand der IG Metall und die zuständige Tarifkommisssion (Berlin-Brandeburg-Sachsen) ins Hinterzimmer eingeladen waren ? Wer ist dafür verantwortlich, dass die Organisation über die Medien vorgeführt und brüskiert wurde ? Ist dafür Jürgen Peters oder Klaus Zwickel verantwortlich ? Und wie bitte sieht es mit der Gesamtverantwortung des Vorstandes aus, der einst einstimmig, sowohl der Urabstimmung als auch der Streikbewegung, zugestimmt hatte ? Fragen über Fragen und wo und von wem bekommen wir wann die Antworten ? Wie lange sind wir noch gezwungen alles in den Medien breit getreten zu bekommen ? Wann informiert uns unser Vorstand ehrlich und komplett über alle Wahrheiten der Inhalte und Abläufe vorallem innerorganisatorisch, damit auch demokratisch diskutiert und mitentschieden werden kann ? Welche inhaltlichen und organisatorischen Konsequenzen werden aus dem gesamten Debakel gezogen, bevor ständig voreilig Forderungen nach personellen Konsequenzen in die Öffentlichkeit getragen werden ?
BILD-Ticker meldet: "Betriebsräte deutscher Autokonzerne haben sich darauf verständigt, Jürgen Peters nicht zum neuen IG-Metall-Chef zu wählen." Skandalös wenn innergewerkschaftliche Demokratie via kapitalhörigen Medien läuft !!!
Statt einer zerfleischenden öffentlichen Personaldebatte, ist dringend eine offene inhaltliche Aufarbeitung gewerkschaftspolitischer Defizite erfoderlich. Es gab z.T. eine mangelnde Tiefenschärfe bei nicht wenigen Verantwortlichen, was aktuelle politische Einschätzungen (z.B. bezügl. Sozialabbau) betrifft. Konsequenz daraus war u.a. mangelnde Mobilisierung gegen Sozialabbau. Ähnliches war es beim berechtigten Streik um Arbeitszeitverkürzung und der Sicherung der Tarifverträge im Osten festzustellen. Die z.T. unsolidarischen Erklärungen von einigen wenigen Betriebsratsvorsitzenden decken sich skandalöserweise mit Aussagen von Kapitalvertretern. Die organisierte Solidarität aus dem Westen entsprach nicht überall den tatsächlichen Möglichkeiten bzw. Notwendigkeiten. Dafür nur eine Person (Peters) in Vorstand und Bezirken verantwortlich machen zu wollen, gleicht einer Abrechnung mit einem kämpferischen Teil unserer Gewerkschaftsbewegung. Soll das die politische Fortsetzung der Schwächen nach den z.T. nur halbherzig organisierten Demos gegen Sozialabbau sein ? Entspricht das alles den Erfordernissen in dieser schwierigen Zeit, in der sich Gewerkschafter den grössten Angriffen ihrer Geschichte ausgesetzt sehen ? Vielleicht reagieren einige Verantwortliche endlich mal wieder politischer und lassen sich nicht weiterhin von kapitalorientierten, neoliberalen Medienvertetern und Politikern vor sich hertreiben ! Notwendig sind jetzt mehr inhaltliche Klarheit, Geschlossenheit und Aktion statt Resignation!
LabourNet Germany | Top ^ |