letzte Änderung am 8. Juli 2003 | |
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Volkswagen AG
D 38231 Salzgitter
Betriebsrat 7595
Die Tarifauseinandersetzung der ostdeutschen Metallindustrie spielte auch auf der Betriebsversammlung im VW Werk Salzgitter eine Rolle: Betriebsratsvorsitzender Andreas Blechner machte deutlich, dass der Betriebsrat keine Streikbrecherarbeit zulassen werde. Der Betriebsrat hatte erst in dieser Woche verhindert, dass in Salzgitter Motoren gefertigt werden, die eigentlich laut Programm im Volkswagen-Motorenwerk in Chemnitz gefertigt werden müssten. "Wir lassen uns nicht gegeneinander Ausspielen und werden ganz genau aufpassen, dass hier kein Streikbruch passiert," machte Blechner für den Betriebsrat gegenüber dem VW-Management deutlich und verwies dabei auch auf die Erklärung des Weltkonzernbetriebsrats von Volkswagen hin. Dieser hatte auf seiner Sitzung Anfang Juni verabredet, dass an keinem Standort von Volkswagen Streikbrecherarbeit zugelassen wird. "Wir werden alles tun, um unsere Kolleginnen und Kollegen im Osten in ihrem Kampf um die Einführung der 35 Stunden-Woche zu unterstützen." Es gehe in der Tarifauseinandersetzung schließlich auch darum, das Versprechen des Einigungsvertrags von 1990 umzusetzen, erklärte Dirk Windmüller, Sprecher der IG Metall Vertrauensleute: "Der Einigungsvertrag schrieb schon vor 13 Jahren vor, dass die ostdeutschen Arbeits- und Lebensverhältnisse an das Westniveau angeglichen werden sollen. Dem trägt die IG Metall jetzt mit der Forderung nach Angleichung der Arbeitszeit Rechnung." René Uthoff, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender des VW Motorenwerks in Chemnitz, das seit 2. Juni bestreikt wird, dankte der VW Belegschaft aus Salzgitter für ihre solidarische Unterstützung: "Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass Salzgitter und auch viele andere Kolleginnen und Kollegen aus dem Westen uns nicht im Regen stehen lassen. Arbeitgeber und auch die Medien versuchen uns wo sie können zu spalten. Ihr habt mit euerer Solidarität gezeigt, dass wir das nicht zulassen werden!"
Blechner wies in dem Zusammenhang auch noch einmal darauf hin, dass durch die Einführung der 35 Stunden-Woche im Westen 100.000ende Arbeitsplätze geschaffen worden seien. "Mit der Einführung der 28,8 Stunden-Woche haben wir bei VW rund 30.000 Arbeitsplätze gesichert," erinnerte Blechner. Daran zeige sich, dass es nur dummes Gerede sei, wenn die Arbeitgeber behaupten, durch die Einführung der 35 Stunden-Woche würden Arbeitsplätze vernichtet. Blechner forderte VW auf, sich dafür einzusetzen, dass sich die Arbeitgeber mit der IG Metall im Osten endlich an den Verhandlungstisch setzen.
Die Forderung nach zusätzlichen Ausbildungsplätzen war ein weiteres Thema der Betriebsversammlung. "Wiederholt haben wir Herrn Dr. Hartz aufgefordert, die Ausbildungsplatzzahlen aufzustocken." Leider sei er dazu nicht bereit, zumindest nicht im Rahmen des Haustarifvertrags. Volkswagen ist bereit, etwas gegen die Ausbildungsplatzmisere zu tun, und will freie Kapazitäten in den Ausbildungszentren der VW Coaching Gesellschaft für Verbundausbildungsplätze anbieten. Das sei zwar nicht ganz befriedigend, machte Blechner deutlich, da es sich hierbei nicht um Ausbildungsplätze im Rahmen des VW-Haustarifvertrags handele. Aber über diesen Weg könnten dennoch einige zusätzliche Ausbildungsplätze entstehen, erklärte der Betriebsratsvorsitzende. "Und in Anbetracht der hohen Jugendarbeitslosigkeit und Arbeitslosigkeit insgesamt ist dringend die Schaffung neuer Arbeitsplätze nötig."
Daher unterstützt der Betriebsrat, der im vergangenen Jahr eine Wirtschaftsinitiative für Salzgitter ins Leben gerufen hatte, auch die geplante Regions-AG. Mit dieser sollen nach dem Wolfsburger Vorbild neue Arbeitplätze in der Region geschaffen werden. "Uns kommt es darauf an, dass die Region gemeinsam voran gebracht wird. Und dazu gehören alle Städte von Salzgitter, Peine, Wolfenbüttel, Gifhorn bis nach Wolfsburg und Braunschweig." Auch das VW Werk Salzgitter habe bereits Bereitschaft signalisiert, das Projekt personell zu unterstützen. "Wir brauchen solche Signale jetzt noch von anderen Unternehmen der Region." Unabhängig davon kündigt der Betriebsratsvorsitzende an, dass es schon ganz konkrete Projekte gibt, mit denen ganz neue wichtige Arbeitsplätze für den Arbeitsmarkt Salzgitter geschaffen werden.
Gastredner Manfred Schallmeyer vom Vorstand der IG Metall begrüßte ausdrücklich die Initiativen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze. Kritik übte er hingegen an der Agenda 2010 der Bundesregierung, da sie nicht zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitrüge sondern einseitig gerade die kleinen Leute belasten würde.
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