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Updated: 18.12.2012 15:51
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Wanderarbeiter werden organisiert

Aktion vor Hamburger Männerwohnheim

Am heutigen Samstag hat die Hamburger IG BAU gemeinsam mit dem Europäischen Verband der Wanderarbeiter eine Aktion vor einem Männerwohnheim in Hamburg-Hamm durchgeführt. Drei Stunden lang informierten sie die zur Zeit weit über 100 dort untergebrachten polnischen Entsendearbeiter über ihre Rechte und diskutierten mit ihnen gewerkschaftliche Organisierung.

Wir befinden uns in der Culinstraße 6, tief im Hamburger Osten. Einst gehörte das 10stöckige Wohnhaus dem öffentlichen Wohnungsunternehmen SAGA, heute heißt die Besitzerin "Verwaltungsgesellschaft CULIN mbH". Doch auch hinter diesem wenig aussagekräftigen Namen soll sich jemand ganz anderes verbergen: Der berüchtigte Duisburger Immobilienmogul Henning Conle, der seit Jahrzehnten immer wieder in der öffentlichen Kritik steht. Rund 250 Euro warm kostet hier ein 12qm großes Zimmer, die polnischen Arbeiter leben in Doppelzimmern - oft Monate lang.

Von 14 bis 17 Uhr postierten sich heute Aktivisten der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt und des Europäischen Verbandes der Wanderarbeiter vom dem Gebäude, sprachen die von den Baustellen kommenden polnischen Bauleute an. Bis zu 400 Polen werden hier zeitweise von ihren Unternehmen untergebracht, hauptsächlich von den Baukonzernen BUDIMEX und CALBUD. Beide Unternehmen stehen bundesweit im Ruf, den allgemeinverbindlichen, tariflichen Mindestlohn von 12,30/Stunde zu unterlaufen und die Sozialkasse Bau (SOKA-BAU) zu betrügen. Dennoch werden sie regelmäßig für die großen deutschen Baukonzerne tätig, etwa für WAYSS & FREYTAG, HOCHTIEF oder auch die österreichische STRABAG.

Da die Männer auf ihre Arbeitsplätze auf den Baustellen angewiesen sind, und sich die IG BAU mit ihrer Politik der Razzien nicht eben wenige Feinde unter ArbeitsmigrantInnen gemacht hat, kommt es dann auch nicht zur spontanen Zusammenarbeit mit den Gewerkschaftern. Erste Kontakte aber werden geschmiedet, vor allem von den Aktivisten des Wanderarbeiter-Verbandes. Die polnischsprachigen Flugblätter mit einer kurzen Ansprache und den Telefonnummern der Organisation finden reißenden Absatz.

Polnische Bauleute werden in Deutschlang überwiegend untergesetzlich bezahlt. In der Regel erhalten sie zwar den Mindestlohn für die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit, müssen dann aber monatlich weitere bis zu 100 Stunden umsonst schuften. Da die Männer in der Regel auch noch unterschreiben müssen, dass sie beispielsweise nur 130 Stunden/Monat arbeiten, fällt die nachträgliche Beweisführung bei der Erkämpfung der fehlenden Löhne schwer. Davon abgesehen kommen immer wieder Fälle vor, in denen die Arbeiter überhaupt kein Lohn erhalten haben, wie aktuell beim polnischen Fliesen-Unternehmen "Granit-Brzesko", einem Subunternehmen des deutschen Unternehmens "Marmor Müller".

Der Verband der Wanderarbeiter wurde im September 2004 von der IG BAU gegründet und hat nichts geringeres zum Ziel, als Organisationsstruktur aller wandernden ArbeiterInnen in Europa zu werden. Dafür erweitert sich der Verband kontinuirlich: Nachdem man sich zunächst fast ausschließlich auf polnische Bauleute konzentriert hat, sollen in einem nächsten Schritt auch ungarische Bauleute organisiert werden, zudem bereitet man sich für die nächste Erntesaison auf den Einsatz bei ErntehelferInnen in der Landwirtschaft vor. Parallel dazu sucht der Verband offensiv KooperationspartnerInnen im In- und Ausland und spricht zu diesem Zweck bei Gewerkschaften, Vereinen, AnwältInnen und Sozialverbänden vor. Wer sich weiter informieren oder in Kontakt treten will, kann dies tun unter:

European Migrant Workers Union
Heddernheimer Landstraße 151
60439 Frankfurt am Main
Telefon: 069 - 951 19 93 - 0
Fax: 069 - 951 19 93 - 9
www.migrant-workers-union.org


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