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Wozu noch DGB ? - Eine Frage zum 60. Geburtstag eines sterbenden Clowns
Artikel von Gottfried Christmann bei GEW BaWü
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Der DGB - sechs Jahrzehnte Dienstleistung an der nationalen Arbeit. Die deutsche Gewerkschaft hat Geburtstag
"60 Jahre DGB, und die deutschen Gewerkschaften werden gefeiert - von denen, die, wenn gerade kein Geburtstag ist, nicht müde werden, von den Gewerkschaften verteidigte "Besitzstände" und das "Besitzstandsdenken" ihrer Mitglieder anzugreifen. Das Lob, das der DGB an so einem Feiertag von seinen Kritikern aus Politik und Wirtschaft zu hören bekommt, gilt dementsprechend auch eher nicht seinen Erfolgen bei der kämpferischen Wahrung der Mitgliederinteressen. Beglückwünscht wird er für seinen unermüdlichen Einsatz im Dienst am Gemeinwesen, gelobt werden die gewerkschaftlichen Beiträge zu Wachstum und Wohlstand der Nation, speziell die Pflege des "sozialen Friedens" durch die deutschen Arbeitervertreter, der beidem so förderlich ist. Die Friedfertigkeit der arbeitenden Klasse ist ein hoher Wert, für dessen Bewahrung sich seit langem der DGB zuständig erklärt. Diese Aufgabe nimmt er mit großer Ernsthaftigkeit wahr, mit der Folge, dass das Wachstum des Reichtums im Land seinen Gang gehen kann - ungestört von denen, die ihn erzeugen, ohne selber reicher zu werden. Dass die Mitglieder der DGB-Gewerkschaften sich konstruktiv, wachstums- und sozialverträglich zu den Bedürfnissen des Standorts stellen, dass sie "Augenmaß" walten lassen und zur rechten Zeit immer wieder Ruhe geben: das ist den Nutznießern solch verantwortungsvollen Benehmens aus gegebenem Anlass schon einmal ein anerkennendes Wort wert." Artikel in GegenStandpunkt 4-09
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"Der Symbolvorrat ist aufgezehrt"
Oskar Negt. Der Soziologe: Gewerkschaften müssen in der fragmentierten Arbeitswelt ihre Fixierung auf die Betriebe überwinden. Nur wie? Interview von Ulrich Schulte und Eva Völpel in der taz vom 12.10.2009 . Aus dem Text: ".Sie müssen sich kulturell betätigen, anstatt sich auf Tarifverhandlungen und 1.-Mai-Kundgebungen zu konzentrieren. Die Gewerkschaften brauchen eine Doppelstrategie: Einerseits müssen sie in Betrieben stark bleiben und stärker werden. Andererseits aber müssen sie - als wahre Interessenvertretungen der Menschen - ihr Mandat erweitern. Das heißt, die Lebenswelt der Menschen aufnehmen, andere Gesellschaftsmodelle entwickeln, Utopien zulassen. (.) Der Deutsche Gewerkschaftsbund unterhielt in den 1980ern noch Ortskartelle, Büros in Stadtteilen, in denen politische Bildung oder Rechtsberatung angeboten wurde. Also eine regionale und städtisch auf Probleme der Menschen bezogene Strategie. Heute sind Gewerkschaften mit ihren Kooperationsangeboten kaum mehr im öffentlichen Raum präsent. Und ihr Symbolvorrat ist aufgezehrt, auch selbst verschuldet. (.) Der ursprüngliche Gewerkschaftsgedanke war der einer solidarischen Kooperation, im Sinne einer Hilfe für diejenigen, die sich nicht helfen können. Dieser Gedanke ist verloren gegangen."
- DGB-Sonderseite
- Zitate zum Thema
- "Die Gewerkschaften sind das Stärkste, was die Schwachen haben"
DGB-Chef Michael Sommer
- "Sie werden gebraucht. Bleiben Sie stark, bleiben Sie streitbar und kompromissbereit und auf das Gemeinwohl bedacht!" Bundespräsident Horst Köhler gratulierte dem DGB
- Feiernder Scheinriese
"DGB-Chef Michael Sommer droht Schwarz-Gelb mit Massenprotesten. Aber was ist die Alternative? Zu seinem 60-jährigen Bestehen wirkt der Dachverband schwächer denn je.." Artikel von Tom Strohschneider in Freitag online vom 05.10.2009
- "Vom Klassenfeind lernen"
"Herr Schroeder, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) feiert heute seinen 60. Geburtstag. Kann er danach in Frührente gehen oder brauchen wir ihn noch?..." Interview von Eva Roth mit Wolfgang Schroeder in der FR vom 05.10.2009 . Siehe dazu: "Eigentlich ist es bedauerlich, dass die Gewerkschaftsdiskussion zum Jubiläumstage des DGB - jetzt in der Weltwirtschaftskrise - auf so schwachen Füssen daherkommt." Anmerkungen von Volker Bahl, dokumentiert bei den Nachdenkseiten vom 6.10.09