Kriech du und der Teufel
Ja verzeilich ist der Großen
Übermut und Tyrannei,
denn zu groß und niederträchtig
ist des Deutschen Kriecherei.
Sieht ein Deutscher seines Fürsten
höchsterbärmlich schlechten Hund,
tut er gleich in schönen Worten
seine Viehbewundrung kund.
Sieht ein Deutscher seines Fürsten
altersschwaches steifes Pferd,
ist er freudig doch ergriffen
von des Gaules früherm Wert.
Sieht ein Deutscher seines Fürsten
allerältstes Hoffräulein,
denkt er, eine Bürgertochter
könne doch so schön nicht sein.
Sieht ein Deutscher seines Fürsten
jämmerlichsten Kammerherrn,
steht er still und grüßt in Ehrfurcht,
und sieht er ihm nach von fern.
Sieht er nun den Fürsten selber,
o, wie ist er dann entzückt!
Wenn Durchlaucht ihn wieder grüßet,
nun, dann ist er fast verrückt.
Er erzählt dann allen Menschen,
welche Gnad ihm wiederfuhr,
daß Durchlaucht ihn hat gewürdigt
mehr als eines Blickes nur.
Er erzählet Kindeskindern:
Ja, ich habe ihn gesehn!
Und bei Gott! nun kann ich ruhig ,
ruhig in die Grube gehn.
Heinrich Hoffmann von Fallersleben, geb. 2.4.1798 zu Fallersleben, gest. 29.1.1874 in Corvei
Aus: Zupfgeigenhansel "Es wollt ein Bauer früh aufstehen", Pläne Verlag - 1.Auflage 1978
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