Home > Diskussion > EU > Wipo > Krise > krise_bahl32 | |
Updated: 18.12.2012 15:51 |
"Artisten in der Zirkuskuppel ratlos" Ein informativer Querschnitt zur Eurokrise vor Pfingsten 2012 (25. Mai) Ein Neuanfang in der ökonomischen Sichtweise in der EU mit Hollande Die zentrale Aussage ist, wir nehmen ihm zwar nicht übel, dass Hollande die Unterordnung unter die deutsche Rettungssystematik verweigert - ja, das mag sogar einen kreativen Schub auslösen. Zunächst aber gehorcht er dem Instinkt des Politikers, der seine Wahl der Abgrenzung verdankt (= von Ökonomie kann er / braucht er ja deshalb keine Ahnung haben)... Aber diese "Ahnung" von Ökonomie hat dafür "unsere" Kanzlerin Merkel: "Hollande spielt immer wieder mit der Idee von Eurobonds, jenem Teufelszeug, das Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht ganz zu Unrecht verabscheut, weil es gegen die Europäischen Verträge verstößt. (= das ist eigentlich eine recht dreiste Behauptung angesichts der "systemverändernden Wirkung" auf das europäische Verfassungsgefüge durch den sog. "Fiskalpakt" der Bundeskanzlerin - ja, wenn so etwas möglich sein soll, das "diktatorisch" die Demokratie in Europa den Parlamenten nimmt, dann könnte ja auch eine ganz andere Entwicklung hin zu einer demokratischen und solidarischen Union möglich gemacht werden können - oder?) Aber mehr noch - diese Eurobands verstoßen noch gegen die Logik (sic!) von Anreiz und Wirkung... "und weiter unterschätzt der französische Präsident seine Wirkung auf Märkte"... Muss eben Deutschland "auf ewig" der Profiteur der Krise (Peter Bofinger) zu Lasten der anderen werden? (Vgl. Deutschland zahlt keine Zinsen mehr: www.fr-online.de/wirtschaft/euro-krise-und-die-folgen-fuer-deutschland-deutschland-zahlt-keine-zinsen-fuer-neue-schulden,1472780,16097144.html sowie www.sueddeutsche.de/wirtschaft/deutschland-erhaelt-zinsfreie-kredite-knete-fuer-umme-1.1365137 und zusammenfassend Jens Berger noch: www.nachdenkseiten.de/?p=13336 ) Aus dieser Zinsfalle sollte es doch ein Entrinnen geben - auch wenn das der Politik - zumindest in Deutschland noch nicht so klar sein sollte (vgl. "Eurozone in der Zinsfalle": www.fr-online.de/wirtschaft/kommentar-zum-finanzmarkt-in-der-zinsfalle,1472780,16098176.html ). Wie kann Eurpa dieser wachstumsvernichtenden "Zinsfalle" wieder entkommen? Zeit zur Klärung ist bis Ende Juni So wird es also für Europa als Ganzes - und nicht nur Deutschland als einseitiger Profiteur - wichtig, dass über Eurobonds gestritten werden wird. (www.sueddeutsche.de/wirtschaft/eu-wachstumsgipfel-in-bruessel-merkel-und-hollande-streiten-ueber-euro-bonds-1.1365360 ) Robert von Heusinger hat in seinem Leitkommentar das prägnant anders gefasst, als der oben erwähnte Stefan Cornelius in der SZ: "Letzte Hoffnung: Merlande": "Die Krise frisst sich immer tiefer in die Währungsunion hinein. Es ist an der Zeit, den französischen Vorschlägen Vertrauen zu schenken - und zwar vor allem aus folgendem Grunde: "Jetzt wo alle Welt sieht, das die deutschen Vorstellungen zur Krisenbewältigung gescheitert sind, ist es höchste Zeit den französischen Vorstellungen Gehör zu schenken." (www.fr-online.de/meinung/leitartikel-merkel-hollande-letzte-hoffnung--merlande-,1472602,16091630.html ) Und es wird nicht nur - am krassesten - bei Griechenland so offensichtlich - diesem "Sünder", wie die bisherige Krisenbewältigung frei nach den Marktrezepten auf sein weiteres Scheitern hinsteuert: "Griechenland kommt zum Erliegen" (www.sueddeutsche.de/wirtschaft/uebergangsregierung-in-athen-griechenland-kommt-zum-erliegen-1.1366264 ), sondern jetzt beginnt die Eurokrise auch die heimische Wirtschaft zu treffen (www.sueddeutsche.de/wirtschaft/euro-krise-trifft-heimische-wirtschaft-nervoese-zone-deutschland-1.1366257 ). Und die SPD als schizophrenes Weltkind in der Mitten - ohne Wissen um das Scheitern der Eurozone Und was macht die SPD so als "Zünglein" an der Waage zur Durchsetzung des Fiskalpaktes? Auf der einen Seite bremst sie erst einmal die Kanzlerin in ihrem Zeitplan (www.sueddeutsche.de/politik/spitzengespraech-im-kanzleramt-opposition-bremst-merkel-beim-fiskalpakt-aus-1.1366246 ). Das ist eigentlich schon eine nicht zu verachtende politische Tatsache, denn es sind nun gerade noch fünf Wochen bis zu dem entscheidenden Europäischen Rat bis Ende Juni - und so besteht die - wenn auch vielleicht nur geringe - Hoffnung, dass sich auch in der SPD, von der der Fiskalpakt in Deutschland abhängt, zu einer angemesseneren Überzeugung für ein Schuldenregime in der Eurozone mit Wachstum noch einfällt - eben ein "besseres" als dieser marktradikal wachstumsvernichtende und demokratiefeindliche und bloß "marktkonorme" Fiskalpakt. Und so steht die SPD da, bremst auf der einen Seite die Kanzlerin (gut!) und hat andererseits nichts gegen "diesen" Fiskalpakt. Die Süddeutsche charakterisiert diese seltsame Rolle der SPD zum Fiskalpakt: "Ein Nein wäre schizophren" - aber ein "Ja" würde die schwarz-gelbe Regierung stützen (wenn auch als längerfristige Folge die Währungsunion "abservieren") - und so können sie auch nicht - etwa Hollandes Strategie stützend - zu einem "Nein" gelangen, weil das würde doch der eigenen "Pro-Fiskal-Pakt-Überzeugung" widersprechen (www.sueddeutsche.de/politik/die-spd-und-der-fiskalpakt-ein-nein-waere-schizophren-1.1366462 ). In dieser Umbruchs-Situation trifft Wirtschaftsweiser Bofinger auf Frank Schäffler, den Anti-Euro-Rebellen der FDP Im Wirtschaftsteil (S. 19) der SZ vom 25. Mai 2012 lässt die Süddeutsche den Wirtschaftsweisen Peter Bofinger auf den FDP-Rebellen gegen die bisherige Merkel´sche Euro-Rettungspolitik treffen. Einen zentralen Schwerpunkt macht dabei die Geldpolitik der EZB mit ihrer Billionen-Spritze für die Finanzmärkte aus, die Bofinger verteidigt: Und mit der Rückkehr zum Goldstandard - ein fester Anker für eine Währung muss für Schäffler her - (vgl. Keynes gegen Churchill in den zwanziger Jahren - sowie das Ende von Bretton Woods) die Schäffler dann noch vorschwebt, kann sich Bofinger auch nicht anfreunden… (Zu Bofinger gerade aktuell auch noch im "Spiegel": www.nachdenkseiten.de/?p=13347#h07 ) Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 25.5.2012 |