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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Hartz-IV ist der notwendige Tritt in den Arsch der Arbeitslosen. (Redaktionsleiterin der Financial Times Deutschland) Hat sie nicht recht? Was machen 8.614 Bedarfsgemeinschaften, was machen 15.000 Alg II-Bezieher, was machen 11.000 Langzeitarbeitslose in Oldenburg? Sie lassen sich in den Arsch treten und kuschen! … Sie nehmen klaglos ihre Bescheide entgegen, obwohl sie kein Wort davon verstehen, obwohl ihnen damit bewusst verweigert wird, die Berechnungen nachzuprüfen, die doch über ihr weiteres Leben bestimmen. Sie müsste nicht recht haben! Wenn nur ein Drittel der Betroffenen, wenn nur 5.000 Alg II-Bezieher sich entschließen würden, sich dieses Verarschungsprogramm nicht länger gefallen zu lassen, wenn sie z.B. nur einfach die ARGE belagern oder besetzen würden. Wenn 5.000 Betroffene täglich durch die Straßen Oldenburgs demonstrieren und den Verkehr lahmlegen würden. Wenn sie die Deutsche Bank oder die Post AG besetzen würden, weil die entlassen statt einzustellen, obwohl sie fette Profite einfahren. Wenn sie das Rathaus blockieren oder die Parteibüros der verantwortlichen Parteien besetzten würden dann wären nicht nur die naheliegenden, kommunalen Sauereien wie zu geringe Unterkunftskosten, perspektivlose Ein-Euro-Jobs, widerwärtige Schnüffeleien in der Privatsphäre, Verwaltungschaos, unfreundliche Behandlung und miese Beratung ganz schnell vom Tisch, sondern das würde Schule machen und wir hätten schnell den Aufstand in ganz Deutschland. Dann wäre Weg mit Hartz IV noch die geringste Forderung! Was kann die ALSO tun? Aber so sitzen wir in der ALSO mit zu wenig Leuten, die sich verzweifelt bemühen, wenigstens die ganz offensichtlichen Fehler in den Bescheiden zu korrigieren. Der Andrang ist groß, aber unsere Beratungszeiten sind begrenzt: zu wenig Leute, zu wenig Geld, um sie auszuweiten. So müssen viele ohne Beratung wieder nach Hause gehen, und es gibt lange Wartezeiten. Dabei sind nach unserer bisherigen Beratungserfahrung mehr als 90 Prozent der Alg II-Bescheide falsch! Stellt Euch vor, von den 8.614 Bedarfsgemeinschaften in Oldenburg würden mehr als 6.000 Widerspruch gegen ihren Bescheid einlegen: Jede Wette, dass die häufigsten und systematischen Fehler, die z.B. bei der Berechnung von Einkommen und den Unterkunftskosten gemacht werden, ganz schnell und unbürokratisch abgestellt würden. Mit unserer jetzigen Ausstattung haben wir vielleicht 500 bis 600 Beratungen seit Anfang des Jahres geschafft. Wenn die Sozialberatung eine ernsthafte Gegenmacht gegen Willkür und Fehler der Ämter werden soll, dann müsste sie ausgeweitet werden. Aber wie kann das gehen? Die ALSO bekommt seit zwei Jahren kein Geld mehr von der Stadt (Begründung: Beratung macht ja jetzt die ARGE), seit Anfang dieses Jahres keine Geld mehr vom Land (gleiche Begründung) und maximal noch eineinhalb Jahre ein wenig Geld aus dem Europäischen Sozialfonds (dann läuft das Förderprogramm aus). Von den Spendengeldern allein, die wir bekommen, kann die Beratung nicht aufrecht erhalten werden. Eine Arbeitslosengewerkschaft für Oldenburg? Wenn die Stadt Oldenburg und das Land Niedersachsen eine unabhängige Beratung nicht wollen, besteht unsere einzige Chance darin, uns selber zu helfen. Stellt Euch vor: die Arbeitslosengewerkschaft ruft auf, und 10.000 organisierte Erwerbslose versammeln sich - was setzen wir als erstes durch? ERGO? ERwerbslosen-Gewerkschaft-Oldenburg Der Beitrag ist erschienen in STACHEL , der unabhänigen Stadtzeitung für Oldenburg, Sondernummer zu "100 Tagen Alg II" |