letzte Änderung am 12. Januar 2004 | |
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Das ist das Ziel des Beitrags. In welchem ökonomischen
Gesamtzusammenhang diese Ziele stehen, wird nicht behandelt.
Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist ein Vorwand, denn
Arbeitslosigkeit wird durch steigende Produktivität, durch Kapitalexport und
Krisen immer wieder neu erzeugt.
Das Ifo-Institut meint, mit 10-15% Bruttolohn weniger für
alle könnte man die Arbeitslosigkeit weitgehend beseitigen. Bei gering Qualifizierten
sei ein Drittel notwendig. So auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
schon 1997.
b) Wie konkret?
Einerseits durch Verlagerung der Lohnfestsetzung von
Flächentarif auf die Betriebe und Ausdünnung bzw. sogar Abschaffung des
Kündigungsschutzes. Letzteres erleichtert Lohnsenkungen für alle Tarife.
Andererseits durch Sozialabbau, d.h. durch die Senkung der
Arbeitslosenunterstützung, vor allem aber der Sozialhilfe, die wie ein
Mindesttarif für untere Lohngruppen wirkt.
Die Bertelsmann-Stiftung, in deren Kuratorium u.a. die
Vorstandsvorsitzenden der Post, von Schering, Bertelsmann und Nestle sitzen,
verlangt die Abschaffung der
Arbeitslosenversicherung in zehn Jahren. Die Reduzierung der Bezugsdauer
und des Leistungsniveaus des Arbeitslosengelds, die Ausgliederung bzw.
Abschaffung von Weiterbildung und ABM usw., die der Senkung der Beiträge zur
Arbeitslosenversicherung dienen, sind Übergangsstufen dazu bzw.
Minimalforderungen.
Je schwächer die Arbeitslosenversicherung ist, desto eher
kommen Arbeitslose in die Sozialhilfe. Und die soll, zumindest für
Erwerbsfähige, möglichst weit weggehauen werden. Denn die Sozialhilfe legt eine
Lohnuntergrenze fest. "Die Lohnersatzeinkommen, die der Staat anbietet (zu
denen Sinn auch die Sozialhilfe rechnet), erzeugen Arbeitslosigkeit, weil
sie wie Lohnuntergrenzen im Tarifsystem wirken." (Sinn ebenda, 161-2)
. Er bezeichnet die Sozialhilfe auch als "Untergrenze für die
Tariflohnstruktur". (461)
Angriffe auf die Tarifverträge sowie die Arbeitslosenunterstützung
und die Sozialhilfe sind nur zwei Seiten einer Medaille bei dem Versuch, das
Tarifsystem zu kippen und die Löhne zu senken.
c) Da die
Dauer des Arbeitslosengeldbezugs gesenkt wird und die Arbeitslosenhilfe
abgeschafft, sind mehr Arbeitslose im Arbeitslosengeld II, auf der Basis einer
leicht abgesenkten Sozialhilfe. Ziel des Kapitals ist die weitgehende Senkung
der Sozialhilfe, Die Bertelsmann-Stiftung ist für die Halbierung der
Sozialhilfe, um "Fehlanreize" zu vermeiden, das Ifo-institut und
Roland Koch für die Senkung um ein Drittel, der Sachverständigenrat für die
Senkung um 30%, der Deutsche Industrie-und Handelskammertag und Stoiber für die
Senkung um 25% usw..
Der Fehlanreiz Sozialhilfe wäre dann ausgeschaltet, wenn
es gar keine Sozialhilfe für Arbeitsfähige mehr geben würde, wie in den USA.
Je tiefer die Sozialhilfe fällt, desto mehr wird das Tarifsystem
untergraben.
d) Da dadurch immer mehr Löhne unter das Existenzminimum
sinken, tritt die BDA für massive Lohnsubventionen ein, genannt Negative Einkommensteuer.
Das Arbeitslosengeld II geht in diese Richtung, aber nur ganz zaghaft. Weitere
Senkungen der Sozialhilfe sind deshalb mit höheren Lohnsubventionen verbunden.
e)
"Gemeinnützige" Arbeit ist für alle Arbeitslosengeld II-BezieherInnen
zumutbar, die ihre Ware Arbeitskraft nicht verkaufen können. Das ist ein
massiver Angriff auf die Tarife des Öffentlichen Dienstes. Die
Zwangsarbeitsplätze soll um 200.000 aufgestockt werden. Bisher gibt keine
Reaktion des ver.di-Bundesvorstandes auf diesen massiven Angriff auf die Tarife
des Öffentlichen Dienstes.
Sozialabbau bei Arbeitslosen plus Ausbau der Zwangsarbeit
dient dem Lohnabbau. Kürzungen bei Arbeitslosen sind deshalb nicht allein Sache
der Arbeitslosen. Sie richten sich vor allem gegen die Beschäftigten. Unsere
Aufgabe ist es, ein Bündnis zwischen Arbeitslosen und Erwerbstätigen zu
fördern, um dem entgegenzutreten.
Das Kapital dagegen treibt einen Keil zwischen Erwerbslose
und Beschäftigte. Es stellt die Kürzungen als Kampf gegen die Faulheit der
Arbeitslosen und gegen Sozialschmarotzer dar, der im Interesse der
Beschäftigten liegen würde. Dem müssen wir entgegentreten.
Andererseits müssen wir hervorheben, dass der Sozialabbau nicht
in erster Linie der Sanierung der Staatsfinanzen dient, sondern eben dem Lohnabbau.
Der Sozialabbau ist auch nicht ökonomisch sinnlos, weil er die Kaufkraft schwächt.
Er ist für das Kapital ökonomisch sinnvoll, weil er Lohnabbau ermöglicht und
darüber die Profite erhöht.
In allgemeiner
Form: Die Bundesvereinigung der Deutschen Industrie (BD) tritt für die Senkung
der Staatsquote von heute rd. 50% auf unter 40% ein. (ebenso Clement und die
CDU/CSU) Die Sozialversicherungsbeiträge werden merkwürdigerweise zu den
Staatsausgaben gerechnet. D.h.: Renten, Gesundheitsleistungen usw. sollen um
20% gesenkt werden. Der BDI verlangt denn die Senkung der
Sozialversicherungsbeiträge von jetzt 42% auf 35%, d.h. Senkung aller
Leistungen um 15 bis 20%. Auch die DGB-Führung tritt für die Senkung der
"Lohnnebenkosten" ein. Das kann nicht unser Weg sein.
Die Ökonomen des Kapitals halten Löhne allgemein und darin
eingeschlossen auch die Sozialversicherungsbeiträge solange für zu hoch, als es
Arbeitslosigkeit gibt. Die Spirale ist damit nach unten offen.
Nur der Widerstand der LohnarbeiterInnen kann dem Fall dem
Sozialabbau und dem damit verbundenen Fall der Löhne nach unten Schranken
setzen.
In konkreter
Form:
Rentenversicherung.
Es geht nach dem Bremer Ökonomen Wilfried Schmähl bei den bisherigen Plänen der
Bundesregierung darum, das Rentenniveau des Standardrentners bis 2030 um etwa
ein Drittel zu senken. Dann seien 37 Arbeitsjahre nötig, um die Sozialhilfeschwelle
zu erreichen. (Spiegel 33/2003, 53) Im Durchschnitt haben Männer in
Westdeutschland 39 Arbeitsjahre, Frauen etwa 25. Hartz und Rürup wollen eine
abschlagsfreie Rente erst mit 45 Beitragsjahren, ebenso die IG-Metall auf ihrem
letzten Gewerkschaftstag. Das läuft auf Rentensenkungen hinaus.
Der BDI verlangt die Erhöhung des Renteneintrittsalters
auf 69 Jahren. Das würde die Renten noch weiter senken. Wofür arbeiten wir
überhaupt noch, wenn die gesetzliche Rente für die meisten ArbeiterInnen unter
der Sozialhilfe liegen wird?
Hierüber kann ein Bündnis zwischen Beschäftigten und
RentnerInnen organisiert werden. 19 Mio. RentnerInnen sind ein gewaltiges
Potential.
Das Kapital sieht die Gefahr dieses Bündnisses und versucht,
Junge gegen Alte aufzuhetzen, indem es die Rentenlast aufgrund der demografischen
Entwicklung in den Mittelpunkt stellt, die die Jungen unzumutbar viel kosten
würde. Die Probleme werden bei der Kinderlosigkeit gesehen oder dabei, dass
die Alten immer länger leben. Der Desinformation mit der demografischen Entwicklung
und der Hetze gegen Kinderlose müssen wir entgegentreten, um dieses Bündnis
aufzubauen.
Das Ziel des Kapitals besteht darin, die gesetzliche Rentenversicherung
nach und nach durch die private Altersvorsorge abzulösen. Die Allianz strebt
an, dass in Zukunft nur noch die Hälfte, statt heute 85% der Renten aus der
gesetzlichen Rentenversicherung stammt. (FTD 30.05.2002) Vorbild sind die
USA. "Wir müssen die betriebliche und private Altersversorgung massiv
ausbauen. Hier sind wir im internationalen Vergleich völlig unterentwickelt,"
sagt auch IGM-Vize Huber. Riester-Rente, Metall-Rente usw. fördern die Aushöhlung
der Sozialversicherung und den Ausbau der Privatversicherung.
Krankenversicherung. Die Kopfpauschale (Rürup,
Herzog) bedeutet die Umwandlung der Krankenversicherung nach dem Muster der
Privatversicherung. Abbau versicherungsfremder Leistungen bedeutet dasselbe.
Versicherungsfremd sind alle Leistungen, die der Privatversicherung fremd
sind, wie z.B. die Familienversicherung, die kostenlose Versicherung der Kinder,
das Krankengeld usw.. Um die Kopfpauschalen niedrig zu halten, muss die Grundversorgung
reduziert werden. Je weniger die Sozialversicherung abdeckt, desto mehr muss
zusätzlich privat versichert werden. Daran hat die Allianz ein massives Interesse,
aber nicht wir.
Die "historische" Steuerreform reicht nicht.
Ziel des Kapitals ist es, die Körperschaftssteuer weiter zu senken, die
Gewerbesteuer abzuschaffen (BDI), den Spitzensteuersatz der Einkommenssteuer
möglichst auch auf 25% zu senken und die Steuerprogression abzuschaffen.
Die Gewinnsteuersenkungen sollen mit Ausgabenkürzungen
(Senkung der Staatsquote) finanziert werden. Mittel sind u.a.: höhere Gebühren
für staatliche Leistungen (Ersetzung von Steuerfinanzierung durch
Gebührenfinanzierung) nicht nur im Bildungswesen, sowie weitgehende
Privatisierung aller staatlichen Leistungen und ihre Verwandlung in Waren.
Je mehr die Lohnabhängigen für Bildung, Kinderbetreuung,
Nutzung öffentlicher Infrastruktur zahlen müssen, desto mehr fällt ihr
Reallohn.
Insbesondere Schüler und Studierende hängen von
staatlichen Geldern ab. Bildungsabbau ist eine Form des Sozialabbaus.
Ein Bündnis zwischen Schülern, Studierenden und Lohnabhängigen
bzw. Arbeitslosen ist auf dieser Basis notwendig. Da auch die Rentenversicherung
immer mehr von staatlichen Geldern abhängt (40% einer Arbeiterrente werden
vom Bund bezahlt), ist auch hier eine Grundlage für Bündnis zwischen allen
gegeben, deren Lebensunterhalt und Zukunft vom Staat abhängt.
Wenn der Wettbewerb die Ursache ist, dann muss die
Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden.
So werden Betriebe gegen Betriebe, Belegschaften gegen
Belegschaften, Nationen gegen Nationen und auch die EU gegen die USA in
Stellung gebracht. Wettbewerb wird als positiv dargestellt. Aber die Fähigkeit
Wettbewerb steigt mit den Profitraten und die steigen, je länger wir arbeiten,
je geringer der Lohn, je geringer die Rente, je schlechter die
Gesundheitsversorgung usw. ist. Unser Bündnis kann nicht darauf beruhen, dass
wir antreten, die Wettbewerbsfähigkeit, d.h. die Profitraten in Deutschland
oder der EU gegenüber der USA zu steigern. Wir brauchen ein internationales
Bündnis aller Lohnabhängigen, Arbeitslosen, RentnerInnen, Studierenden und
Schüler.
Die mangelnde Konkurrenzfähigkeit kann nicht die Ursache der
Probleme sein. In den USA ist die Arbeitslosigkeit trotz niedriger Löhne und
Sozialleistungen mindestens so hoch wie in Deutschland. Letzte Ursache der
Probleme ist die Kapitalverwertung, die sich ihre Basis in jedem Land tatkräftig
selbst untergräbt.
Deshalb: wir sollten uns ein Beispiel an den Arbeitgebern nehmen.
Die LohnarbeiterInnen sollten ihre Interessen genauso rücksichtslos formulieren.
Sie sollten langfristige Ziele aufstellen, die der Richtung des Kapitals entgegengesetzt
sind. Letztlich können wir nur auf einer solchen Basis wir selbständig handeln.
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