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Updated: 18.12.2012 15:51
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Der Streik bei Neupack Hamburg hat wegen des gezielten Streikbruchs bundesweite Bedeutung

Nachdem die Krüger-family am Dienstag StreikbrecherInnen durch eine einstweilige Verfügung des Hamburger Arbeitsgerichts StreikbrecherInnen ins Werk gebracht hatte ging der Kleinkrieg am Donnerstag weiter: An den Betriebsrat haben sie die Mitteilung gemacht, daß sie weitere LeiharbeiterInnen einstellen wollen. Bis jetzt können sie in Hamburg durch die Streikbrecher ca. 25 Prozent der Produktion aufrechterhalten. Im Zweigwerk Rotenburg läuft nichts.

Über den EInsatz der Leiharbeiter aus Polen, die bereits im Betrieb arbeiten, wird am kommenden Mittwoch beim Hamburger Arbeitsgericht verhandelt.

Eine weitere Verhandlung, auch am Mittwoch vor dem Hamburger Arbeitsgericht, findet statt wegen des Widerspruches der IG BCE gegen die einstweilige Verfügung, mittels der die Diskussionsketten verboten wurden. Diese waren in den in den ersten vier Streiktagen oft erfolgreich gewesen, indem Streikbrecher in Gespräche verwickelt wurden und sie nicht reingingen, einige sogar in die Gewerkschaft eintraten. Der IG BCE wurde jetzt bei Zuwiderhandlung eine Strafe von 250 000 Euro angedroht.

Der Betriebsratsvorsitzende, Murat Günes, bekam schon wieder eine fristlose Kündigung, die dritte, diesmal wegen einer Rangelei vor einem Betriebstor. Zwei weitere Kollegen erhielten Strafanzeigen wegen "Körperverletzung".

Andererseits hängt ein neues Angebot der Firma am Schwarzen Brett in der Jurte, über das die Streikenden nur den Kopf schütteln, weil es keinerlei Verbesserungen bringt zu früheren Angeboten - es soll nur verunsichern, es soll getestet werden, ob welche darauf hereinfallen.

Mit diesen Attacken können die Krügers die KollegInnen nicht demoralisieren, im Gegenteil, die Streikfront steht, auch wenn sie die Streikbrecher jetzt durchlassen müssen und auf das Ergebnis der Urteile warten.

Am Donnerstagabend war ein Treffen des Soli-Kreises in der Jurte mit 34 TeilnehmerInnen. Die Streikenden berichteten, daß sie wie gewohnt weitermachen, mit etlichen türkischen Kollegen Flugblätter in der Nachbarschaft veteilt haben, um über die Situation bei sich aufzuklären. Die UnterstützerInnen brachten ein, daß sie Transparente fertigen wollen und Flugblätter bei den Demos von Recht auf Stadt am Samstag und der europaweiten am 14.11., um die Verweigerung eines Tarifvertrages bei Neupack weiter in Hamburg bekannt zu machen. Während der Kundgebung am 14.11. soll der BR-Vorsitzende Murat Günes sprechen. Mitten in der Beratung übten wir ein Lied von Peter Gutzeit ein, besonders stiegen die türkischen Kollegen in den Gesang ein! Hier in Hamburg sind sie die Seele des Widerstandes.

In dieser Woche gab es schon Auftritte vor dem Zelt von türkischen Künstlern, organisiert von DIDF (Föderation demokratischer Arbeitervereine), der Gruppe Gutzeit, mit einem Sketch die Jugendgruppe der IG BCE. Es sind inzwischen mehrere Abgeordnete von Linkspartei, Grünen und SPD zum Streikort gekommen, um sich auf die Seite der Streikenden zu stellen. Vielleicht können wir auch bald CDU-Abgeordnete begrüßen, die sich wegen der Wählerstimmen genötigt sehen zu kommen - das Verhalten der Krüger-family machts möglich!

In Rotenburg empfingen Krügers Wachleute den Bus mit KollegInnen aus Hamburg mit einer Bulldoggge - die Polizei mußte die Wachleute in ihre Schranken weisen. Schöne Bilder für das Fernsehen externer Link, das Bild vom ehrbaren Kaufmann wird weiter demoliert, von der Krüger-family selbst.

Inzwischen gibt es viele Artikel in Lokalzeitungen, Anzeigenblättern und sogar dem Abendblatt. Obwohl es alles bürgerliche Medien sind, die normalerweise die Arbeitswelt ganz verschweigen oder sie im Sinne der Unternehmer darstellen, kommen sie jetzt nicht drum herum, aufzuzeigen, welche Zustande in der Firma der Krüger-family herrschen: Keine Lohnerhöhungen seit zehn Jahren, kein gleicher Lohn für gleiche Arbeit, agieren nach Gutsherrenart, Behandlung der ArbeiterInnen nach "Nasenprinzip", wie die KollegInnen es nennen.

Bei dem, was sich durch den Streik der Neupack-KollegInnen gezeigt hat, stellt sich die Frage: Kann es sein, daß durch den Einsatz von Streikbrechern aus der EU (hier aus Polenl), durch die Negierung von Arbeitsgerichtsurteilen zum Streikrecht (Arbeitsgerichte Berlin und Bielefeld) ein erfolgreich angelaufener Streik zugunsten der Arbeitgeber gewendet wird?!

Insofern hat dieser Streik Modellcharakter, ist für zukünftige Streiks von Bedeutung.

Noch eine Info externer Link, die wir dem Kollegen Karl aus München verdanken:

An der Firma work-expreß in Kattowitz (Polen) ist Holger Piening beteiligt. Der Personaldienstleister Piening aus Bielefeld (unter den Betroffenen selbst, den Leiharbeitern heißen sie nicht Personaldienstleister sondern Sklavenhändler), wiederum ist Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Zeitarbeit (IGZ) und sitzt mit den Gewerkschaften am Verhandlungstisch, auch mit der IG BCE!

Dezente Nachfragen von Gewerkschaftsseite nach den Praktiken von workexpreß könnte diese vielleicht bewegen, die Streikbrecherbesorgung zu beenden - zumal der Geschäftsführer von workexpreß dem polnischen Leiharbeiterverband vorsitzt!

Das Interesse aller Beschäftigten bzw. Leiharbeiter ist es natürlich nicht, daß in Europa die Leiharbeit besser und unauffälliger funktioniert und nicht zum Skandal wird wie jetzt bei Neupack sondern daß Leiharbeit gänzlich abgeschafft wird. Wie die Leiharbeit bis 1972 ja verboten war in der Bundesrepublik.

Das nächste Treffen des SOLI-KREISES ist am Montag um 17 Uhr, wieder im Zelt.

Nachtrag Freitag:

Es war besonders viel los vor dem Streikzelt. Drei Gruppen von IG BCE-Kollegen waren gekommen, aus Stade (Dow Chemical), aus Lüneburg, aus Bergedorf (Honeywell), eine Gruppe von IG Metallern (von Still). Sie waren zur gleichen Zeit da wie Streikenden von Neupack aus Rotenburg, die mit einem Bus angereist waren. Die Gruppe Gutzeit spielte.

Dieter Wegner, Soli-Kreis Neupack, 10.11.2012. Kontakt: soli-kreis@gmx.de


Hier ein 2 Minutenclip des NDR mit dem Hundeeinsatz des Wachschutzes externer Link

Informativer 3 Minutenclip von Radio Bremen zum Streik in Rotenburg externer Link

Die Demo am 14.11. Aufruf des DGB externer Link: TeilnehmerInnen der Demo wollen zum Streikzelt im Doerriesweg kommen und der BR-Vorsitzende Murat Günes wird auf der Kundgebung sprechen.


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