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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Vorerst keine Leiharbeiter aus Polen - Streikbrecher suchen weiter Körperkontakt Am 5.11. warteten wir ab 5 Uhr vergebens auf die 20 Leiharbeiter aus Polen. (20 Leiharbeiter waren für Neupack Hamburg und sechs für Rotenburg angekündigt). Die Gewerkschaft IG BCE hatte sich mit der Verleih-Firma "work express" in Kattowitz (Polen) in Verbindung gesetzt und sie informiert, daß sie Streikbrecher nach Hamburg schicken würde und das Streikbruch in Deutschland gesetzlich verboten sei. Außer der streikenden Belegschaft waren in dieser Herrgottsfrühe wieder viele Unterstützer gekommen! Es vollzieht sich seit drei Tagen das gleiche Ritual: Es tauchen einige Streikbrecher - leider auch gewerbliche KollegInnen - an den Toren auf, werden von Diskussionsketten freundlich empfangen, aber nachhaltig, daß heißt, bis zu einer halben Stunde darauf hingewiesen, daß es nicht in ihrem Interesse ist, Streikbrecher zu sein. Und es ist wieder das gleiche: einige gehen nach dieser halben Stunde durch, einige sind ganz sportlich und hüpfen irgendwo über den Zaun. Die Angestellten, die auf dem Gelände vor dem Haus parken dürfen (die Arbeiter müssen irgendwo in den Straßen der Umgebung sich einen Parkplatz suchen) - können nicht sofort auf den Parkplatz fahren. Keine/r von ihnen streikt mit. Sie sind besonders wütend und aggressiv, weil sie den kollektiven Willen der ArbeiterInnen spüren, dem sie gegenüber stehen und der ihnen völlig fremd ist. Mehrere dieser Angestellten erklärten sich "neutral": Ich bin kein Streikbrecher, ich bin weder auf der Seite der Krügers (Inhaberfamilie, die im letzten Jahr 810 000 Euro Profit machte) noch auf eurer Seite, ich will nur arbeiten. Das steigerte sich bis zu absurden Vorschlägen: Wenn ihr für den Lohn nicht arbeiten wollt, sucht euch doch eine andere Arbeit oder meldet euch arbeitslos. Macht euch doch selbständig. Ich begeistere mich für den Elan der Frauen, wie sie untergehakt in Diskussionsketten vor den Toren stehen oder manchmal von Tor zu Tor ziehen und laut und ansteckend skandieren: Tarifvertrag: Jetzt!! Trotz der kalten Füßen, die sich nach einigen Stunden einstellen, kommt mir der Gedanke, daß wir, die UnterstützerInnen dieses Streiks der Familie Krüger ob ihres Verhaltens eigentlich dankbar sein müßten: Dutzende gewerkschaftliche und politische AktivistInnen versammeln sich und sind sich in einem Punkt einig - die KollegInnen von Neupack müssen ihren Kampf gewinnen! Falls die Krügers sich wirklich in den letzten zehn Jahren wie Sozialpartner verhalten hätten, hätte es keinen Kampf gegeben. Keine Entbehrungen und Entwürdigungen der Belegschaft - aber auch keinen Kampf und keine notwendige Solidarität. Wir sprechen mit anliefernden LKW-Fahrern und informieren sie über den Streik - und tauschen Adressen aus. Sie berichten uns von ihrer Arbeitssituation, die ähnlich schlimm und entwürdigend ist wie bei Neupack. Mir fällt der mittelalterliche Spruch ein: "Die Herren machen es selbst, daß ihnen der gemeine Mann Feindt wird". Damals traf das auf Fürsten und Gutsherren zu, heute auf Kapitalisten jeglicher Couleur, ob Familienbetrieb oder AG. Heute tritt die Gruppe Gutzeit auf und macht Musike! Unterhaltungs- und Info-Programme für die nächsten Tage und Wochen sind in Planung. Dieter Wegner, Soli-Kreis Neupack vom 05.11.2012 |