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Updated: 18.12.2012 15:51 |
6. Woche beim CNH-Streik in Berlin Spandau - Bericht vom 28.03.2006 Tag 35. war gestern und nun sind wir schon in der 6.Woche. Die Kollegen werden mürrischer gegenüber der IG-Metall. Solidarität ausdrücklich erwünscht. Gestern war Tag 36. Nun sind wir in der 6. Woche des Streiks beim ehemaligen o&k Werk. Das Unternehmen heisst Case New Holland. Es besteht aus den Firmen Case und New Holland. Case New Holland gehört FIAT, einem Autohersteller aus Turin (Torino) in Italien (Die Stadt der Winterolympiade). Case New Holland hieß früher in Spandau Orenstein und Koppel. Es wurden vor allem High-Tech-Bagger, aber auch Rolltreppen und so weiter in Spandau produziert. Die Bauweisen sind in Italien und so müssten die Kollegen würden sie die Bagger weiter bauen wollen, ganz neue entwickeln... Orenstein und Koppel war "deutsche Markenqualität" und da der böse Kapitalist diesmal kein deutscher ist "steht" die deutsche Medienöffentlichkeit wie "ein Mann" hinter den ehemaligen Orensteinern. Genutzt hat es den Kolleg_Innen bisher nicht. Vorletzte Woche waren Lafontaine und Bisky da, sogar Berlins Regierender Oberbürgermeister Klaus Wowereit hat sich solidarisch gezeigt. Genutzt hat es den Kolleg_Innen bisher nicht. Letzte Woche haben sich die Kolleg_Innen einiges Einfallen lassen, von der "Held der Arbeit - Streikbrecherwand" mit Fotos vermeintlicher Streikbrecher_Innen, neben dem Haupteingang über Konfetti und Sektempfang bis hin zum Nebelmaschinen-Empfang bis hin zur Öffentlichkeitsaktion an der Weltzeituhr und die Eröffnung des letzten "Aufständischen" Ounkarum oder auch Zihnätsch-Dorfes inmitten von Gallien (das im Jahre 35 nach Bretton Woods von Marktradikalen besetzt ist) zwischen Globelirtum, Neoliberalum, Sowiesoverkehrtherum und Turinpunto. Eugene Delacroix Revolutionsgemälde über die Französische Revolution wurde für O&K Neugestaltet usw usf Die Industrie Gewerkschaft Metall gibt alles für die Orensteiner_Innen? Ich habe es ja bewusst bisher ausgeklammert aber der Unmut der Kolleg_Innen gegenüber der IG-Metall ist bereits so enorm, das man nicht mehr einfach so drüber hinwegsehen kann, wie über ein kleinen Makel. Es gibt natürlich zum Beispiel die Auseinandersetzungen darüber, das Gewerkschafter_In sich doch nicht alles und jeden einladen kann. Versus "Wir brauchen doch Öffentlichkeit". So waren Leute wie Friedbert Pflüger (Bürgermeisterkandidat der CDU) sehr umstritten. Diese Diskussion findet nicht nur aufm Streik, sondern auch ausserhalb des Betriebes in vielen anderen IG-Metall-Gliederungen statt. Luis Sergio, der Streikleiter, sagte dass Solidarität erwünscht sei, aber nicht von Jedem und JedeR und erklärte, er meine die Westerwelles von der FDP. Heute wurde mir von einem Kollegen erzählt, von dem ich es nie erwartet hätte und mit dem ich auch sonst nie "politisch" geredet hatte "das mal wieder 50 Autonome vorbeikommen sollten, diesmal aber Vormittags" das das wäre was sie bräuchten. Ich wollte ihn von unserer Demo "Raus aus der Szene und Rein in den Klassenkampf!" erzählen. Doch er hatte offenbar das Posting im Internet gelesen. Ich erzählte ihm trotzdem nochmal von den Problemen die es gab, doch die waren ihm auch teilweise bekannt. Wir paar Autonome (meist 3-4) die relativ unregelmässig da vorbeikommen, werden auch wahrgenommen und jeder weiß eigentlich WER ich bin. Ich kann mich also auch nicht "verstecken". Und so sind die Gespräche sehr politisch und über dringendste Gesellschaftliche/Persönliche Probleme. Die Gespräche reichen von Marxismus über Kommunismus, bis hin zu Kritiken der einzelnen "Politiker"-Auftritte über Gesellschaftliche Probleme, insbesondere der Arbeitslosigkeit und des sozialen Elends, der Rentenversicherung und der für uns schlechten Lebensperspektiven, bis hin zur Geschichte der Arbeiter_Innenbewegung und die Erkämpfung des Acht Stunden Tages. Ohne jetzt explizit gegen die IG-Metall hetzen zu wollen gibt es auch sehr arge Kritiken gegen sie... Über gewisse Vorkommnisse schreibe ich allerdings wahrscheinlich erst nach dem Streik. Letztendlich sind viele Kolleg_Innen echt sauer und verbittert. Von der Menschlichen Seite her ist das Krass wie die Geschäftsleitung mit den Menschen umspringt, die sie mehr als 25 Jahre lang beschäftigt und nach 5 Wochen gibt es immernoch keine richtigen Verhandlungen, sondern nur Gespräche über sogenannte "Investoren". Abgesehen von der kaum vorhandenen Streikerfahrung als IG-Metall in Berlin (keine Ahnung inwieweit man es vorwerfen kann) gibt es doch ein paar Sachen, die nach Meinung vieler Kolleg_Innen anders laufen könnten. Dabei kommt die IG-Metall der Nicht-Gewerkschafts-Seite zu vielen Kollegen zu sehr entgegen. 5 Maschinen wurden schon heraustransportiert. Ich will nicht sagen das Autonome als Streikleitung oder irgendeine andere politische Strömung in diesen Gremien ein Hauch besser wäre. Aber Autonome haben auch nicht das IG-Metall Konzept eines Streiks. Selbst Anarcho-Syndikalist_Innen gehen da ganz anders vor. Auf jeden Fall ist bei Autonomen und Syndikalist_Innen die Entscheidungsgewalt bei den Streikenden, während einige Streikende kritisieren: "75% brauchst du für einen Streik und 25% um ihn abzubrechen." Es geht mir nicht darum die IG-Metall oder den CNH-Streik schlechtzumachen oder Autonome oder Syndikalist_Innen als die Cooleren darzustellen, denn schließlich sind die Arbeiter_Innen nicht autonom oder syndikalistisch, sondern eben IG-Metallisch organisiert. Selbst bei dem IG-BAU Streik 2002 liefen viele Sachen schief aber einige eben anders. Da wurden von den Arbeiter_Innen viele "gerichtliche Anordnungen" bis zur Unkenntlichkeit verbogen, auch lief vieles über mehr "Eigeninitiative" und etwas dezentraler. Was bei einem einzigen Werk mit drei Straßentoren und einem Eisenbahntor nur anders laufen kann und muß?!? Beim IG-BAU Streik gab es soweit ich mich erinnere (kann mich auch irren) Passierscheine. Trotzdem war es ein knallharter Kampf das niemand, auch nicht die Polizei, die Streikposten überquert. Aber aufm BAU ist ja auch wegen oft wechselnden Arbeitsplätzen alles ein bisschen rabiater und radikaler als bei einem 130 Jährigen Traditionsbetrieb, wo nicht jeder einfach so reinkommt wie er/sie/es möchte. Auf jeden Fall wollen sich die Kolleg_Innen von den Werks-Bossen nicht länger verarschen lassen. Von beiden Seiten der Streikpostenkette aus gesehen wird kräftig Fotografiert (Beweismaterial gesichert) und MEINER Meinung nach ist von beiden Seiten vieles nur "Symbolisch". Das wiederum liegt an den "gezügelten" Klassenkampfverhältnissen. Ob das gut oder schlecht sei, maß ich mir HIER kein Urteil an. Auf jeden Fall SCHEINT die andere Seite KLAR im Vorteil. IST SIE ABER NICHT!!!! Die Bosse spekulieren ja mit allen möglichen Untergrabungsversuchen auf Streikabbruch, vergessen aber offensichtlich das es um die EXISTENZ der Meisten Kolleg_Innen geht und da hört der Spass auf, da ist pure Verzweiflung. Andererseits ist die Geschäftsleitung noch mehr verzweifelt, weil alle möglichen Aufträge geplatzt sind, storniert wurden und Kunden abgesprungen sind (ohne die geschäftliche Praxis von CNH schlecht machen zu wollen). Da es im Kapitalismus nicht um die Existenz der Arbeiter_Innen oder deren Arbeitsplätze, sondern um den Umsatz (re-finanzierung) und mehr noch den Profit geht, sind die "Schlacht-Felder" klar abgesteckt. Wird nicht produziert (und zwar qualitativ, nicht quantitiv) gibt es keine "Wertschöpfung" oder "Wertschaffung" und das System der Investion und Profitmaximierung ist in Frage gestellt, ja ALLES wird in Frage gestellt. Eigentlich alle Gesellschaftlichen Mechanismen und das sie nix alleine als einzelne Reißen können wissen die Arbeiter_Innen sehr genau. Sie suchen nach Lösungen und Alternativen. Die Nazis haben da schon deshalb keine Chance, weil es viele Migrant_Innen gibt. Klar gibt es oberflächlich Rassismus, aber wieviel ist davon noch da wenn mensch ein bisschen dran kratzt. Sexismus gibt es alleine schon wegen dem Mangel an Frauen, aber wieviel ist davon ernst gemeint und nicht einfach Unsicherheit oder Gesprächsersatz. Eines ist sicher das nix Statisch ist im Streik. Weder die Verhandlungskompetenzen noch die Handlungsmöglichkeiten. Das ist wie ich gerade die Lage (vielleicht falsch) einschätze. |