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Updated: 18.12.2012 15:51
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Zu Besuch bei den streikenden Kolleginnen und Kollegen von CNH Berlin (07.04.2006)

Gemeinsam mit Dresdener IG Metall Kollegen war ich am Freitag, 7.4. 06 vor Ort im Spandauer CNH -Werk. Abseits vom öffentlichen Geschehen ist das Werk für Ortsunkundige fast schwer zu finden , und doch unübersehbar. Eine Vielzahl energischer kämpferischer Plakate zeigt , - hier ist Leben ! " Hallo Kollegen, prima dass ihr kommt !" Die Streikposten wirken ruhig und entspannt. Seit dem vereitelten Versuch fertige Baumaschinen aus dem Werk abzutransportieren ist die Geschäftsleitung erstmal ruhig. " Warscheinlich werden sie es mit `ner Gerichtsverfügung wieder versuchen. ob wir uns davon beeindrucken lassen wird sich zeigen. Ich meine wir kämpfen schließlich um unsere Existenz und das sollte den "Tatbestand" einer berechtigten Notwehr wohl auch im Paragraphendeutschland erfüllen , nicht wahr?." Im Container der Streikleitung werden geschäftig Papiere bewegt. Es ist nur Zeit für ein kurzes Gespräch zur aktuellen Lage. Gegenüber im Zelt kommen wir schnell ins Gespräch mit den Kollegen. Transparente / Plakate zeigen eindeutig das Ziel. Hier wird für den Erhalt der Arbeitsplätze gekämpft - ohne wenn und aber. " Abfindungen ? Mancher hat sicher auch daran gedacht, -aber dafür sind wir nicht hier !"

Mehrere Kollegen hantieren mit einer riesigen Stoffrolle und Buchstaben -schablonen. Es wird ein neues Transparent. Zwei Kilometer lang soll es werden! " Wir wollen uns damit rund um den Reichstag postieren. Am Dienstag muss es fertig sein, da ist schon Eile geboten" Ein schon etwas älterer Kollege wirkt etwas angeschlagen. " Was soll wohl aus mir werden? Ein neuer Job in meinem Alter ? Die Chancen sind glattweg Null.. SAMSUNG und JVC haben auch gekämpft und heute sind sie doch zu . Noch 1000 Arbeitslose mehr in Berlin ."

Neben uns gibt eine Kollegin Essen aus. Sie legt Ihm kurz die Hand auf die Schulter. " Aber denk an unseren gemeinsamen Protestmarsch. Was war das für eine Atmosphäre ! Denk mal , wenn wir uns früher zusammengeschlossen hätten , vielleicht wäre alles ganz anders ausgegangen." Der Kollege nickt. " Ja die waren praktisch schon zu, der verdammte Sozialplan längst fertig. Eigentlich sehr achtenswert dass sie bis zuletzt aufrecht geblieben sind und uns noch unterstützt haben." Ich berichte vom erfolgreichen Kampf der Radebeuler IG BCE -Kollegen im damaligen Degussa Werk nahe bei Dresden. Eine vergleichsweise kleine Belegschaft gegen die Schließungspläne eines Weltkonzerns, sozusagen wie David gegen Goliath. Und dennoch erfolgreich !

Was Einigkeit und beispielhafte Solidarität bewegen können . sie haben ihren Kampf damals zum Kampf einer ganzen Region gemacht. Die Kollegin an der Essenausgabe hat aufmerksam mitgehört. "Davon hab ich gehört. Ein Samsung Kollege hat mir darüber berichtet. Wie haben die denn. " Neben der Essenausgabe entwickelt sich eine rege Diskussion .Mehr Kollegen scharen sich um uns. Es ist der Erste Kampf für die Kollegen und Erfahrungen müssen erst gesammelt werden. Die Kollegin meint , die Gewerkschaften sollten vielleicht weniger Seminare anbieten zu Rechtslagen , was wir alles so nicht können und dürfen , sondern vielmehr Erfahrungen anderer Arbeitskämpfe verbreiten. Man könnte zB in Arbeitsgruppen auswerten,/ analysieren was denn dort oder da gelaufen ist, was vielleicht anders oder besser gemacht werden könnte , was sich bewährt hat.

Viele gewerkschaftliche Verfahrensweisen stammen noch aus einer Zeit, wo Massenentlassungen , Produktionsverlagerungen , Stillegungen längst nicht so an der Tagesordnung waren , wie das heute leider der Fall ist. Die Aggressivität der Konzerne hat überdimensional zugenommen. Eine neue Situation erfordert neue gewerkschaftliche Aktivitäten. Solidarität ist wichtiger denn je.

Ich berichte von der großen Bolkestein Demonstration in Straßburg, von meinen Gesprächen auch mit Italienischen Kollegen, von den erfolgreichen Kämpfen im FIAT -Konzern . CNH ist eine Fiat -Tochtergesellschaft. Liegt es nicht nahe den Kontakt zu den Italienischen Kollegen zu suchen ?

Die Kollegen berichten von vielen Solidaritätsbesuchen aus ganz Deutschland. AEG-ler aus Nürnberg, VW-Kollegen, . "erst heute morgen kamen dresdener Kollegen und sind jetzt gemeinsam mit unseren Leuten zur Aktion am Rathaus."

Ein Kollege wirkt nachdenklich. " Oft sind es freigestellte Betriebsräte. Meist haben sie eigene Sorgen und warscheinlich berichten sie ihren Kollegen zu Haus gar nicht über uns. Das ist unser Problem . Öffentlichkeit erziehlen. Überregional bekannt werden, nur so kann man auch Solidarität mobilisieren.

Aber richtige Solidarität in Deutschland ?" Die Kollegin hält energisch dagegen. Der Samsung Kollege hat ihr auch von Rheinhausen erzählt. Mit leuchtenden Augen berichtet sie ". und die Brücke heißt heute noch Brücke der Solidarität ! Das müssen wir wieder beleben."

Leider muss ich an die Rückfahrt denken. Die Diskussion war gerade sehr gut. Aber die Kollegen werden weiterdiskutieren , das ist sicher. Unsere mitgebrachten Autoaufkleber " Für unser Werk und die Region -CNH muss leben !" oder "Kampf um jeden Arbeitsplatz-gemeinsam sind wir stark " sind schnell vergriffen. Wir tauschen Telefonnummern aus, wollen in Kontakt bleiben.

Ich nehme die Bitte mit, überregional über den Kampf zu berichten. Solidarität zu mobilisieren. Es ist der erste große Streik in Berlin und damit von besonderer Bedeutung. Der Ausgang wird entscheidend mit die Weichen stellen für viele kommende Auseinandersetzungen in Berlin und bundesweit.

Deshalb mein Aufruf : Solidarisiert Euch mit den Streikenden CNH -KollegInnen ! Besucht sie vor Ort, ruft an oder schickt Ihnen solidarische Zeilen.

www.info@cnh-berlin.de , www.igmetall-bbs.de

Die CNH -Kollegen hoffen auf Euch

Andreas D.


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