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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Hört die Signale, Schwestern! Zur Strategie des Marburger Bundes und der Fortsetzung der Krankenhaushierarchie mit anderen Mitteln Im Zuge der Tarifauseinandersetzungen der Ärzte an Unikliniken und des Austritts des Marburger Bunds aus der Tarifgemeinschaft mit ver.di hat der Vorsitzende des mb Montgomery in einem Interview nun angekündigt, dass der mb - eventuell - eine Gesundheitsgewerkschaft gründen wolle: Er lade »Schwestern, Pfleger und technisches Personal zur Gründung eines Interessenverbandes ein«, sagte Montgomery in einem Interview mit der Zeitschrift für die »Informationselite« Focus, die die Welt gerne in ärztegerechtem Format aufbereitet. Nachdem der mb während der letzten Wochen 10000 neue Mitglieder (das macht ca. 12,5 Prozent Zuwachs) unter den angestellten Ärzten gewonnen hat, stößt dieses Angebot nun anscheinend auf großes Echo bei Schwestern und Pflegern - wenigstens behauptet das die Pressestelle des mb. Zweierlei ist hier also zu fragen: Will der mb das wirklich? Und: Können das die Schwestern und Pfleger wirklich wollen? Die Taktik des mb ist doch relativ leicht durchschaubar. Da er den Ruch der Ständeorganisation nicht los wird und auf entsprechende Kritik äußerst pikiert reagiert (Vgl. »Der Marburger Bund stellt Verdis (!) Propaganda gegen Krankenhausärzte klar!«, Presseerklärung vom 25. Oktober 2005, in: www.marburger-bund.de ), versucht er nun die Flucht nach vorn anzutreten und - eventuell, wie mehrfach betont - zur Gesundheitsgewerkschaft zu werden. Welche Art Organisation das werden würde, kann man sich leicht ausmalen. Auch wenn dort Schwestern und Pfleger Mitglied würden, änderte das sicher nichts an der Dominanz der Ärzte, solange sich sonst nichts im Gesundheitswesen und speziell an den Verhältnissen im Krankenhaus ändert. Nur umgekehrt würde ein Schuh draus: Beinhaltete eine (Tarif-)Auseinandersetzung auch eine Debatte um die Hierarchie im Krankenhaus, dann ließe sich neu darüber nachdenken, ob eine Gesundheitsgewerkschaft auch für Schwestern, Pfleger - und fortschrittliche Ärzte sinnvoll sein könnte. Über ihr Verhältnis zu ver.di müsste dann eben diskutiert werden. Ansätze zu so etwas gab es in den 70er Jahren schon einmal in der Bundesrepublik - sie sind allerdings gescheitert bzw. nie praktisch geworden. Für die Schwestern und Pfleger kann ein Beitritt zum mb nicht wirklich eine Perspektive sein - es sei denn, sie wollen beitragen zur Fortsetzung der Krankenhaushierarchie mit anderen Mitteln und das Feigenblatt spielen für die Ärzte, die noch vor ein paar Wochen ständig ständisch verkündet haben, dass genug für die da unten gemacht wurde, jetzt seien sie mal dran. Dass ver.di auch neue Mitglieder - und zwar in ähnlichen Größenordnungen - gewinnen kann, zeigt die Tarifauseinandersetzung in Baden-Württemberg (siehe Artikel oben). Bedingung dafür scheint allerdings, dass endlich wieder die Auseinandersetzung gesucht wird. So lohnt sich Widerstand auch für ver.di. NaRa Erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 10/05 |