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Updated: 18.12.2012 15:51
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US-Germanistinnen unterstützen Esther Dischereit

Die „Coalition of Women in German“ fordert die Wiedereinstellung der Kulturbeauftragten des DGB Berlin Brandenburg

Preseerklärung von Martin Jander vom 08.11.2006

In einem offenen Brief hat sich eine einflussreiche Vereinigung von Germanistinnen in den USA (Coalition of Women in German) an den Deutschen Gewerkschaftsbund gewandt und ihn aufgefordert, Esther Dischereit wieder einzustellen. Die Kulturbeauftragte des DGB Berlin-Brandenburg war zum 1.7.2006 gekündigt worden. Sie streitet vor dem Arbeitsgericht um ihre Wiedereinstellung.

Die US-Germanistinnen, die sich für feministische Ansätze in der Literatur- und Kulturwissenschaft einsetzen, hatten Esther Dischereit im Herbst 2006 zu ihrer Jahreskonferenz in die USA eingeladen, weil sie - so heißt es in dem offenen Brief - „ihre Beiträge zur geschichtspolitischen Auseinandersetzung über den Holocaust in Deutschland für herausragend und unverzichtbar halten.“ Esther Dischereit habe mit ihrer Literatur „entscheidende Beiträge zur Neuentstehung jüdischer Kultur in Deutschland nach der Shoah“ geleistet. Gerade im Angesicht der starken rechtsradikalen Strömungen in Berlin und in den fünf neuen Bundesländern sei ihre Kulturarbeit für den DGB unverzichtbar. Frau Professor Dr. Julie Klassen, Präsidentin der „Coalition of Women in German“, schreibt in dem Brief: „Der DGB sollte stolz darauf sein über eine solch international profilierte Mitarbeiterin zu verfügen.“

Der DGB erhält im Zusammenhang mit der Kündigung seiner Kulturbeauftragten in Berlin-Brandenburg damit bereits den zweiten offenen Brief. Im Juni 2006 hatten Künstlerinnen, Schriftsteller, Wissenschaftlerinnen und Freunde der Autorin und Gewerkschaftssekretärin öffentlich gebeten, die Kündigung rückgängig zu machen. Auch innergewerkschaftlich hatte die Kündigung für Aufsehen gesorgt. Der Landesvorstand Medien der Gewerkschaft ver.di in Berlin-Brandenburg hatte an den DGB-Bundesvorsitzenden geschrieben und Esther Dischereit, als Zeichen seiner Unterstützung, als Referentin zu seiner Konferenz am 4. November 2006 eingeladen.

Erfolg hatten die Proteste bislang nicht. Statt die Kündigung zurück zu nehmen, bot der DGB Esther Dischereit lediglich eine geringe Abfindung an. Die Chancen für eine Wiedereinstellung Dischereits stehen trotzdem nicht schlecht. Da der DGB Berlin-Brandenburg bei der Kündigung seiner Kulturbeauftragten viele Formfehler beging, ist es nicht ausgeschlossen, dass die Autorin und Gewerkschaftssekretärin in der nächsten Verhandlung vor dem Arbeitsgericht (Anders als angekündigt, findet der Arbeitsgerichtsprozeß in Sachen Esther Dischereit NICHT morgen [15.11.06] um 9.45 Uhr statt. Der Termin ist auf den 6.12.2006, 9 Uhr, Landesarbeitsgericht Berlin, Raum 219, Magdeburger Platz 1, 10785 Berlin, verlegt worden!) gegen ihren Arbeitgeber gewinnt. Eines ist bislang jedenfalls schon abzusehen, mit der Kündigung Esther Dischereits schadet der Dachverband der deutschen Gewerkschaften nicht nur Esther Dischereit sondern auch sich selbst.

Offener Brief an den DGB: Kündigung von Esther Dischereit zurücknehmen!

An Michael Sommer (DGB Bundesvorsitzender) und Ernst-Dietrich Scholz (Vorsitzender DGB Berlin Brandenburg):

Die Coalition of Women in German (Koalition der Frauen in der Germanistik) ist eine internationale professionelle Organisation von AkademikerInnen, die sich für feministische Ansätze in der Literatur- und Kulturwissenschaft einsetzt und insbesondere die Überschneidungen zwischen Geschlecht, Sexualität, Klasse, Rasse und Ethnizität zum Gegenstand akademischer und aktivistischer Arbeit macht. Unsere Organisation strebt die Aufhebung von Diskriminierungen in Wissenschaft, Kultur und Lehre an. Wir protestieren daher gegen die Kündigung der Kulturbeauftragten Esther Dischereit im DGB Bezirk Berlin Brandenburg zum 1.7.2006 und unterstützen Frau Dischereit in ihrer gerichtlichen Klage auf Wiedereinstellung. Wir haben Esther Dischereit in diesem Jahr als Ehrengast zur Jahreskonferenz unserer Organisation in die USA eingeladen, weil wir ihre Beiträge zur geschichtspolitischen Auseinandersetzung über den Holocaust in Deutschland für herausragend und unverzichtbar halten. Sie hat entscheidende Beiträge zur Neuentstehung jüdischer Kultur in Deutschland nach der Shoah geleistet. Der DGB sollte stolz darauf sein, über eine solche international profilierte Mitarbeiterin zu verfügen.

Wir betrachten die Marginalisierung von Kulturarbeit, zu der auch die von Frau Dischereit betreute Antirassismusarbeit für den Deutschen Gewerkschaftsbund im Bezirk Berlin-Brandenburg gehört (www.respect.dgb.de externer Link) , als eine bedauerliche und falsche Reaktion auf Sparzwänge. Gerade in Hinsicht auf die alarmierenden Wahlerfolge rechtsradikaler Parteien in den fünf neuen Bundesländern und in Berlin (rechtsradikale Parteien sind in fünf Bezirksparlamente eingezogen) , können wir der Eliminierung der Kulturarbeit, in der solche Tendenzen thematisiert werden, als sozial weniger wichtiger Arbeit nicht zustimmen.

Wir plädieren an den Deutschen Gewerkschaftsbund, seine Kündigung von Frau Dischereit rückgängig zu machen.

Prof. Dr. Julie Klassen Präsidentin, Coalition of Women in German (www.womeningerman.org externer Link)


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