letzte Änderung am 30. Okt. 2002 | |
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Ein in dieser Woche veröffentlichter Bericht der UNO zu Rohstoffexporten aus dem kongolesischen Bürgerkriegsgebiet bezichtigt die Goslarer Firma H.C. STARCK der Lüge. Das zum BAYER-Konzern gehörende Unternehmen behauptete Anfang des Jahres in einer Pressemitteilung, seit Sommer 2001 keine Rohstoffe mehr aus Zentralafrika zu beziehen. Der UNO liegen jedoch Dokumente vor, nach denen H.C. STARCK von der in Bukavu/Kongo ansässigen Firma EAGLE WING weiterhin das Mineral Coltan bezieht und somit die Kriegswirtschaft im Kongo am Leben erhält. Auch die Aussage der Firma, in der Vergangenheit lediglich mit Partnern kooperiert zu haben, die "keine Abgaben an Rebellenorganisationen leisten oder geleistet haben oder in anderer Form mit diesen kooperieren" wird als unwahr bezeichnet.
Wörtlich heißt es in dem Bericht der UNO: "In a press statement issued on 24 May 2002, H. C. STARCK reiterated that the company had purchased no material originating in Central Africa since August 2001. The Panel possesses documents showing the contrary. In the same press release, H. C. STARCK claimed that its coltan originates from "peasant suppliers" and not from rebel groups. In fact, no coltan exits from the eastern Democratic Republic of the Congo without benefiting either the rebel group or foreign armies." Der Bericht wird am heutigen Donnerstag dem UN Sicherheitsrat vorgelegt.
Nach Angaben der UNO wird der Krieg im Kongo wegen des "Zugangs zu und der Kontrolle von fünf Rohstoffen, darunter Coltan" geführt. Die ruandische Armee und die von Ruanda unterstützte Rebellengruppen RCD finanzieren sich weitgehend mit dem Verkauf von Coltan. Die UNO-Experten empfehlen dem Weltsicherheitsrat, "restriktive Maßnahmen" gegen Firmen zu ergreifen, die an der "Plünderung der Ressourcen" des Kongos beteiligt seien.
In einem weiteren von der UNO untersuchten Fall bezog die thailändische Niederlassung von STARCK falsch deklariertes Coltan, das ebenfalls aus dem Kongo stammt. Nach Angaben der UNO war STARCK die Herkunft des Materials bekannt. Somit verstoße die Firma gegen die Richtlinien der OECD für multinationale Konzerne.
Die Firma H.C. STARCK ist Weltmarktführer für das in Coltan enthaltene Metall Tantal. Bereits in der Vergangenheit hatte das Unternehmen mehrmals die Unwahrheit gesagt. So äußerten Unternehmenssprecher gegenüber der Presse, erst Mitte 2001 auf die Problematik aufmerksam geworden zu sein. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte aber bereits im Jahr 2000 in einem Brief an das Unternehmen gefordert, wegen der Finanzierung von Kriegsparteien den Import aus dem Kongo einzustellen, hierauf jedoch eine unverbindliche Antwort erhalten.
Eine weitere Spur führt aus dem Kongo nach Kasachstan: Große Teile des in Zentralafrika geschürften Coltans werden an die Atomfabrik Ulba Metallurgical Plant geliefert. H.C. STARCK hat in der Vergangenheit bei der Entsorgung von Giftstoffen eng mit der kasachischen Atomindustrie kooperiert. Ob STARCK auch über den Umweg nach Kasachstan Coltan bezieht, wollte die Firma auf Anfrage nicht beantworten.
Philipp Mimkes, Sprecher der Coordination gegen BAYER-Gefahren: "H.C. STARCK trägt Mit-Verantwortung für die grauenhaften Kämpfe in Zentralafrika, denen bereits Hunderttausende zum Opfer fielen. Wir fordern die Firma auf, den Tantal-Import aus dem Kongo umgehend einzustellen und alle Partner vor Ort offenzulegen."
Nach Angaben der UNO führt der zwangsweise Einsatz von Landarbeitern in der Rohstoffproduktion zu einem Rückgang der Produktion von Nahrungsmitteln im Kongo. Unterernährung sowie die anhaltenden Kämpfe bedingen eine der höchsten Sterblichkeitsraten der Welt - in den letzten fünf Jahren sollen 2-3 Millionen Menschen ums Leben gekommen sein.
Gerne senden wir weitere Informationen zu: den vollständigen UNO-Bericht, einen Hintergrundartikel sowie Presseberichte. Der Bericht ist unter http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=5102&Cr=dr&Cr1=congo einsehbar.
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
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