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Mannheim 5. April 2001

An den 1. Vorsitzenden der IGMetall
Kollegen Klaus Zwickel
Lyoner Str. 32
60528 FRANKFURT

 

Lieber Kollege Zwickel!

Nach intensiver Diskussion mit einigen anderen UnterzeichnerInnen des Protestbriefes an VW, den wir in Kopie u.a. an Dich gerichtet hatten, möchte ich auf Dein Schreiben vom 14. März reagieren. Du hast zumindest geantwortet; vielen Dank dafür. Die anderen Adressaten (VW-Konzernleitung, VW-Betriebsratsvorsitzender Volkert und Niedersachsens Ministerpräsident) fanden das bislang nicht für nötig.

Dein Schreiben hat uns ziemlich enttäuscht. Vor allem Deine fehlende klare Position. Du versteckst Dich hinter der Gerichtsentscheidung vom 7. März so wie der Berichterstattung und der Position des VW Betriebsrats. Es fehlt jede Andeutung einer Sympathie für die entlassenen 1.300 Kollegen.

Nach unserem Kenntnisstand ist es nicht wahr, daß alle Vermittlungsversuche abgelehnt wurden. In der kritischen Phase im letzten Jahr sind Kollegen aus SA zu der Sitzung des Weltbetriebsrates nach Brasilien gereist; sie fanden kein Gehör auf der Sitzung. Im letzten und in diesem Jahr sind Kollegen von dort in Deutschland gewesen. Sie erhielten ebenfalls keine Gelegenheit, ihre Situation aus ihrer Sicht vor entsprechenden Gremien darzustellen. Auch die IGMetall hat auf die Anfrage der letzten Besucher nicht reagiert. Noch bevor die Kollegen deutschen Boden betraten, ist vom Weltbetriebsrat ein Warnschreiben verschickt worden (dieses hast Du der sogenannten "Dokumentation" von Uhl nicht beigefügt), in dem es hieß, diese Kollegen würden hier Lügen verbreiten. Vermittlung in einer solchen Situation bedeutet jedoch nicht einfach "auf Linie bringen".

Wenn in einer Belegschaft ein nicht geringer Teil der Beschäftigten die Anpassung der NUMSA Funktionäre an die Wettbewerbslogik nicht mitmacht, dann kann man diese und ihre gewählten Vertreter doch nicht einfach mit disziplinarischen Mitteln mundtot machen und aus der Fabrik, bzw. von den Ämtern entfernen. Es hat offensichtlich eben kein längerer demokratischer Diskussions- und Verhandlungsprozess in der Belegschaft stattgefunden. Ähnliches hat auch ein höherer Verantwortlicher in der NUMSA Leitung erfahren müssen: Er hatte zu Beginn der Auseinandersetzungen ein internes Papier mit einem Fragekatalog verfaßt. Daraufhin wurde er kurzerhand aus der NUMSA ausgeschlossen. Eine Gerichtsentscheidung hat diesen Entschluß dann rückgängig gemacht

"Es ist schwer, die Situation in SA von außen zu beeinflussen". So endet Dein Schreiben. Aber Deine Position, die Entlassenen in keiner Weise zu unterstützen, beeinflußt die Situation dort gewaltig. Aber eben zugunsten von VW und seinem Weltbetriebsrat. Es scheint uns zu einfach zu sein, daß Du Dich in dieser Angelegenheit hinter deren Politik versteckst und nirgendwo ein Signal der Solidarität mit den Entlassenen zu sehen ist.

Aber dazu ist es ja noch nicht zu spät. Der Kampf ist noch nicht beendet; auch nicht nach der Entscheidung des " Labour Appeal Court", der am 19. April tagen wird. Als 1. Vorsitzender der IGMetall hast Du dazu die notwendige Souveränität. Unsere Organisation könnte dadurch nur gewinnen. Erst recht die Kollegen in Südafrika.

Mit kollegialen Grüßen


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