Golf-Krieg II - VW Belgien, die IG Metall und die internationale Solidarität
Anlässlich der Bekanntgabe des VW-Konzerns, die Golfproduktion wieder nach Deutschland zurückzuverlagern, schlagen die Wellen in Belgien hoch. Die junge Welt schreibt von " Antideutsche Stimmung in Brüssel" während der Münchener Merkur jubelt: "VW holt Golfproduktion nach Deutschland zurück", währenddessen tut die IG-Metall unschuldig: " Es war nie die Absicht - und dies war auch mit dem Vorstand besprochen - zu Lasten anderer Standorte die Arbeitszeiten an den westdeutschen Standorten zu erhöhen".
Wir sehen das eher wie der Kommentator der Frankfurter Rundschau: "Die Arbeiter-Vertreter bei VW in Wolfsburg haben in der Vergangenheit oft so agiert, dass Gewerkschafter an anderen - auch deutschen - Standorten des Konzerns verständnislos reagierten. Das wurde den speziellen Verhältnissen im Stammwerk zugeschrieben, für die IG-Metall-Mitglieder wie Peter Hartz (Arbeitsdirektor) und Klaus Volkert (Betriebsratschef) sorgten."
Die belgischen Gewerkschaften haben sich allerdings anscheinend schon mit dem Ende abgefunden und möchten am liebsten nur noch über den Sozialplan verhandeln, kündigen aber, um dies nicht zu offensichtlich werden zu lassen, für den 2. Dezember eine Großkundgebung in Brüssel an. Und die Kollegen selbst: "Hoch die internationale Solidarität" können sie vergessen, sie werden den Kampf alleine austragen müssen und die belgischen KollegInnen sind für ihre Radikalität bekannt. Man wird sehen. Eine kleine Presseschau mit Links zum Thema vom 22./23.11.2006.
- Antideutsche Stimmung in Brüssel
".Gewerkschaftsvertreter riefen die versammelten Arbeiter zur »Besonnenheit« auf. Sie müßten »Ruhe bewahren, auch um die Sympathien der Bevölkerung nicht aufs Spiel zu setzen«, so ein Funktionär der sozialistischen Gewerkschaft FGTB. Man wolle alles tun, um die Folgen der Kürzungspläne abzumildern. Eine Verhinderung der bis zu 4000 drohenden Entlassungen, die mit der angekündigten Verlagerung der Golf-Produktion von Brüssel ins Stammwerk Wolfsburg sowie ins sächsische Mosel einhergehen würden, schwebt den belgischen Gewerkschaftschefs offenbar nicht vor. Während der Versammlung, bei der die Arbeiter selbst kaum zu Wort kamen, ging es vor allem um die Forderungen nach Abfindungszahlungen und einer Vorruhestandsregelung für die rund 700 Beschäftigten, die älter als 50 Jahre sind." Artikel von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 23.11.2006
- VW-Beschäftigte in Brüssel: Belgien protestiert gegen Jobabbau
"Der geplante Jobabbau im VW-Werk in Brüssel schlägt hohe Wellen: Beschäftigte reagieren mit Trauer - und wütenden Protesten. Die belgische Regierung greift das VW-Management an - und belgische Gewerkschafter die IG Metall." Artikel von Jörg Reckmann/Eva Roth in der Frankfurter Rundschau vom 23.11.2006
- Presseschau Donnerstag, den 23. November 2006
"Das Sozialdrama bei VW bleibt heute das zentrale Thema auf den Titelseiten und in den Kommentaren. Nach dem Schock die Mobilisierung, titelt LA LIBRE. Heute beginnen in VW-Forest die Sozialverhandlungen. Die Gewerkschaften kündigten für den kommenden 2. Dezember eine Großkundgebung in Brüssel an." Presseschau beim belgischen Rundfunk (auf Deutsch)
- Aus Forest lernen
"Der Schock sitzt tief. Kaum jemand hatte erwartet, dass die Neuverteilung der Produktionsvolumen durch den Volkswagenkonzern das Brüsseler Werk so hart treffen würde. Regierung und Gewerkschaften sind machtlos und können nur noch versuchen, die Folgen dieses sozialen Tsunami zu lindern. Doch sie sollten Lehren aus dem Ereignis ziehen." Ein Kommentar von Albert Schoenauen beim belgischen Rundfunk vom 23.11.2006
- VW-Arbeiter blockieren Brüsseler Werk
"Nach dem Willen der Gewerkschaft soll das VW-Werk in Brüssel auch in der kommenden Woche geschlossen bleiben. Der belgische Ministerpräsident Verhofstadt ist von VW geschockt. Die Arbeiter des Brüsseler VW-Werks haben am Mittwoch mit Protesten gegen den geplanten Abzug der Golf-Produktion aus ihrer Fabrik reagiert. Im Anschluss an eine Personalversammlung harrten Hunderte auf dem Werksparkplatz aus und demonstrierten mit Flaggen und Transparenten." Artikel in der Netzeitung vom 22.11.2006
- VW-Werk besetzt
".Osterloh, der auch Vorsitzender des Europäischen Konzernbetriebsrats ist, zeigte sich von den Nachrichten aus Belgien betroffen. »Es war nie die Absicht - und dies war auch mit dem Vorstand besprochen - zu Lasten anderer Standorte die Arbeitszeiten an den westdeutschen Standorten zu erhöhen«, erklärte er in einer Pressemitteilung."Artikel von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 22.11.2006
- Der Golf soll nach Wolfsburg - VW plant Massenentlassungen im Werk Brüssel-Forest
".Da die Leitung in Brüssel keine Auskunft geben konnte oder wollte, wurden zwei Belegschaftsvertreter zur Konzernzentrale nach Wolfsburg entsandt. Pascal Van Cauwenberge von der christdemokratischen Gewerkschaft CSC und Jan Van Der Poorten von der linken FGTB kamen mit schlechten Nachrichten zurück: Zwar soll das Werk in Brüssel vorläufig nicht geschlossen werden, doch ist eine »gründliche Restrukturierung« samt Stellenabbau geplant. Die meisten Beschäftigten machen sich keine Illusionen - dies ist »der Anfang vom Ende«." Artikel von Ralf Klingsieck, Brüssel in Neues Deutschland vom 22.11.06
- Solidarität über Grenzen
"Hoch die internationale Solidarität", skandieren Gewerkschafter bei Aufmärschen. Denn Solidarität über Grenzen hinweg ist seit jeher hehres Ziel der Arbeiterorganisationen. Eines, das häufig beschworen wird, aber eher selten Einfluss auf die reale Politik der Gewerkschaftsführungen hat. Das zeigt - typischerweise - die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland." Kommentar von Werner Balsen in der Frankfurter Rundschau vom 22.11.2006
- Pressemitteilung von VW zur Restrukturierung von Volkswagen Brüssel
"Angesichts von Überkapazitäten in Westeuropa plant Volkswagen eine Restrukturierung des Standortes Brüssel. Die Geschäftsführung von Volkswagen Brüssel hat am Dienstag Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über ein entsprechendes Konzept aufgenommen. Es sieht vor, den Golf künftig nicht mehr in drei, sondern nur noch in zwei Werken in Westeuropa zu produzieren, nämlich in Mosel und Wolfsburg." Pressemitteilung des VW-Konzerns vom 21.11.2006
- Indymedia Belgien
Mehrere aktuelle Fotoserien sowie Artikel finden sich auf der belgischen Indymediaseite
- Une Autre Gauche
Aktuelle Meldungen auf Französisch oder Flämisch finden sich auf der Seite der UAG- Une Autre Gauche
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