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Updated: 18.12.2012 15:51
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Interview mit Henry Dawson

Henry Dawson ist Mitglied der britischen Metallergewerkschaft Amicus. Er ist Unterstützer der Gewerkschaftslinken um „Amicus Unity Gazette“ und des „Socialist Appeal“.

Wie gut sind britische Metaller über den Arbeitskampf bei Opel Bochum informiert? Zeigt die Unterbrechung der Lieferung von Auspuffteilen und Achsen aus Bochum schon Wirkung?

Letzte Woche haben die Medien viel über den Bochumer Streik berichtet, aber die Montagszeitungen berichten nicht mehr viel. Von Auswirkungen auf britische Betriebe war bisher offiziell nicht die Rede. Für die britischen Werke gelten übrigens Tarifverträge, wonach die Belegschaft bei Produktionsstockungen infolge von Lieferschwierigkeiten mit voller Lohnfortzahlung nach Hause geschickt werden kann. Dies erschwert aktive Solidarität zusätzlich. Mit einem Stillstand der Produktion in Ellesmere Port aufgrund der ausbleibenden Bochumer Lieferungen ist meines Wissens ab Mittwoch oder Donnerstag dieser Woche zu rechnen. Also: Durchhalten, Kollegen!

Was für Aktionen plant Amicus für den Aktionstag am Dienstag an den Standorten von GM und Vauxhall? Was ist die offizielle Gewerkschaftsposition?

Offizielle Gewerkschaftsposition ist: Wir sind solidarisch, die britischen GM-Werke sind aber nicht betroffen, und daher gibt es hier auch keinen Anlass für betriebliche Aktionen. Die Gewerkschaftsführung argumentiert, dass ein Streikaufruf illegal wäre und nach den Gesetzen aus der Ära Thatcher zur Beschlagnahmung der Gewerkschaftskassen durch Gerichtsvollzieher führen würde. Darum sind nach meiner Meinung jetzt die betrieblichen gewerkschaftlichen Vertrauensleute am Ball.

Was raten Sie als kämpferischer Gewerkschafter der Vauxhall-Belegschaft?

Unterstützer der „Amicus Unity Gazette“ und des „Socialist Appeal“ werden jetzt in einem Flugblatt die Belegschaft direkt informieren. Keiner soll glauben: wenn ich jetzt still bleibe und mit ansehe, wie die deutsche Opel-Belegschaft abgeschlachtet wird, dann kann ich meinen Kopf retten. Die Bochumer Kollegen brauchen die aktive Solidarität. Wenn die Produktion in allen GM-Werken ruht, ist dies die Sprache, die die GM-Bosse verstehen. Sonst spielen sie uns gegeneinander aus. Konzernweite Protestaktionen stärken der Bochumer Belegschaft den Rücken und sind entscheidend, um das Diktat der GM-Zentrale zu durchbrechen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit ähnlichen Konflikten in der Vergangenheit gemacht?

Selbst wenn Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft in Vereinbarungen über „Standortsicherung“ durch Arbeitsplatzabbau und Lohnverzicht den Unternehmerforderungen weitgehend entgegen kommen, lassen uns die Bosse keine Ruhe und machen immer weiter. Abstriche an den Tarifverträgen und Kostensenkungsmaßnahmen sind in aller Regel nicht das Ende der Probleme, sondern der Beginn einer Spirale nach unten. Solange Arbeiter in Polen, Ungarn, Tschechien oder noch weiter östlich nur einen Bruchteil der in Westeuropa üblichen Löhne verdienen, werden die Konzernlenker hartnäckig auch eine radikale Angleichung der Löhne und Arbeitsbedingungen nach unten drängen.
Darüber hinaus bin ich der Ansicht: eine Zukunft hat die Industrie nur, wenn sie verstaatlicht und unter Arbeiterkontrolle weitergeführt wird.

Das Interview führte Hans-Gerd Öfinger, Redaktion „Der Funke“


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