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Updated: 18.12.2012 15:51
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Die einzige Sprache: Opel Bochum wieder bedroht

Kommentar von Daniel Behruzi, zuerst erschienen in der jungen Welt vom 24.03.2012

Wir haben es in dieser Zeitung schon oft geschrieben, und tun es gerne wieder: Lohnverzicht sichert keine Arbeitsplätze. Bestätigung erfährt diese gewerkschaftliche Grunderkenntnis mal wieder beim Autobauer Opel. Erneut wird das Bochumer Werk mit seinen verbliebenen 5000 Arbeitsplätzen zur Disposition gestellt, ebenso wie der Standort im britischen Ellesmere Port. Damit setzt der traditionsreiche Autohersteller seinen Niedergang fort. Im Ruhrgebiet sind von rund 18000 Arbeitsplätzen Anfang der 1990er Jahre weniger als ein Drittel übrig geblieben. Deutschlandweit ging die Zahl der Opelaner von 56800 auf weniger als 22200 zurück. All die in dieser Zeit geschlossenen »Zukunftsverträge« mitsamt der darin enthaltenen Zugeständnisse haben das nicht verhindert. Auch neue Standortverträge werden die Zukunft des Unternehmens und der Mitarbeiter nicht sichern. Im Gegenteil: Sie sind das Mittel, mit dem der Konzern die Belegschaften gegeneinander in den Unterbietungswettbewerb schickt.

Leider sieht es so aus, als würden die Beschäftigtenvertreter dieses Spielchen weiter mitmachen. So verwies die britische Gewerkschaft Unite in ihrer Reaktion auf die Schließungspläne am Freitag darauf, daß Ellesmere Port »das effizienteste Werk der europäischen GM-Familie und Großbritannien ihr größter Markt« sei. Eine Stillegung sei daher »nicht logisch«. Soll heißen: Macht ein anderes, weniger »effizientes« Werk dicht. Ähnliche Zitate könnte man von Gewerkschaftern und Betriebsräten aller Standorte finden. Das Grundproblem ist, daß sich die Funktionäre vielfach als bessere Manager sehen, die »ihren« Standort verteidigen. Wie das Euro­päische Arbeitnehmerforum (EEF) in seiner Stellungnahme vom Freitag konzentrieren sie sich darauf, die Konzernpläne mit betriebswirtschaftlichen Argumenten zu kritisieren. Werksschließungen seien teuer »und würden eine Rückkehr des Unternehmens in die Gewinnzone auf Jahre hinaus unmöglich machen«, heißt es darin. Es ist zu bezweifeln, daß das die Manager überzeugt. Denn für sie ist die Rechnung ganz einfach: Opel kann jährlich 500000 Fahrzeuge mehr produzieren als verkauft werden. Das entspricht der Kapazität von zwei Werken, die »unnötig« sind und geschlossen werden müssen.

Welche Folgen das für die Betroffenen und für eine Region wie das Ruhrgebiet hat, interessiert die Bosse nicht. Die einzige Sprache, die sie verstehen, ist kollektiver Widerstand. Das hat die Bochumer Belegschaft mehrfach bewiesen. Ohne die spontanen Streiks, mit denen sie immer wieder die GM-Produktion lahmlegte, wäre der Standort wahrscheinlich längst dicht. »Bochum ist kein Werk, das man einfach so schließt«, hat der einstige GM-Europachef Carl-Peter Forster vor einigen Jahren gesagt. Vielleicht sollte die Belegschaft der Ruhrgebietsfabrik dafür mal wieder den Beweis antreten und die Brocken hinschmeißen – am besten gemeinsam mit allen anderen Opelanern in Europa.


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