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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Bochum bangt Artikel von Daniel Behruzi, zuerst erschienen in der jungen Welt vom 24.03.2012 Eine Entscheidung über die Schließung des Bochumer Opel-Werks könnte unmittelbar bevorstehen. Nach übereinstimmenden Medienberichten vom Freitag soll bei der Aufsichtsratssitzung des Autoherstellers am Mittwoch in Rüsselsheim ein Geschäftsplan vorliegen, demzufolge die Kapazitäten drastisch reduziert werden. Die Kosten der Schließung von zwei Fabriken – die Rede ist von Bochum und Ellesmere Port (Großbritannien) – seien bereits konkret kalkuliert worden, hieß es. Wie das Wall Street Journal und die Agentur Reuters berichteten, soll sich der Opel-Aufsichtsrat in der kommenden Woche mit den Abbauplänen befassen. Intern habe der US-Mutterkonzern General Motors (GM) das Aus für zwei Fertigungsstätten bereits durchgerechnet, schrieb das Handelsblatt unter Berufung auf Konzernkreise. Demnach würde die Stillegung insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro kosten. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. »Wir müssen uns sehr große Sorgen machen«, sagte Bochums Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel am Freitag im WDR-Radio. Es sei aber noch nicht sicher, ob das Ruhrgebietswerk tatsächlich betroffen sei. Einenkel verwies darauf, daß der Standort in der Vergangenheit schon mehrfach zur Disposition gestellt wurde. »Ich habe sechs Schließungspläne in der Schublade. Bisher haben wir sie alle verhindern können.« Zuletzt hatte die Belegschaft im Oktober 2004 die Produktion sechs Tage lang lahmgelegt und eine Aufgabe des Standorts damit verhindert. Allerdings wurde seither drastisch Personal abgebaut. Zählte das Werk inklusive der auf dem Betriebsgelände tätigen Joint Ventures damals noch rund 9200 Beschäftigte, sind es aktuell nur noch etwa 5100. In der Rheinischen Post (Samstagausgabe) appellierte Einenkel laut Vorabbericht an Nordrhein-Westfalens Landesregierung, eine Taskforce zur Rettung des Werks zu gründen. »Die Landesregierung muß Opel jetzt ohne Zeitverzug zu verbindlichen Gesprächen über den Standort in Bochum zwingen.« Das Europäische Arbeitnehmerforum (EEF) von Opel/Vauxhall forderte den Konzern auf, »konstruktive Gespräche auf europäischer Ebene zu beginnen«. In einer Stellungnahme des Gremiums vom Freitag hieß es: »Es macht wenig Sinn, über teure Werksschließungen zu spekulieren. Diese würden eine Rückkehr des Unternehmens in die Gewinnzone auf Jahre hinaus unmöglich machen.« Die Kapazitäten der europäischen GM-Fabriken – die nach Schätzung des Instituts LMC Automotive derzeit nur zu knapp drei Viertel genutzt werden – könnten durch die Produktion von Opel-Fahrzeugen ausgelastet werden, die bisher außerhalb Europas hergestellt wurden. Zudem seien »ein konsequenter Ausbau der Exportstrategie« und »eine offensive Vertriebsstrategie« nötig. Im Januar und Februar waren die europaweiten Verkaufszahlen der Marke mit dem Blitz um fast 20 Prozent eingebrochen, während der Gesamtabsatz lediglich um 7,8 Prozent zurückging. Das EEF verwies darauf, daß die rund 40000 Beschäftigten in Europa weiterhin auf 265 Millionen Euro im Jahr verzichten. Im Gegenzug sind betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen bis Ende 2014 per Betriebsvereinbarung ausgeschlossen. Opel-Boß Karl-Friedrich Stracke will sich laut Medienberichten an die Vereinbarung halten, andere GM-Manager stellen diese aber offenbar in Frage. Dennoch wird schon wieder über weitere Kürzungen verhandelt. Unter anderem stehen Lohnverzicht, Auslagerungen, mehr Leiharbeit und Flexibilisierung auf dem Wunschzettel der Konzernspitze (siehe jW vom Freitag). |