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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Nicht das Management ist der Fehler, sondern der Kapitalismus Keiner der herrschenden PolitikerInnen lässt sich zurzeit die Gelegenheit entgehen, zur Sanierung angeschlagener Konzerne (ob Karstadt oder Opel) den “Beitrag der Beschäftigten” zu verlangen. An ihrem Verhalten wird das Gelingen der Sanierung festgemacht. Sie sollen durch Lohnverzicht das “Unternehmen wieder in die Gewinnzone bringen.” Auch bei der “Aufklärung” der Ursachen
der jeweiligen Misere sind sich PolitikerInnen und bürgerliche Medien
wie auch die jeweiligen Betriebsratsfürsten einig: Es gab schwerwiegende
Managementfehler. So lastet der so genannte Automombil”wissenschaftler”
Ferdinand Dudenhöfer der GM-Spitze schwere Fehler an. Die Hauptgründe
seien: Man habe die “Modellpolitik verschlafen” und nicht
erkannt, “dass Saab ein Sanierungsfall ist.” Hätte also
GM Saab rechtzeitig liquidiert – und hätte man noch schneller
die Modelle gewechselt – dann hätten wir hier kein Problem
und alles wäre in Butter. Überkapazitäten Aber selbst die hartnäckigsten Verfechter der Theorie
von den Managementfehlern kommen an der Grunderkenntnis nicht vorbei,
dass es gemessen an der Kaufkraft der Konsumenten eine seit Jahren sich
steigernde Überkapazität gibt. Schon vor 5 Jahren lag die weltweite
Auslastung der Automobilindustrie unter dem allgemeinen Industriedurchschnitt.
Seit zwei Jahren ist sie deutlich unter 80 Prozent (der sonstige Schnitt
der Industrie liegt bei 81-83%, aber auch hier ist die Tendenz seit zwei
Jahren wieder rückläufig). Das neue Opelwerk in Rüsselsheim
wurde 2001 eingeweiht und ist seitdem nicht nur das modernste Opelwerk,
es ist das modernste Automobilwerk in ganz Europa überhaupt. Aber
was nutzt es? Es ist nur zu 60% ausgelastet. Autos bauen ohne Ende? Die Linie fortschrittlicher Gewerkschafter – auch in der Autoindustrie, bzw. gerade dort – kann nicht darin bestehen, alles zu propagieren, was einen gesteigerten Bau und Verkauf von Autos zum Ziel hat. Wir lehnen die Autogesellschaft ab und müssen uns deswegen für eine Umrüstung dieser Werke einsetzen. Diese Fabriken sind sehr wohl in der Lage, Massenverkehrsmittel zu bauen, also vor allem Busse und Straßenbahnen. Das Geld für dieses Umsteuern ist bei denen zu holen, die jahre- und jahrzehntelang ihren Profit aus dem Autobau gezogen haben. Der Mutterkonzern GM macht immer noch Gewinne. Jegliches Bitten und Betteln ist deshalb fehl am Platz. Diese Werke gehören in Gemeineigentum überführt. Nur dann – und wenn eine Arbeiterkontrolle über die Produktion durchgesetzt, d. h. erkämpft wird – kann wirklich Sinnvolles, wirtschaftlich und ökonomisch Vertretbares produziert werden. Und nur so lassen sich dann auch die Arbeitsplätze halten. Die jetzt allein bei Opel Deutschland angekündigten 8 000 Stellenstreichungen haben unmittelbar den Abbau von weiteren 20 bis 25 000 Stellen in der Zulieferindustrie zur Folge. Der allererste Schritt müsste allerdings sein, sich in der gesamten Automobilindustrie für eine radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich stark zu machen. Diese übergreifende Perspektive und diesen betriebs- und konzernübergreifenden Kampf müsste jetzt eigentlich die Gewerkschaft organisieren. Wir sind so realistisch, dies nicht zu erwarten,
aber diese Aufforderung richten wir trotzdem an die IG Metall-Führung.
Nur so wird deutlich, was von einer Gewerkschaft eigentlich zu erwarten
wäre und wo sich die Gewerkschaftslinke wie auch alle linken Gruppen
engagieren können und sollten. Die unmittelbarste Aufgabe allerdings ist die tatkräftige
Unterstützung der Kampfmaßnahmen, wie sie bei Opel Bochum begonnen
haben. Die anderen Standorte und auch die die Belegschaften anderer Automobilkonzerne
müssen nachziehen in einem Kampf D. B. |