letzte Änderung am 09. Dez. 2002 | |
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Bei Fiat in Italien droht die Vernichtung von 8.100 Arbeitsplätzen plus zehntausenden bei Zulieferern. Dahinter steckt offenbar der Druck von General Motors, die Fiat übernehmen wollen, aber vorher die Überkapazitäten vernichtet haben wollen. Seit Wochen kämpfen die Fiat-Belegschaften um ihre Arbeitsplätze. Es wurden nationale Streiktage, Demonstrationen, Blockaden durchgeführt. Fiat hat den geplanten Beginn der Entlassungen vom 2. 12. um zehn Tage verschoben. Es wird intensiv zwischen Gewerkschaften, Regierung und Fiat verhandelt und alle möglichen Scheinlösungen auf Kosten der Arbeiter geistern durch die Medien. In dieser Situation brauchen die Fiat-Kollegen unsere Solidarität!
Eine Delegation von Opel-Arbeitern aus Bochum und Eisenach und zwei Mitgliedern von "Solidarität International" hat am 2. Und 3. Dezember 2002 Turin besucht. Dabei haben wir vor den Werkstoren von Fiat-Mirafiori mit Kolleginnen und Kollegen gesprochen, Gespräche mit Gewerkschaftsvertretern geführt, eine kleine Gesprächsrunde mit Fiat-Kollegen durchgeführt und als Höhepunkt am 3. 12. an einer Demonstration mit Bahnhofsbesetzung während eines Streiks teilgenommen. Dort konnten wir auch ein Grußwort vortragen. Wir haben dabei auch die Forderung nach der 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich ins Gespräch gebracht, was sofort viele Diskussionen brachte.
Wir fühlten uns sehr herzlich aufgenommen. Wir haben viele Kolleginnen und Kollegen zum 3. Automobilarbeiterratschlag eingeladen, der am 14. / 15. Dezember in Gelsenkirchen stattfindet. Zwei Kollegen haben versprochen zu kommen. Eine Menge Kollegen haben uns ihre Adressen gegeben um Kontakt zu halten.
Die Kollegen in Italien haben ein großes Interesse an der Situation bei Opel und in Deutschland. Sie stellten viele Fragen, vor allem auch nach einem europäischen Zusammenschluss der Gewerkschaften. Es herrscht eine große Achtung vor der deutschen Arbeiterbewegung und insbesondere auch vor der IG Metall. In Turin gibt es vier Gewerkschaften im Betrieb, die zusammen nur 30% der Beschäftigten organisiert haben. Diese Aufspaltung der Gewerkschaftsbewegung ist ein großes Problem für die Kollegen. Die große Kampfbereitschaft wird dadurch desorganisiert.
An dem Aktionstag, an dem wir teilnahmen konnten, wurde außer dem Bahnhof Turin-Lingotto auch die Autobahn besetzt und Proteste vor der Fernsehanstalt und der Regierungspräfektur durchgeführt. Die Stimmung war sehr kämpferisch. Es wurde aber auch deutlich, dass viele Kollegen spüren, dass diese kämpferischen Aktionen nicht ausreichen. Um die Pläne von Fiat zu Fall zu bringen, wäre wahrscheinlich ein unbefristeter Streik aller Werke nötig. Angesichts der Informationen über Arbeitsplatzabbau bei Opel und Saab wird auch viel über den konzernweiten Kampf in ganz Europa nachgedacht. Die Delegation von Opel-Arbeitern aus Deutschland hat diese Möglichkeit konkreter werden lassen.
Am Anfang hörten wir oft die Frage: "Seid ihr nur wegen uns gekommen?" - Am Ende wurden wir mit herzlichem Beifall und vielen persönlichen Wünschen verabschiedet. Solche Besuche werden sicher in Zukunft immer öfter stattfinden. Es hat allen Beteiligten viel Mut gemacht.
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