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Updated: 18.12.2012 15:51
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Betriebsversammlungsrede DaimlerChrysler Werk Bremen, 23.07.2004 - Jürgen Drieling

Protestaktion am 15.07.2004 vor dem Verwaltungsgebäude

Kolleginnen und Kollegen !

Wenn’s jemandem getroffen hätte der arm, bettelarm gewesen wäre, auch dann hätten wir uns streiten müssen, nämlich um eine gerechte Lösung ...! Dies ist auch eine Sache des Anstands und der Solidarität.

Daimler ist jedoch nicht arm und schon gar nicht bettelarm. Diesem Konzern geht’s gut, sogar sehr gut.

Seinen Managern allen voran Jürgen E. Schrempp ebenfalls! Mit einem Jahreseinkommen von ca. 5 – 6 Millionen Euro braucht gerade er nicht zu jammern. Schrempps Monatsbezüge sind so fett, der könnte sich jeden Monat ein Haus kaufen, dies bar bezahlen und würde es am Ende eines Monats gar nicht merken dasselbe erstanden zu haben.

131% Gehaltszuwächse bei den Spitzenmanagern sind Bezüge die wir zu recht als unsittlich einstufen müssen.

Kolleginnen und Kollegen, wenn dann einer sagt, davon gebe er 10% wieder ab, wie findet ihr denn das ?

Spitzenmanager mit ihren Bezügen, runter auf das Einkommensniveau eines Facharbeiters, das wäre eine politisch und wirtschaftlich vernünftige und auch rationelle Maßnahme. In den 60iger und 70iger Jahren waren solche Diskussionen durchaus relevant und aktuell. So lange ist das noch nicht her. Heute bedienen sich diese Kapitalisten an den von uns erwirtschafteten Werten wie es ihnen gerade in den Sinn passt!

Mit Zukunftssicherung hat dies nichts zu tun.

Im Gegenteil so wird die Zukunftssicherung nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch an die Wand geknallt.

Die Mercedes Car Group mit gut einer Milliarde Namensaktien besitzt an der Börse einen Wert von ca. 37 Milliarden Euro.

Im vergangenen Jahr wurde durch unsere wertschöpfende Arbeit gut 137 Milliarden Euro an Umsätzen erlöst.

Verdient hatte der Konzern 2003 – ausgedrückt als Operating Profit – 5,7 Milliarden Euro.

Diesem Konzern geht’s also gut, ja sogar sehr gut – alles andere wäre glatt gelogen!

Statt den arbeitenden Menschen in diesem Konzern und in diesem Land an solchen wirtschaftlichen Erfolgen zu beteiligen, wird uns das Geld abgepresst, weg genommen und sich selber in die Taschen gesteckt.

Deshalb lahmt die Konjunktur, deshalb sind die Regale in den Läden voll, und die Geldbörsen der Arbeiter und Angestellten leer!

Für wen veranstaltet Schrempp diese Erpressungen? Wozu dieser Amoklauf ?

Es geht ihnen um die zu erwartenden zusätzlichen Milliarden Euro Profit die durch Streichungen und Arbeitszeitverlängerungen in die Konzernkasse fliessen kann.

Auf diesen Trip sind zur Zeit alle Konzernlenker! Jeder Kapitalist muß jetzt gleichziehen. Alle wollen vorne dabei sein und nicht hinterher laufen! Alle müssen ihre Gewinne maximieren.

Unternehmer die jetzt keine Gewinne maximieren werden in der Tabelle der Globalplayer nach unten rutschen. Dazu ist Ihnen jedes Mittel recht:

Tarifverträge werden missachtet und gebrochen, was schert mich mein Geschwätz von gestern, gib mir was du hast, weil du bist ein Nichts, weil du nichts hast!

Kapitalismus ist nicht human!

Das ist die Arroganz der Macht!

Das ist die Willkür der da oben – gegen uns hier unten!

Wir werden Ihnen sagen müssen, was wir davon halten, wir werden Ihnen sagen müssen Herr Genes:

Wir verachten solche Manöver - der Erpressung, der Vertragsmissachtung und des Vertragsbruches, sowie der Selbstbereicherung, - Abgrundtief.

Wer jetzt bereits von einem Sieg der Daimler Vorständler gegen unsere Belegschaften spricht, hat den eigentlichen Sinn unseres Widerstandes nicht begriffen, und derjenige beleidigt die vielen Kolleginnen und Kollegen die sich so hervorragend gewehrt haben.

Ich kann zur Zeit keine Bewertung hier abliefern, wir werden uns aber in der Diskussion um eine gemeinsame Einschätzung bemühen müssen. Nicht avantgardistische Rechthaberei ist gefragt, sondern die Stärkung des gemeinsamen und solidarischem Kampfeswillen. Nur so können wir unsere Geschlossenheit und Solidarität auf Dauer weiter entwickeln und stärken.

Prima das wir uns so gut gewehrt haben.

Toll das wir alle gemeinsam die richtigen Antworten gefunden haben.

Wir haben denen da oben gezeigt, das sie mit uns hier unten, nicht machen können was sie wollen.

Schön das wir unsere Reihen enger schließen konnten und gerade jetzt wieder so viele von Euch in die IG Metall eingetreten sind.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.

Siehe dazu auch "Spaltung der Belegschaft gelungen, Sparziel erreicht. Steinkühler-Pause bleibt – und ist weg… Erste Übersicht zum "Kompromiss" vom 23.7.04"


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