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Mercedes Argentinien und die Diktatur - wie ist der Stand im August 2001?

Aktueller Überblick von Mag Wompel, Labournet Germany

Basierend auf den journalistischen Recherchen erstattete der Republikanische Anwaltsverein Strafanzeige gegen Tasselkraut, Mercedes Benz Argentinien und gegen das Mutterhaus in Stuttgart. Die Ermittlungen gegen Daimler Chrysler wurden eingestellt. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg ermittelt nun gegen die argentinische Niederlassung und gegen Tasselkraut. Auf ihren Antrag wurden im März 2001 in Buenos Aires Zeugen vernommen, die überlebenden Betriebsräte Juan José Martin und Héctor Ratto sowie die Witwe des Verschwundenen Esteban Reimer. Sie bestätigten die in der WDR-Sendung erhobenen Vorwürfe.

Am 11. Juli 2001 sagten die Journalistin Gaby Weber und die beiden Zeugen Martin und Ratto vor dem "Wahrheitstribunal" - Juicio por la Verdad - in der Hauptstadt der Provinz Buenos Aires aus, einem Landgericht, das das Schicksal der Verschwundenen aufklären soll. Auch dort wurden die Vorwürfe gegen Daimler-Chrysler wiederholt. Frau Weber überreichte dem Gericht einen dreiseitigen Fragenkatalog, die die Firma beantworten möge. Der vorsitzende Richter, Leopoldo Schiffrin, bat die Zeugin, bei ihrem bevorstehendem Deutschlandbesuch der Fima diese Fragen zu überreichen.

Die "Kritischen Aktionäre" bemühten sich um einen Gesprächstermin beim Vorstand von Daimler Chrysler. Zweimal wurde ein Termin anberaumt, zwei Mal wieder gecancelt. Das erste Mal mit Hinweis auf das gerade erschiene Buch "Die Verschwundenen von Mercedes Benz", das zweite Mal mit Hinweis auf Frau Webers "unsachliche Ausführungen" im WDR-Morgenmagazin vom 20.7.2001. In der Fernsehsendung hatte sie darauf hingewiesen, daß die heutige Daimler-Führung in Stuttgart nichts mit den Vorgängen der Jahre 76 und 77 zu tun habe, wohl aber die Verantwortung dafür übernehmen und die Wahrheit auf den Tisch legen müsse.

Genau dagegen wehrt sich das Unternehmen in Untertürkheim. Es setzt wohl auf seine Wirtschaftskraft und darauf, daß die meisten Redaktionen Rücksicht auf den potenten Anzeigenkunden nehmen - eine Annahme, die so ganz falsch nicht ist, wenn man sich die Berichterstattung über diesen skandalösen Fall in der (bürgerlichen) Presse anschaut.

Auf der anderen Seite hat die Strategie des Aussitzens - zwei Jahre nach der Enthüllung - keinen Erfolg gehabt. Das Thema ist inzwischen bekannt, nicht zuletzt durch die regelmäßige Dokumentation im LabourNet Germany. Die linke Presse und die Gewerkschaftszeitungen haben regelmäßig darüber berichtet.

In Zusammenarbeit mit den "Kritischen Aktionären" und dem LabourNet Germany hat im April Frau Weber auf der Hauptversammlung der Aktionäre von Daimler Chrysler den Fall vor fast 12.000 Anteilseignen vortragen können (wie ich auch) - und CEO Jürgen Schrempp und Aufsichtsratsvorsitzender Hilmar Kopper blickten verlegen beiseite.

Die Informationsstelle Lateinamerika (ILA), der Republikanische Anwaltsverein (RAV) und das LabourNet Germany geben nun gemeinsam das Buch über die Mercedes-Verschwundenen heraus, der Deutsche Gewerkschaftsbund hat das Erscheinen finanziell unterstützt.

Und der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Daimler Chrysler, Erich Klemm, hat seine persönliche Mithilfe dabei versprochen, das Thema nicht länger unter den Teppich zu kehren.

Wir hoffen nun, dass sich bald entsprechend etwas tun wird und wir darüber berichten können!

Bochum, 06.08.01


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