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Updated: 18.12.2012 16:07
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Ein US-Flugzeug und uruguayische Piloten. Hat sich Uruguay als US-Operationsbasis für eine Aktion gegen Argentinien benutzen lassen?

Gaby Weber

Eigentlich ist es nicht Aufgabe von Journalisten, 47 Jahre später, die Täter einer Entführung zu ermitteln. Es sollte ausreichen, Material zu sammeln, das beweist, dass die offizielle Version nicht der Wahrheit entsprechen kann. Und das wurde ja bereits bewiesen, dass die Mossad-Version, den Kriegsverbrecher aus Argentinien entführt zu haben, nicht der Wahrheit entspricht. Aber es bleibt immer eine Portion Neugier: Wenn es nicht der Mossad war, wie kam dann Eichmann nach Israel?

Gehen wir von drei sicheren Annahmen aus:

  1. Das El Al - Flugzeug mit Eichmann an Bord landete in Israel am 22. Mai 1960 um 7.35 Uhr. Vermutlich hat Eichmann, der Organisator des Holocaust, das israelische Flugzeug nicht freiwillig betreten.
  2. Das El Al - Flugzeug hat den Flughafen in Ezeiza (Buenos Aires) am 20. Mai um Mitternacht verlassen.
  3. Die El Al - Maschine, eine Bristol Britannia, musste mindestens zwei Zwischenlandungen einlegen, um Treibstoff zu tanken, eine in Dakar (Afrika), die zugegeben wird, und eine zweite, die die israelischen Behörden bis heute verschweigen.

Mehrere Indizien weisen darauf hin, dass Eichmann freiwillig mit einem Kleinflugzeug nach Uruguay gereist ist, um dort wichtige Gespräche zu führen. In Uruguay angekommen, wurde ihm eröffnet, dass gegen ihn Haftbefehl bestehe und er fortan kein freier Mann mehr sei, zehn Tage später wurde er in das El Al - Flugzeug gesetzt, das am Flughafen Laguna del Sauce (Punta del Este) zwischen gelandet war. Die Indizien:

  • Laut der Ein- und Ausreisepapiere von William Mosetti, Generaldirector von Mercedes Benz Argentina, Ex US-Geheimdienstagent, der Mann von Standard Oil und vermutlich beteiligt an der Überstellung Eichmanns nach Israel, ist in der Vorbereitungsphase mehrfach nach Punta del Este gefahren. (Archiv der argentinischen Migrationsbehörde)
  • Eichmann hatte vor seiner Abreise seiner Frau erzählt, dass er am 11. Mai einen wichtigen Termin ausserhalb von Buenos Aires wahrnehmen würde und dass, wenn er am Abend nicht zurückkehren würde, sie die Kameraden bei Mercedes Benz informieren solle. Dies tat sie dann auftragsgemäss und eine Suche nach ihm wurde eingeleitet. (Aktenvermerk von Daimler-Vorstandsmitglied und ehemaliger SS-Offizier Hanns Martin Schleyer vom 30. Mai 60, Firmenarchiv DaimlerChrysler)
  • Eichmann/ alias Klement ist aus Argentinien nicht legal ausgereist, sein Name steht auf keiner Passagierliste (Archiv der argentinischen Migrationsbehörde)
  • Am 11. Mai 60 verlässt nur ein einziges nicht-kommerzielles Flugzeug Uruguay Richtung Buenos Aires. (Innenministerium, Uruguay)
  • Dieses Kleinflugzeug war in den USA zugelassen und der Mann, der diese Piper-Apache am 28. Februar 56 erworben hatte, war der US Multimillonär H.L. Brown (Mitteilung der US Federal Aviation Administration, EEUU an mich).
  • H.L. Brown lebte in Texas, aber er unterhielt in Montevideo in der Strasse Rincón ein Büro im Hochhaus "Artigas" (das ihm gehörte), dort war jahrelang das US-Konsulat untergebracht. Das Flugzeug war seit 1957 permanent in Uruguay stationiert, musste dafür eine Sondergenehmigung besitzen. In Montevideo lebten der Sohn und der Schwiegersohn von H.L. Brown. Und wie es der Zufall will, war der Schwiegersohn bis 1942, als er eingezogen wurde, in der Rechtsabteilung von Standard Oil de New Jersey tätig und vertrat diese Firma auch in Venezuela.
  • Dieses Kleinflugzeug Piper ist am 11. Mai auf einem lokalen Flughafen in der Nähe von Eichmanns Wohnung gesehen worden, von wo aus es Richtung Uruguay davon flog. Es muss in Punta del Este gelandet sein (Laguna del Sauce oder Jahuel), weil es auf allen anderen uruguayischen Flughäfen - Carrasco, Carmelo, Melilla - nicht gelandet ist (Ministerio del Interior, Uruguay). Später tauchte es wieder in Montevideo auf, wo es im April 61 amtlich zugelassen wird. (Nationales Amt für Luftverkehr, Uruguay)
  • Die Bücher der Migrationsbehörde in Uruguay, in denen Ein- und Ausreise vermerkt sind, sind sauber und ordentlich geführt. Auch die Bücher über die Ein- und Ausreise über den Flughafen von Punta del Este sind seit 1959 komplett. Aber in den gebundenen Büchern ist eine "Lücke", zwischen dem 1. April 1960 bis 61. "Komisch", so der Kommentar des uruguayischen Innenministers, José Díaz, der mir die Archive seines Ministeriums öffnete. Díaz ist einer der historischen Anführer der Sozialistischen Partei Uruguays. Am 8. März dieses Jahres, einen Tag vor Besuch von George W. Bush in Uruguay, wurde er abgesetzt.
  • Laut des Flugplans der Piper von Uruguay nach Buenos Aires, den ich der uruguayischen Verteidgungsministerin zukommen liess, sassen in der Maschine der Pilot Enrique Frois, der Copilot J.A. B. Und ein Passagier Daniel Ferres - alle Uruguayer. Ferres war Reishändler und mit Brown, dem Besitzer der Piper, befreundet; Jahre später wollten ihn einmal die MLN-Tupamaros entführen. Der Pilot Frois (verstorben wie Ferres) unterhielt in Montevideo ein Lufttaxi-Unternehmen. Unter uruguayischen Piloten ist er als jemand bekannt, der an den "Todesflügen" teilgenommen hat, mit denen während der Militärdiktatur Kinder zwischen Argentinien und Uruguay transportiert worden sind.
  • Der Copilot JAB gibt nicht zu, an dem Flug vom 11. Mai 1960 teilgenommen zu haben, wie es auf dem Flugplan steht. Aber er gibt zu, dass er in die uruguayischen Streitkräfte 1948 eingetreten sei. 1955 habe er ein Spezialkurs in Alabama, bei der US Airforce abgelegt. Am 22. April 60 ist er in den Generalstab der Luftwaffe befördert worden, also knapp drei Wochen vor Eichmann Verschwinden aus Argentinien. Im November 60 sei er in den "Obligatorischen Ruhestand" versetzt worden.

Wurden die Uruguayer, eine Nation mit anti-faschistischer Tradition, mit dem Argument überredet, dass sie an einer anti-nazi-Aktion teilnehmen? Einen Kriegsverbrecher aus Argentinien locken, wo er geschützt wurde?

Vielleicht war dies die Motivation des Copiloten. Er schien mir, in den Gesprächen die ich mit ihm führen konnte, von aufrechter demokratischer Gesinnung zu sein. Er verlor 1973, beim Militärputsch, wegen seiner gewerkschaftlichen Betätigung seine Arbeitsstelle und flog ein paar Jahre bei dem Lufttaxi-Unternehmen Frois, bis er merkte, dass dieser heimlich Kinder für die Repression transportierte. Er kennt auch die Piper-Apache gut (eine "Porquería", eine Scheissmaschine, vom technischen Standpunkt her gesehen, weil sie wegen ihrer Sonderausstattung zu schwer für ihre beiden Motoren geworden sei).

Aber hat sich die uruguayische Regierung, zu diesem Zeitpunkt bestehend aus mehreren konservativen Parteien, nie gefragt, warum diese Operation von US-Amerikanern geplant wurde, die enge Verbindungen zu US-Regierungsstellen und zur Erdölindustrie gehabt haben?

Ich habe der uruguayischen Verteidigungsministerin Azucena Berruti, die aus der Menschenrechtsbewegung kommt, nach der Beteiligung von Angehörigen der uruguayischen Streitkräfte an der Operation Eichmann gefragt und Dokumente zukommen lassen. Ich habe Präsident Tabaré Vázquez (Sozialist) gefragt, ob sich sein Land als Basis für eine ausländische Macht benutzen liess. Sie haben sich nicht geäussert.

Dies sind die Fakten. Jeder kann sich seine eigene Meinung bilden.

Fortsetzung: Israel: Der Mythos vom effizientesten Geheimdienst der Welt. Vom edlen Rächer zum moralischen Hochstapler?


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