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Updated: 18.12.2012 15:51
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Wie kam Adolf Eichmann wirklich nach Israel ???

Gaby Weber

15. Dezember 1961. Ein israelisches Gericht verurteilt Adolf Eichmann, der die Deportation Hunderttausender in die NS-Vernichtungslager organisiert hatte, aufgrund seiner Verbrechen gegen das jüdische Volk und die Menschheit zum Tod. Dies ist die unleugbare geschichtliche Wahrheit.

Drei Mossad Agenten, unter ihnen der Chef des Geheimdienstes Isser Harel, hatten in ihren Memoiren detailliert beschrieben, wie sie den Kriegsverbrecher aus Argentinien entführt haben wollen. Davon ist vieles frei erfunden. Dies ist ihre Version, die von der israelischen Regierung nie dementiert wurde:

  1. Nach jahrelanger Fahndung will der Mossad Eichmann in Argentinien gefunden und am Abend des 11. Mai 1960 auf seinem Nachhauseweg gestellt und gewaltsam in ein Auto gezerrt haben. In einer konspirativen Wohnung in Buenos Aires wollen sie ihn neun Tage gefangen gehalten haben.
  2. In der Nacht des 20. Mai wollen Mossad-Agenten Eichmann, betäubt und in der Uniform eines El-Al-Stewards, an der unaufmerksamen argentinischen Zoll- und Passkontrolle vorbei am Internationalen Flughafen in Ezeiza in das El-Al-Flugzeug Bristol Britannia gesetzt haben, das eine Regierungsdelegation nach Buenos Aires am Morgen eingeflogen hatte.
  3. Das El-Al-Flugzeug soll um kurz nach Mitternacht, am 21. Mai, in Ezeiza gestartet, und mit einer Zwischenlandung in Dakar am 22. Mai um 7.35 Uhr in Israel gelandet sein.

Dies kann nicht stimmen.

  1. Eichmann ist 1957 von einem Überlebenden des KZ Dachaus, Lothar Hermann, entdeckt worden, einem alten, blinden Mann. Er teilte dies dem hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer mit, der die israelische Regierung jahrelang, vergeblich, überzeugen wollte, den Kriegsverbrecher vor ein israelisches Gericht zu bringen. Im März 1960 schrieb Hermann nach Israel: „„Es scheint, dass Sie kein Interesse haben, Eichmann zu verhaften.“
  2. In der Nacht des 20. Mai wurde nach argentinischen Untersuchungen kein Mann in El Al Uniform am Airport in Ezeiza an den Kontrollbehörden vorbei geschleust. Das El Al Flugzeug startete in Ezeiza ohne Eichmann an Bord.
  3. Die Bristol Britannia hat, nach Angaben des Herstellers, der Bristol Aeroplane Company, eine Reichweite von 6.869 Kilometern. Die Distanz zwischen Dakar und Buenos Aires beträgt aber 6.952 Km. Deshalb musste das Flugzeug, wie auf dem Hinflug in Recife, auch auf dem Rückflug auftanken. Bei dieser, aus technischen Gründen, zwingenden Zwischenlandung wurde Eichmann in die El-Al-Maschine gesetzt, auf dem Flughafen Laguna del Sauce im uruguayischen Badeort Punta del Este.

Aber wie war Eichmann dorthin gekommen? Freiwillig oder gewaltsam? Wurde er dort verhört, gefoltert? Oder wurde mit ihm, dem ehemaligen Obersturmbannführer und damit ranghöchsten Nationalsozialisten im Exil, verhandelt? Was hat er preisgegeben? Was waren die Motive für die Gefangennahme des Mannes, der fünf Jahre lang auf der Lohnliste von Standard Oil gestanden hatte? Und wer war diese mysteriöse Mann William Mosetti, der Mann von Standard Oil, Offizier für Mussolini, US-Geheimdienstagent und Generaldirektor von DaimlerChrysler? Auch Eichmann arbeitete dort.

Eichmann war 1906 in Solingen geboren worden , in Linz aufgewachsen und dort auf dieselbe Realschule wie Adolf Hitler gegangen, auf die Kaiser-Franz-Josef-Realschule. 1927 trat er in die „Frontkämpfervereinigung“ ein, und im selben Jahr wurde ihm von der US-Firma Vacuum Oil Company, die einst John D. Rockefeller seinem Trust einverleibt hatte, die Vertretung für Oberösterreich übertragen. „Bis Juni 33 arbeitete ich für diese Firma in Oberösterreich, Salzburg und Nordtirol“ – so Eichmann in seinem Lebenslauf.

1932 rekrutierte ihn sein Freund Ernst Kaltenbrunner, der spätere Chef des Reichssicherheitshauptamtes, für die NSDAP und die SS. Dank des Motorrads, das ihm Vacuum Oil zur Verfügung gestellt hatte, war er mobil und seine Kameraden, denen er im Braunen Haus in Linz Bier und Vesper spendierte, ernannten ihn zum „Führer des Motorsturms der Standarte“. Im Juni 1933 verbot die österreichische Regierung alle Nazi-Aktivitäten. Eichmann wurde gekündigt – „ein freundlicher Abschied“, schreibt der Eichmann-Biograph David Cesarani. Die Firma zahlte noch fünf Monatsgehälter. Eichmann machte Karriere, landete beim „Verbindungsstab“ des Reichführers SS in Passau und im SD-Hauptamt. Dort baute er die Abteilung „Juden“ auf.

Nach 1945 versteckte er sich fünf Jahre lang in Deutschland. Obwohl er der Protokollführer der „Wannseekonferenz“ gewesen war, auf der die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen wurde, klagten ihn die Alliierten in Nürnberg nicht an. Laut Dokumenten der CIA soll Eichmann versteckte Goldbestände gesichert und die Flucht von Kriegsverbrechern finanziert haben.

1950 traf Eichmann in Buenos Aires ein – mit falschen Papieren, die er von einem Franziskanermönch erhalten hatte. Zwei Jahre später ließ er seine Familie nachkommen, seine Söhne schulte er unter ihrem richtigem Namen in der deutschen Schule ein.

„Eichmann war in einer Gruppe von 16 Deutschen gekommen“ - erinnert sich die rechte Hand von Staatspräsident Perón, Jorge Antonio, der 1951 Mercedes Benz Argentina gegründet hatte - „Daimler Benz bat mich, sie einzustellen, sie alle seien Techniker. Ich kannte ihn unter seinem richtigen Namen, aber das interessierte mich alles nicht.“

Antonio kaufte als Strohmann für Daimler-Benz und andere Firmen 60 Aktiengesellschaft im Bergbau, in der Landwirtschaft, im Immobiliensektor, mit Geld, das während des 2. Weltkrieges in der Schweiz angelegt war. So gelangte es, getarnt als Begleichung von Ex- und Importen, wieder in den Kreislauf der Unternehmen.

Hat er sich jemals gefragt habe, ob er Nazi-Gelder verwaltete? “Mit uns haben die Deutschen viel Geld gemacht“, so Antonio, lachend, „wenn Sie das Geldwäsche nennen ... Ich wollte eine Lastwagenfabrik. Und die habe ich bekommen.“

1955 putschte das Militär. Alle Firmen Antonios wurden beschlagnahmt, seine Ordner über seine Finanzaktionen, über getürkte Lieferungen und die schwarze Buchführung. Antonio wurde verhaftet und saß zwei Jahre im Gefängnis. 1957 fiel Daimler Benz entschädigungslos an den argentinischen Staat. „Die beschlagnahmte Firma“, so heisst es im Urteil, „konnte die Existenz von deutschen Kapitalanlagen nicht nachweisen.“

Daimler-Benz und sein grösster Anteilseigner, die Deutsche Bank, fürchteten, “ihr” Kapital zu verlieren und erinnerten sich an einen alten Freund. An William Mosetti. Er war 1949 zu Socony-Vacuum, inzwischen Mobil Overseas Oil Company, zurückgekehrt und lebte in Afrika. Als ihn Daimler-Benz anheuerte, war er in Leopoldville, Belgisch Congo, und von dort sandten sie ihn nachBuenos Aires. Er machte, mit seinen Verbindungen, vor allem zu den Militärs, glänzende Arbeit.

Erst das Berufungsgericht entschied zugunsten von Daimler-Benz. 1959 öffnete die Lastwagenfabrik wieder ihre Pforten, Arbeiter wurden eingestellt. Unter ihnen Eichmann alias Ricardo Klement.

Eichmann hat sich sehr sicher gefühlt. Er gab sogar Interviews. Der ehemalige SS-Offizier Willem Sassen führte mit ihm 50 mehrstündige Gespräche. Eichmann war verbittert. Er, einst Herr über Leben und Tod, war verarmt und hatte nichts mehr zu sagen. Die deutsche Grossindustrie hatte an einem Wiederaufbau der NSDAP kein Interesse und bei Mercedes Benz erhielt er ein Gnadenbrot.

Auf den Tonbändern, die Sassen mit Eichmann aufnahm, ist immer wieder das Entkorken von Weinflaschen zu hören. Er kam in Fahrt und prahlte mit „Heldentaten“: „Mich reut gar nicht. Hätten wir von den 10,3 Millionen Juden 10,3 Millionen Juden getötet, dann wäre ich zufrieden und würde sagen: ‚gut, wir haben einen Feind vernichtet.“

Sassen versuchte das Interview an die Presse zu verkaufen. Es war nur eine Frage der Zeit, dass Journalisten an der Haustür des redseligen Eichmann klingelten. Und es war völlig unberechenbar, über was und über wen er wohl auspackte. Über Hans Globke, seine Kameraden aus der SS, die in Chefetagen bundesdeutscher Konzerne einzogen? Über seinen früheren Arbeitgeber Standard Oil?

Am 29. April 1960 ernannte die Aktionärsversammlung von Mercedes Benz Argentina William Mosetti zu ihrem Generaldirektor. Und 12 Tage später, am 11. Mai 1960, kam Eichmann nicht nach Hause. Er hatte zuvor seiner Frau gesagt, dass er „eine wichtige Verabredung ausserhalb von Buenos Aires“ habe. Am nächsten Morgen schlug seine Frau in der Mercedes-Fabrik Alarm und eine „inoffizielle Suchaktion wurde eingeleitet“ – so ein Vermerk des ehemaligen SS-Offiziers und Daimler-Vorstandsmitglied Hanns-Martin Schleyer.

Am 23. Mai erklärte Israels Premierminister in der Knesset, dass sich Eichmann in israelischer Haft befinde. Wie er nach Israel gekommen ist, sagte Ben Gurion nicht. Die Version, dass der Mossad Eichmann aus Argentinien entführt haben will, setzten Journalisten in die Welt.

Mosetti muss an seiner Entführung teilgenommen haben. Am 12. Mai, einen Tag nach seinem Fernbleiben vom Arbeitsplatz, liess er Eichmann/ Klement aus der Sozialversicherung herausnehmen. Er wusste zu diesem Zeitpunkt also schon, dass der Kriegsverbrecher nicht zurück kehren wurde – elf Tage bevor Ben Gurion seine Gefangennahme in der Knesset bekannt gab.

Die argentinische Regierung liess untersuchen, wie es zu dieser Verletzung ihrer Souveränität gekommen war. Aber die Ergebnisse wurden nie veröffentlicht. Die Welt erfuhr nichts von jenem kleinen Piper-Flugzeug mit US-amerikanischer Register-Nummer, die an jenem 11. Mai, von einem lokalen Flughafen in der Nähe von Eichmanns Haus, startete und den Rio de la Plata Richtung Uruguay überquerte.

Bis heute verfassen Schreiberlinge für viel Geld Filme und Bücher über die angebliche Entführung des Kriegsverbrechers durch den Mossad. Die Lüge geht ihren Weg.


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