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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Kolbenschmidt in Hamburg: Hände weg vom Werk!
Im vorigen Jahr wurde noch das 75 jährige Firmenjubiläum gefeiert, da ahnte noch keiner was vom geplanten Ende, gratulierte sich doch die Firmenleitung noch selbst auf ihrer Internsetseite: "Kolbenschmidt - Umsatzrekord zum 75. Firmenjubiläum". Und jetzt können sich die 237 Hamburger Beschäftigten nur retten, wenn sie dafür sorgen, daß pro Jahr 25 Millionen Euro eingespart werden. Zu recht prangerte das ein Kollege als "nackte Erpressung" an. Sie wähnten sich alle auf der sicheren Seite, hatten sie doch laut BR-Vorsitzendem Horst Pittrof in den letzten fünf Jahren zwei Strukturprogrammen und einer Betriebsvereinbarung über flexible Arbeitszeit zustimmen müssen. 120 Arbeitsplätze wurden in dieser Zeit vernichtet. Das Werk schrieb schwarze Zahlen. Werksleiter Kutz gestand auf der Betriebsversammlung am 4.10., auf der das Ende von Kolbenschmidt Hamburg verkündet wurde zwar zu: "Es sieht bis Ende 2008 sehr gut für Hamburg aus und zur Zeit wird gutes Geld verdient." Dann fügte er aber hinzu: "Aber ab 2009 fallen Aufträge weg, die nicht durch andere Aufträge aufgefüllt werden können, solange die Lohnstückkosten in Hamburg so bleiben wie sie sind". Herr Kutz ist wohl Hellseher, er weiß jetzt schon, daß bis 2009 keine Aufträge mehr eingehen. Nicht Hellseher ist er, das weiß er, daß die Lohnstückkosten in Tschechien und China niedriger sind. Dorthin sollen nämlich die Arbeitsplätze von Kolbenschmidt Hamburg und Neckarsulm transferiert werden. In einem Flugblatt vom 24.10. schlußfolgern IGM Hamburg, VK und BR: "Das Unternehmen krankt nicht in Deutschland, sondern in Rest-Europa, USA und Asien. Darum fordern wir das Unternehmen auf, die Probleme nicht zu Lasten der deutschen Standorte lösen zu wollen. Wir fordern sie auf, die deutschen Standorte zu stärken...Daß in Hamburg die Produktion zu Weltmarktpreisen möglich ist, zeigen die Ergebnisse." Dazu wäre anzumerken: Das Werk des Edelarmaturen-Herstellers Grohe in Herzberg (Brandenburg) erwirtschaftete einen Profit von 20,4 Prozent . Nachdem Grohe von Texas Pacific Group aufgekauft war, einer sogenannten Heuschrecke, wurde das Werk nach Thailand transferiert, weil dort 30 Prozent Profit erwartet wurde. Die Frage ist nun, ob Rheinmetall weniger profitgierig ist als eine Heuschrecke. Über Grohe gibt es einen hervorragenden Doku-Film: "Und Du bist raus". Zu ergänzen ist allerdings, daß sich die Grohe-Kolegen kaum gewehrt haben... Zum Schluß machte ein Kundgebungsteilnehmer auf die Betriebsbesetzung im Fahrradwerk Nordhausen aufmerksam und wies auf einen Film über Pierburg hin, der um 15 Uhr in einem Kino ganz in der Nähe gezeigt würde. Bei Pierburg waren 1973 überwiegend MigrantInnen beschäftigt waren, meistens Frauen, die in einer einwöchigen Betriebsbesetzung erreichten, daß die Leichtlohngruppe II abgeschafft wurde. Pierburg gehört wie Kolbenschmidt zum Waffenkonzern Rheinmetall. Dieter Wegner, (Jour Fixe der Gewerkschafslinken Hamburg), 24.10.2007 |