letzte Änderung am 1. Okt. 2002 | |
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"Wir streben eine Gesellschaft an, in der alle an Erwerbsarbeit teilhaben
und sich gleichzeitig in bürgerschaftlichem Engagement und Ehrenamt betätigen
können."
Aus: "Offensive 2010. Chancen für eine bessere Zukunft. Diskussionsgrundlage
für den IG Metall-Zukunftskongress Juni 2002", IGM-Vorstand, Mai 2002,
S. 8.
Gewerkschaftsjugend und Globalisierungskritiker gehen auf die Straße mit der Parole: "Her mit dem schönen Leben! Eine andere Welt ist möglich!"
Ist dies ein Gegensatz? Es kommt auf den Inhalt an - ein möglicher wäre: Der oft vergessene oder auf die Zukunft verschobene Passus des Kommunistischen Manifests, der da lautete "Jedem nach seinen Bedürfnissen"...
Als Gewerkschaftslinke haben wir unsere Position dazu zu klären...
a) "Die traditionelle gewerkschaftliche Orientierung auf die Zentralität
der Erwerbsarbeit (kann) dazu führen, die Schwierigkeiten vieler Menschen
mit sinnentleerter, unwürdiger Arbeit (...) aus dem Auge zu verlieren.
Die arbeitspolitischen Vorstellungen der Gewerkschaftslinken sind vielleicht
manchmal weniger von der herrschenden Arbeitsethik entfernt, als wir uns das
vorstellen können."
Aus: Bernd Riexinger/Andreas Bachmann: "Thesen für einen Perspektivenwechsel
gewerkschaftlicher Politik" vom 3.9.99, These 11
b) "Und es spricht einiges dafür, dass der gesellschaftliche Tatbestand
Arbeit, die Angewiesenheit jedes einzelnen Menschen auf die Tätigkeit von
anderen und das Bedürfnis der meisten Menschen nach Tätigkeit für
und mit anderen, die materielle Grundlage einer gleichermaßen egalitären
wie freiheitlichen und solidarischen Moral ist oder zumindest sein kann, die
sich eben nicht nur in allgemein geteilten Werten, sondern auch in kollektiven
Interessen realisiert."
Aus: Ingrid Kurz-Scherf/Bodo Zeuner, Politische Perspektiven der Gewerkschaften
zwischen Opposition und Konspiration. Für eine neue Debatte über alte
Grundwerte, in: GMH 3/2000, S.159
Zwar wurde beide Male vorsichtig formuliert, aber dennoch dürfte deutlich werden, dass die Vorstellungen in unterschiedliche Richtungen gehen...
a.) Eine Organisation aller Lohnabhängigen sollte auf die Einheitlichkeit der abhängig Beschäftigten und Erwerbslosen, unabhängig von Pass, Geschlecht, Alter, gesellschaftlicher Stellung und Herkunft hinarbeiten. Dies wirft aber direkt die Frage auf, inwiefern Lohntarifverträge mit Unternehmerverbänden weiterhin die eine und zentrale Aufgabe von Gewerkschaften sein können. Das bedeutet andrerseits den Bereich Niedriglohn in allen Sektoren (ein Scharnier zur Erwerbslosenarbeit und personell nach wie vor sehr stark von MigrantInnen geprägt), genauso zu organisieren wie Facharbeiter in Großkonzernen, diese Menschen in Auseinandersetzungen einzubeziehen und dadurch potentiell zu mobilisieren, wie die Erwerbslosen.
b) Arbeitszeitverkürzung als zentrale Antwort sowohl auf Arbeitsverdichtung als auch auf Niedriglohnarbeit und Erwerbslosigkeit ist kaum noch Thema. Dabei stellt sich eher die Frage: Reicht diese Position noch aus angesichts zunehmender Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse ? Wie weit muss denn stattdessen auch die Frage der (gesellschaftlich diskutierten) sinnvollen Arbeit dabei ebenso eine Rolle spielen, wie die ökologischen Dimensionen bestimmter Produktionsprozesse und Dienstleistungen - und wie kann dies über einen "moralischen Hintergrund" hinaus praktisch wirksam gestaltet werden?
c) Neue Arbeitsformen von Netzwerken über Gruppenarbeit bis zu Kreativ- und Qualitätsgruppen sind unter dem Gesichtspunkt zu diskutieren, inwieweit sie als kapitalistisch entworfene und bedingte abzulehnen sind, aber auch inwieweit sie im Widerspruch zu den Begrenzungen und Bestimmungen, denen sie unter kapitalistischen Bedingungen unterliegen, für eine ganz andere Form von Produktion und Verteilung neue Chancen bieten.
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